Werdener Jazzgitarrist Jan Bierther stellt zwei neue CDs vor
Für entspannte Stunden

Auf der Bühne ist Jazzsängerin Dian Pratiwi in ihrem Element.
Foto: Kurt Rade
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  • Auf der Bühne ist Jazzsängerin Dian Pratiwi in ihrem Element.
    Foto: Kurt Rade
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Der bekannte Werdener Jazzgitarrist Jan Bierther trotzt der Pandemie und sprüht vor Ideen. Nun kommen gleich zwei CDs mit seiner Beteiligung heraus.

Das Duo Consono (Bierther mit Bernd Nestler) veröffentlicht „the smell of childhood“ und die Sängerin Dian Pratiwi zusammen mit dem Jan Bierther Trio mit „My funny Valentine“ einen Mitschnitt des umjubelten Konzertes im Werdener JuBB.

Der Lockdown hat alles fest im Griff und Jan Bierther behilft sich mit Videokonferenzen: „Das hätte ich bis vor einem halben Jahr nie gedacht. Doch es klappt erstaunlich gut.“ Den Gitarrenunterricht erteilt er nun per Zoom-Meetings, für ihn und seine Schüler ist Unterricht auf Abstand selbstverständlich geworden und überwindet große Distanzen. Ein Schüler sitzt nämlich sogar im fernen Indien, Bierther lernte ihn kennen bei Konzertreisen auf dem Subkontinent. Apropos Konzerte: da ist gerade Funkstille. Und doch sehnt sich Jan Bierther öffentlichen Auftritten entgegen: „Die Veranstalter haben Vollgas gegeben, hatten ausgefeilte Hygienekonzepte, wir gaben Doppelkonzerte um je ein halbes Publikum zu bespielen. Es gab Konzerte im Garten.“ Das alles soll möglichst bald wieder kommen: „Wir stehen in den Startlöchern und haben sogar Januartermine geplant. Vielleicht sind Streaming-Konzerte möglich aus dem Werdener JuBB.“

Entspannte Musik

An einer der letzten Auftritte erinnert sich der Gitarrist besonders gerne: „Im Alten Bahnhof Kettwig haben wir im Oktober unsere neue CD vorgestellt. Das hat sehr gut geklappt.“ Mit seinem Schulfreund Bernd Nestler gründete Bierther vor einer halben Ewigkeit das Duo Consono. Sie treten auf bei Lesungen, Podiumsdiskussionen, geben Konzerte. Da Nestler im Hauptberuf Lehrer ist, bleibt das Duo in lockerem Kontakt: „Wir sind eingespielt und haben viel eigenes Material. Wir hatten schon mal eine CD eingespielt, nun war die Zeit gekommen für neue Aufnahmen. Für das Cover haben wir wie schon bei der ersten CD den iranischen Künstler Wahed Khakdan gefragt.“ Die Musik passt einfach zur Zeit. Sehr entspannt, aber genau im richtigen Moment drücken die Gitarristen aufs Tempo, um sich dann wieder zurückzulehnen. Ideal für besinnliche Stunden. Bierther betont zwar: „Wir haben jetzt nicht bewusst eine Weihnachts-CD machen wollen.“ Und doch er gibt zu: „Aber es stimmt schon, die Stücke sind ein passender Soundtrack für eine ruhigere, eine bewusster verbrachte Zeit.“

Wenn Gitarren verschmelzen

Die Grundidee des Duos war es, als Einheit zu klingen. Zwei Gitarren spielen, als ob sie eine wären und verschmelzen förmlich miteinander. Hier spüre man die Vertrautheit: „Wir müssen uns nichts beweisen, keiner muss den anderen überstrahlen. Ich denke, das kommt auch mit entspannter Musik rüber.“ Die beiden teilen sich die Kompositionen auf. Bierther erzählt in seinen Songs gerne Geschichten, oft sind auch Wortspiele dabei. Das „Endlich 7“ ist eine kleine Familienstory: „Das habe ich für meinen Sohn geschrieben. Für ihn war der siebte Geburtstag irgendwie eine magische Zahl.“ Zugleich ist die poppige Melodie auch im 7/8-Takt geschrieben: „Ich hatte mir immer einen abgebrochen mit diesem 7er. Auch als Fingerübung habe ich dieses Stück geschrieben. Inzwischen spiele ich gerne solche krumme Rhythmen.“ Im Kanon von 13 Liedern der CD „the smell of childhood“ ist auch „Alles dreht sich“ zu hören, fast so was wie eine Erkennungsmelodie bei Bierther: „Ein markantes Stück mit einer Turnaround-Akkordfolge, die in verschiedenen Besetzungen immer völlig anders klingt.“

Rosinen herausgepickt

Eine dieser Besetzungen ist das Jan Bierther Trio mit dem Bassisten Eric Richards und Sebastian Bauer an den Drums. Für die CD „My funny Valentine“ hatten sich die Drei mit der Jazzsängerin Dian Pratiwi als Frontfrau zusammen getan. Jan Bierther schmunzelt: „Darf man bei Gesang von Spielfreude sprechen? Jedenfalls geht Dian vollkommen auf in der Musik. Privat möchte sie nicht so im Mittelpunkt stehen, doch auf der Bühne ist sie in ihrem Element. Diese Energie hat sich auf die Band übertragen.“ Auch hier verhalf die Pandemie-Pause: „Viele Sachen schlummerten im Archiv. Jetzt blieb endlich die Zeit, die Festplatten zu sichten. Wir hatten Aufnahmen von mehreren Konzerten. Aber das war ein ganz besonderer Super-Abend. Er war so rund, da haben wir uns die Rosinen herausgepickt.“ Und wirklich, schon nach dem ersten Hören steht fest: Dian Pratiwi und das Jan Bierther Trio, das passt wie Frau aufs Auge.

Mitreißende Stimmung

Die fröhliche Partystimmung kommt bestens rüber und Dian Pratiwi wächst über sich hinaus. Das sei ein Phänomen, weiß Bierther: „Dian kann toll improvisieren. Wenn sie losgelassen wird, macht sie ihr Ding. Mit unvergleichlichem Scat-Gesang, einer großen Bandbreite von Standards und Überraschungen.“ Einerseits habe Pratiwi die Jazztradition aufgesogen, ziehe andererseits auch viel aus der Soulmusic. Und so finden sich auf einer CD mitreißende Konzertmitschnitte von Stücken wie Gershwins „Summertime“ oder „Embraceable you“, aber auch „Ain’t no sunshine“ von Billy Withers oder Marvin Gayes „What’s going on“. Ein absoluter Anspieltipp ist der Titelsong „My funny valentine“, der so ganz anders rüberkommt als zum Beispiel bei Chet Baker. Oder wie Jan Bierther es ausdrückt: „Den großen Vorbildern Respekt zollen, aber sie nicht einfach nur kopieren.“

Die CD „the smell of childhod“ vom Duo Consono ist bei Zweispur Records erschienen, im Makro-Musikverlag das Album „My funny valentine“ vom Jan Bierther Trio & Dian Pratiwi. Beide CDs sind im Handel erhältlich, aber auch über die Homepage www.janbierther.de zu bestellen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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