Impressionismus und die Inspiration aus Japan

Während derzeit im Von der Heydt-Museum Wuppertal Camille Pissarro, der "Vater" des Impressionismus mit seinen Malerkollegen in Diskurs tritt, geht das Museum Folkwang aus einem anderen Blickwinkel auf die französischen Impressionisten ein.

Die aktuelle Sonderausstellung des Museums Folkwang in Essen zeigt, wie die französischen impressionistischen Maler in der Zeit von 1860 bis 1910 von der japanischen Kunst beeinflusst wurden.

Als sich Japan 1854 nach fast zweihundertjähriger Abschottung wieder politisch und wirtschaftlich für die westliche Welt öffnete, setzte ein reger Waren- und Informationsaustausch ein. Plötzlich war es chic und en vogue, eine japanische Druckgrafik zu besitzen, sich in edle japanische Stoffe zu hüllen, Vasen mit bestimmten Motiven zu haben oder zumindest ein Abbild des Berg Fuji in seinen Wohnräumen aufzuhängen. Das Thema "Japan" wurde zur Modeerscheinung im Bürgertum.
Die Künstler in Frankreich waren die ersten, die von diesem Hype ergriffen wurden.

Die Ausstellung im Folkwang präsentiert in 12 Räumen mit insgesamt 1400 qm Fläche, wie Monet, Gauguin, van Gogh ... von Japan inspiriert wurden. Europäische Kunst (Gemälde, Grafiken und Druckgrafiken, Fotografien und Objekte) und Japanische Kunst (Malerei, Holzschnitte, Fächerschablonen und Objekte) werden sich gegenüber gestellt und treten in einen inspirierenden Dialog.

Zunächst war das "Japanische" ein beliebtes Motiv. Plötzlich werden farbige Kimonos oder spezielle Vasen in den Gemälden dargestellt. So ließ z.B. der 1886 nach Paris gekommene van Gogh bedeutende Motive japanischer Holzschnitte in seine Gemälde einfließen, wie etwa die Abbildung einer Kurtisane in "Japonaiserie" (nach Keisai Eisen).

In Laufe der Auseinandersetzung mit der exotischen Kunst folgte die Übertragung japanisch inspirierter Bildthemen und Gestaltungsprinzipien auf die europäische Lebenswelt.
So hat vermutlich Paul Cézanne für sein immer wiederkehrendes Motiv des Berges Sainte-Victoire seine Impulse aus den Manga-Bänden oder der Serie der 36 Ansichten des Berges Fuji eines Katsushika Hokusai erhalten.

Ein neues Formenrepertoire ging in die moderne europäische Bildwelt ein. Man löste sich von der Zentralperspektive und erforschte andere Möglichkeiten der Raumdarstellung.
Paul Gauguin stilisiert 1888 in seinem Gemälde "Frauen aus Arles" Figuren und Landschaften zu einfachen geometrischen Formen in satten, monochromen Farbflächen. Durch die steile Aufsicht ohne Horizont wird die Künstlichkeit der Szene in der Parklandschaft weiter gesteigert.

Manche Künstler verinnerlichten die Bildsprache des japanischen Holzschnittes.
Schließlich führt der Japonisme bei Künstlern wie van Gogh, Monet und anderen zu einer Verinnerlichung und Transformation japanischer Stilmittel und Techniken.
Der Sämann bei Sonnenuntergang ist eines der prägnantesten Beispiele für den Japonisme im Werk von Vincent van Gogh. Er hatte die künstlerischen Prinzipien der japanischen Kunst, wie diagonale Bildteilung, Nahsicht und Flächigkeit, verinnerlicht und interpretierte diese auf eigene Weise neu.
In einem Briefwechsel mit seiner Schwester berichtet van Gogh 1888 aus Arles, er habe hier einen Ort gefunden, der dem von ihm erträumten Japan sehr nahe kommt.
Claude Monet dagegen baute sich sein Japan nach. In seinem Garten in Giverny ließ Monet japanische Pflanzen setzen und einen Seerosenteich mit kleiner Holzbrücke anlegen. In den Gemälden seines Gartens wendet Monet das Prinzip an, ein- und dasselbe Motiv zu variieren, eine in Japan seit langem gängige künstlerische Praxis.

Ein Kabinett mit Warnhinweis entführt schließlich in den erotischen Japonisme und belegt, wie auch im 20. Jahrhundert noch selbst Pablo Picasso direkt von den freizügigen japanischen shunga ("Frühlingsbildern") inspiriert wurde.

Der Museumsdirektor Tobia Bezzola freut sich, noch bis zum 18. Januar 2015 japanische Druckgrafiken aus dem Besitz von Claude Monet, Henri Rivière oder Vincent van Gogh gemeinsam mit den Meisterwerken dieser von der japanischen Kultur begeisterten Künstler präsentieren zu können.
Weitere Informationen - auch zum umfangreichen Rahmenprogramm - unter www.inspiration-japan.de.

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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