„Ich will auch so einen Holzkopp“

Welcher Holzkopf ist der Echte? Thomas Echt posiert neben seinem hölzernen Pendant.
Foto: Henschke
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Thomas Echt hat nun einen Holzkopf vom Fischlaker Künstler Roger Löcherbach

Was hat er sich geärgert! „Im Fernsehen kam unser Roger Löcherbach viel zu kurz.“ Und wenn sich Thomas Echt aufregt, dann nimmt er kein Blatt vor den Mund. Echt nicht.

Doch der, für den er da so engagiert streitet, der senkt nur bescheiden den Kopf. So schlimm war es auch wieder nicht. Man muss für die Gelegenheit dankbar sein. Seine Figuren seien doch zu sehen gewesen. Roger Löcherbach möchte nun mal partout nicht im Vordergrund stehen, gibt sich fast schon spröde im Gespräch: „Sprechen wir nicht über mich. Wichtig sind doch meine Skulpturen. Hinter denen trete ich zurück. Meine Figuren sprechen für sich.“ Eine löbliche, ungekünstelte Demut vor dem Kunstobjekt und dem Material. Das ist Holz, möglichst von heimischen Bäumen. Oft Eiche, die hält sich im Außenbereich am besten. Einer breiteren Bekanntheit dienen sicherlich die Baumriesen „Herold“ und „Musica“, die in Werden gut sichtbar neben der B224 in Richtung der Folkwang-Universität blicken. Löcherbach weist auf sein Refugium im ländlichen Fischlaken: „Hier ist ein guter Ort. Da habe ich Glück gehabt.“ Rustikale Werkstatt-Atmosphäre, hier soll nichts museal wirken. Nun wird der so zurückhaltende Löcherbach energisch: „Hier ist keine Galerie. Es ist ein Ort der Arbeit. Genau so soll es auch bleiben.“ In seinem Atelier und daneben in der Remise finden sich unzählige Beispiele seines Schaffens. Hier bricht sich ein unbändiger Drang Bahn, sich mit ungewöhnlichem Werkzeug künstlerisch auszudrücken. Mit der Kettensäge schafft der Künstler seine Skulpturen. Ist erst einmal die rohe Form dem Baum entrissen, wird eventuell noch feiner gearbeitet. Durch Farbigkeit bekommen die Figuren eine erstaunliche Lebendigkeit. Die von ihm porträtierten Menschen? Die bekommen einen Abdruck ihrer selbst. Aber eben nicht einen fotografischen, naturgetreuen. Gut gemacht, aber irgendwie seelen- und daher leblos? Nein, Löcherbach fängt das Wesentliche ein, die Ausstrahlung seines Modells.

Original oder Fälschung?

Roger Löcherbach arbeitet zurzeit an einem spannenden, besonders heimatbezogenen Projekt. Am Schwarzen sollen demnächst vier seiner Tierfiguren aufgestellt werden. Sie nehmen Bezug auf alte Honnschaften. Initiatorin Hannelore Kahmann vom Werdener Bürger- und Heimatverein hatte sich bei der Eröffnung des Treidelplatzes in die Kuh verliebt. Sie steht für Heidhausen, ein Pferd für „Päd-Holsterhusen“, ein Ferkel für „Ferkes-Fischlaken“ und eine Ziege für „Hippen-Hamm“. Mitte Oktober wird offizielle Einweihung der Skulpturengruppe sein, eine ideale Ergänzung zum Historischen Pfad Werden-Land.
Thomas Echt sitzt nun vis-à-vis seines hölzernen Pendants und scherzt: „Na, was ist Original, was Fälschung? Nun habe ich zwei Holzköpfe. Meinen Dickschädel und den vom Löcherbach.“ Die Fernsehsendung West Art im WDR hatte ihn auf Löcherbach aufmerksam gemacht, so erging es gewiss vielen Kunstinteressenten. Im Prinzip schon mal lobenswert. Dennoch: Thomas Echt hatte sich geärgert, da der Künstler und sein Werk ein wenig untergingen. Diese Wut war noch nicht verraucht, als er durch einen Bekannten auf das Löcherbachsche Areal stieß. Sah dessen Figuren. War restlos begeistert. Und wollte helfen: „Der Mann braucht ein größeres Publikum. Als gelernter Buchhändler weiß ich doch genau, dass man auch was verkaufen muss. Kunst muss auch leben. Ich werde meiner Freundesschar Bescheid stoßen, was da Tolles schlummert.“

„Wie viel bin ich Dir wert?“

Zurück zur Geschichte des Echten Löcherbachs. Thomas Echt ist ein kurzentschlossener Typ, die Idee war schnell geboren: „Ich will auch so einen Holzkopp.“ Man kam ins Gespräch, die Formalitäten wurden besprochen. Man wurde sich im Prinzip handelseinig. Doch einen Gang musste Echt noch gehen, fuhr heim und fragte die Gattin: „Schatz, wie viel bin ich Dir wert? Ich würde gerne meinen Kopf in Holz abbilden lassen“ Es folgten ein banger Moment, ein fragender Blick. Als die Frau dann endlich den Daumen hob, war der Deal perfekt. Thomas Echt saß Modell, Roger Löcherbach zauberte ein paar Skizzen auf seinen Block, nach denen er den überlebensgroßen Kopf modellieren konnte. Mit Stirnband, Ohrring und Brille. Durch eine zarte Farblasur ist die Struktur des Werkstoffs weiterhin zu erkennen: „Ich will das Holz ja nicht überdecken, sondern es noch sehen können.“ Nur ein wenig verspielte Exklusivität hat sich der Künstler erlaubt: der Ring ist mit Blattgold belegt. Wenn schon, denn schon? Löcherbach schmunzelt ein wenig verlegen. Noch ruht der Schädel in Fischlaken, erst später wird er in seine zukünftige Heimat gekarrt. Zuvor muss Thomas Echt nämlich noch ein Podest bauen, aus stabilen Stahlträgern. Nicht zuletzt, da er drei Enkel hat: „Damit da nichts passiert.“ Das gute Stück wird demnächst vor seinem Gartenhaus an der Velberter Straße stehen, natürlich wettergeschützt unter einem Vordach: „Ich habe da ein schönes Fleckchen Erde. Gerne können Besucher meinen Garten und die Löcherbach-Skulptur besuchen.“ Thomas Echt ist unter 0201-48641341 oder thomas.echt@yahoo.de erreichbar.

Welcher Holzkopf ist der Echte? Thomas Echt posiert neben seinem hölzernen Pendant.
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Roger Löcherbach fertigte zunächst Skizzen an, schuf danach den Kopf aus Fischlaker Eiche. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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