Herzen - und noch viel mehr. Jim Dine im Museum Folkwang
Jim Dine (*1935 in Cincinnati/Ohio) gehört zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation. Oder besser gesagt, er ist wohl der Druckgrafiker schlechthin der letzten 50 Jahre. Anlässlich seines 80. Geburtstages widmet ihm das Museum Folkwang eine große Retrospektive mit rund 250 Arbeiten. „About the Love of Printing“ was soviel heißt wie „Über die Liebe zum Drucken“ ist eine eindrucksvolle Ausstellung, die die gesamte Bandbreite seiner Druckgrafiken zeigt, von den ersten Anfängen bis zu den jüngsten Arbeiten. Und das Wichtigste: der Rundgang macht Freude!
Wer Jim Dines Arbeiten sieht, denkt sicher zuerst an Malerei. Mit Druckgrafik verbindet man eher kleine Formate, meist in schwarz-weiß. Das hier ist anders. Diese Druckgrafiken sind farbig, malerisch angelegt und oft großformatig. Das bekannteste seiner Motive ist das Herz in vielerlei Größen, Reihung und Farben. In der Ausstellung sieht man eine ganze Herz-Palette. Aber das Herzsymbol ist nur ein Teil seiner Motivwelten. Der kleine Jim verbrachte viel Zeit im Werkzeugladen seines Vaters und Großvaters. Daher seine Vorliebe zu Zange, Hammer und Schraubenzieher, denen er sogar Körperhaare sprießen lässt.
Werkzeuge, Bademäntel und Pinocchio
Zu seinen Motiven gehören Skulpturen der Antike, wie die Venus von Milo, die er grafisch in farbige Flächen umsetzt, ebenso Natur und Landschaft, Literatur und vorgefundene Bilder, die er weiterverarbeitet, wie in seiner Reihe „A History of Communism“. Da druckt er über noch aus der DDR stammende Lithografien ostdeutscher Kunststudenten eigens dafür gearbeitete Radierungen. Der Bademantel taucht immer wieder als Motiv auf. Ein Platzhalter und ungewöhnlicher Stellvertreter für sein eigenes Porträt. Sein Selbstbildnis ist anderweitig zu finden, in der Reihe der 41 Lithografien zum Thema Pinocchio. Das kecke, sprechende Holzscheit ist eine Erinnerung an frühe Kindertage. Dine sieht in Pinocchio aber auch ein Symbol für die Menschwerdung. Es fasziniert ihn, wie aus toter Materie Leben entsteht. So stellt sich Dine in der Lithografiereihe als Meister Gepetto dar, der dem Holzscheit Pinocchio letztendlich Leben einhaucht und ihn zu einem kleinen Jungen werden lässt. Passend dazu hat Dine drei lebensgroße Skulpturen aus Holz in den Raum stellen lassen. Das sieht auf den ersten Blick täuschend lebendig aus.
Seine Kunst soll „schön, zornig, verwegen“ sein
Seine jüngsten Arbeiten sind 2015 entstanden. Da rückt er vollends vom Figürlichen ab, stellt großformatige Farbholzschnitte her mit lebendigen, ungezügelten Farbflächen. Die Lust an Farben und Flächen, an Formen und Strukturen wird da ganz deutlich. Das Erstaunliche, es ist keine Malerei, es sind Farbholzschnitte. Jim Dine ist ein Könner seines Fachs. Er beherrscht alle Drucktechniken perfekt, kombiniert sie untereinander. Um spezielle Effekte zu erzielen, greift er auch zu mechanischen Hilfsmitteln, bearbeitet die Holzstöcke auch mal mit der Kettensäge. Seine Kunst soll „schön, zornig, verwegen“ sein.
Nicht selten wird Jim Dine in die Riege der Pop-Art Künstler wie Roy Lichtenstein oder Andy Warhol gerückt. Er selbst sieht sich nicht als Vertreter der Pop-Art. „Pop-Art beschäftigt sich mit äußeren Dingen. Ich beschäftige mich mit inneren.“ sagt er. Dine hat mit den besten Druckern weltweit zusammengearbeitet. Diese Team-Arbeit liebt er. Malerei dagegen, so Dine, ist ein einsames Geschäft.
Großzügige Schenkung an das Museum Folkwang
Jim Dine hat dem Museum Folkwang ein großzügiges Geschenk gemacht. Die meisten Stücke der Ausstellung, 230 Arbeiten, hat er dem Museum Folkwang als Schenkung überlassen. Hier, so sagt er, sind sie gut aufgehoben. Die Museumsleute werden sich gut drum kümmern.
Die Ausstellung läuft bis zum 31. Januar 2016
Im Foyer werden drei Kurzfilme gezeigt, in denen Jim Dine bei der Arbeit zugesehen werden darf. Dabei werden die Drucktechniken Holzschnitt, Tiefdruck und Lithografie erläutert.
Weitere Infos unterwww.museum-folkwang.de
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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