Das Heidhauser Tanzstudio Scala 11 muss zurzeit den Betrieb ruhen lassen
„Es wird weitergehen mit Scala 11“
„Das Training muss durch Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums vorerst ausfallen. Wir hoffen, dass wir uns nach den Osterferien in alter Frische wieder sehen.“ Das stand auf der Homepage des am Frielingsdorfweg 11 beheimateten Tanzstudios Scala 11 und war doch ein wenig zu optimistisch.
Wobei Studioleiter Ronald Blum bei aller Ernsthaftigkeit auch Zuversicht lebt. Der diplomierte Lehrer für Musik & Bewegung macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ich bin Sohn eines Bergmanns und habe nichts geschenkt bekommen. Ich rackere mich ab. Die Unsicherheit ist schon ein Problem. Aber ich bin da grundsätzlich optimistisch. Es wird weitergehen mit Scala 11.“
Blum erhält Fanpost
Durchaus denkbar, dass demnächst wieder Unterricht mit Erwachsenen möglich wird. Doch bei den Kleinsten? Schwierig. Ronald Blum hatte zu Beginn von Corona versucht, die Vierjährigen bei der rituellen Begrüßung ein wenig weiter auseinander rücken zu lassen: „Das ist nicht gelungen. So sind Kinder. Kinder kommen nahe.“ Aber gerade die Tanz-Zwerge leiden besonders darunter, dass sie nicht in der Gruppe tanzen dürfen. Blum erhält sogar Fanpost. So hing an der Tür ein Körbchen mit dem herzergreifenden Briefchen einer Sechsjährigen: „Ich vermisse Dich und Scala 11.“ Da muss Ronald Blum schlucken: „Das Besondere bei uns ist die persönliche Ansprache. Da möchte ich unsere Teilnehmer nicht im Ungewissen lassen.“ Er schreibt regelmäßige Newsletter und verweist auf treue Stammkunden: „Unsere Dienstälteste ist schon seit 27 Jahren dabei.“ Der Kontakt wird also gehalten. Blum hat einen Weg gefunden und verschickte Musiken, die er aufgenommen hatte: „Ich saß ganz allein Tanzsaal am Piano und habe das Aufnahmegerät laufen lassen.“ Nun können die Kinder zuhause zu Klavierbegleitung tanzen, einige Eltern haben davon Filmchen gedreht und Blum zugesandt. Herz zerreißend.
Ein wenig Normalität
Bei Scala 11 versucht man alles, um ein wenig Normalität zu erhalten. Manche Trainer schicken Choreographien per Mail, andere Bastelanleitungen für Jonglage-Utensilien, besonders anrührend die Anleitung zum Schneidern von Tutus: „Die können die Kinder dann tragen, wenn sie wieder zu uns ins Studio kommen dürfen.“ Wann das wohl sein wird? Ronald Blum wägt ab: „In zwei Wochen sind die Schulen dran. Vielleicht so in vier Wochen?“ Und wenn es doch länger dauert? „Wir sind seit 1992 am Markt. Wir sind nicht insolvenzgefährdet.“ Man hat sich was erarbeitet. Doch Blum gibt auch ehrlich zu: „Wenn uns Corona vor zehn Jahren erwischt hätte, auweia.“ Die Kundschaft hält dem Studio bis auf ganz wenige Ausnahmen die Treue. Eltern haben geschrieben: „Auch wenn Du schließen musst, wir zahlen weiter.“ Dabei ist Blum auch hier zuversichtlich: „Wir können die ausgefallenen Stunden gerne nachholen in einem Workshop. Dann wird gar nichts fehlen.“ Blum selbst spürt eine Veränderung: „Mein Stundenplan ist sonst eng getaktet. Jetzt empfinde ich das fast als Ferien. Ich arbeite eigentlich nicht weniger, studiere zum Beispiel neue Tänze ein. Aber es fehlt der immense Druck.“
Kein Lagerkoller
Wie sieht aus das in der Familie? Daheim in Fischlaken ist man noch fern von Lagerkoller: „Die Jungs wissen sich zu beschäftigen. Wir gehen uns hier nicht auf den Geist.“ Eine konzertierte Familienaktion packte all‘ das an, was so liegen geblieben war: „Wir habe fünf Wochen lang renoviert. Die Türen, Fensterrahmen, in so einem Haus ist doch immer was zu tun.“ Blum spielt mit den beiden Söhnen in einer „Band“. Die Kornblum-Familie tritt auf mit Alter Musik mit dem Schwerpunkt Renaissance, aber auch eigenen Kompositionen. Fast schon legendär ihre Konzerte in absoluter Dunkelheit, die noch einmal ein ganz anderes, viel intensiveres Hörerlebnis ermöglichen. Florin und Andolin Körner erhalten ihren Harfen- und Gambenunterricht übrigens zurzeit online per facetime. Das Trio hat nun ein wenig experimentiert, möchte auch „Lagerfeuerlieder“ mit ins Repertoire nehmen: „Unser Hotel California klang mehr nach Chanson, war aber richtig gut.“ Im Juli sind zwei Auftritte in Südtirol vorgesehen. Ob das klappt? Wohl kaum. Doch insgesamt ist die Familie erstaunlich entspannt. Gattin Astrid Körner lächelt: „Es kommen so viele positive Rückmeldungen. Das ist schon sehr beruhigend.“ Und Ronald Blum resümiert: „Wir geben alles. Nun bekommen wir dafür Solidarität zurück.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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