Guns N’ Roses an der Kellerstraße?
Beim Sommerkonzert präsentiert die Ludgerusschule ihr breites musisches Angebot
Das Schlagzeug geht mächtig voran, cool nimmt die Gitarre die Melodie auf, die Keyboards jagen los. Am Mikrophon singt sich der kleine Irrwisch die Seele aus dem Leib. Pfeffern hier Guns N’ Roses über die Bühne?
Nicht ganz. Am Mischpult sitzt ein Roadie, der sich bei näherem Hinsehen als Grundschulleiterin entpuppt. Lis Vincenz legt großen Wert auf die musische Bildung ihrer Schützlinge hier an der Kellerstraße. Doch jetzt ist keine Zeit zum Plaudern, die Pädagogin schiebt einen Regler vor: „Mikro ist auf!“ Der Werdener Axl Rose ist ein Erstklässler. Und Gitarrist Slash trägt hier keinen Hut, beweist aber Mut. Denn die nächsten Klänge erkennt das geübte Ohr sofort. Pink Floyd: „We don’t need no education…“ Darf man sowas an einem ehrwürdigen Lehrinstitut spielen? Man darf, und wie! Im nächsten Lied lassen Textzeilen wie „Ich will ein Haus, einen Affen und ein Pferd“ schmunzeln.
Spaß am Singen
Markus Boegershausen stellt seine Schützlinge im Sommerkonzert vor. Er leitet die Band-AG der Ludgerusschule und bringt dort begeisterten Jungen und Mädchen aller Jahrgangsstufen das richtige „Taktgefühl“ bei. In der Keyboard-AG können unter der Leitung von Yaromyr Bodzhenko Anfänger und Fortgeschrittene aktuelle Pop- und Rocksongs einüben. Wer Spaß am Singen hat, singt in der Chor-AG bei Gregor Lepping alte und neue Lieder. Immer mittwochs findet für alle das wöchentliche Schulsingen statt. Hier gibt es nämlich jede Menge Gesangstalente. Zum Beweis steht dem Leadsänger ein stimmgewaltiger Mädchenchor zur Seite, der mit Inbrunst Lieder wie „80 Millionen“ schmettert. Die Ganztags-Erzieherinnen Marion Schürmann und Gabi Zimmermann wippen mit im Takt: „Letztes Jahr haben wir auch gesungen. Da haben wir es krachen lassen…“ Eine Zugabe? Heute nicht, Gabi Zimmermann legt den Termin fest: „Erst wieder, wenn ich in Rente gehe.“ Das wird ja dann noch sehr lange dauern. Schade. Doch die Band zieht die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Diese unverfälschte Begeisterung, dies pure Lust am Musikmachen. Da hat der Musikpädagoge Boegershausen mit seiner unnachahmlichen Art bei den Kindern ganz schön was heraus gekitzelt. Wer weiß, vielleicht tritt hier und heute ein kommender Rockstar auf?
Freude am Tanzen
In der Turnhalle wird das musische Angebot der Ludgerusschule noch breiter aufgefächert. Die kolumbianische Tanzpädagogin Erika Pico bringt mit ihren Eleven eine gemeinsam erarbeitete Choreografie zur Aufführung. In ihrer AG können die Schüler den Tanz als künstlerische Ausdrucksform erleben. Beim Schlussbild sind alle Zuschauer begeistert und spenden reichlichen Beifall. Erika Pico schiebt drei Mädchen nach vorne: „Diese Drei hier haben mich ihre ganze Grundschulzeit über begleitet. Jetzt wechseln sie zur höheren Schule. Ich finde es toll, wie die Großen die Jüngeren aufgenommen und in die Tanzgruppe integriert haben.“ Dann wird es etwas wilder. Die HipHop-AG stürmt die Bühne. Ihr Coach Lawrence Otoo bringt die tänzerischen Ausdrucksformen seiner ghanaischen Heimat mit und steckt die Kinder mit Bewegungs- und Lebensfreude an. Auch hier donnert der Applaus durch die kleine Turnhalle. Im Flur hängen Bilder der Kunst-AG unter Leitung von Esmeralda Igualada de Rathsmann. Lis Vincenz strahlt: „Unsere Mädchen und Jungen können nicht nur singen und tanzen, sie können auch malen.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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