Die kleine, aber feine Konzertreihe „Jazz im JuBB“ hat ihre Liebhaber gefunden
Ein Treffpunkt für nette Leute
Beifall brandet auf. Das Publikum ist begeistert und fordert eine Zugabe. Auf der Bühne dankt Jan Bierther. Auch Gerd Dubiel strahlt. Beide sind die Macher der Konzertreihe „Jazz im JuBB“.
Mit dem Pfingst-Openair im Löwental hatte Dubiel eine weit über die Grenzen des Ruhrgebietes anerkannte musikalische Institution geschaffen. Nach seinem Abschied aus dem Arbeitsleben wollte er aber ganz bestimmt nicht auf dem Sofa versauern: „Ich wollte weitermachen mit Kultur und so. Da fiel mir der Jan ein.“ Eines Abend habe der gespielt und Dubiel sich gedacht: „Der würde bei uns gut reinpassen. Jan war auch sofort Feuer und Flamme.“ Gedacht, gesagt, getan: Seit Herbst 2017 organisiert Gerd Dubiel mit dem Jazzgitarristen Jan Bierther im Jugend- und Bürgerzentrum Werden am Wesselswerth eine Konzertreihe. Jeden zweiten Donnerstag im Monat stellt Bierther führende Vertreter der Jazzszene NRW vor. Der Werdener Jan Bierther ist als Live- und Studiomusiker unterwegs, auch als Gitarrenlehrer tätig. Nun möchte er das Kulturleben seiner Heimat bereichern und möglichst vielen Kollegen Auftritts-Möglichkeiten bieten. Es gibt an die elf Veranstaltungen im Jahr, die Bezirksvertretung unterstützt das Projekt. Die Reihe „Jazz im JuBB“ kommt durchaus bodenständig daher, die Auswahl ist vielfältig, hier findet jeder die passende Musikrichtung.
Zu Gast eine Jazzlegende
Heute ist Ali Claudi zu Gast. Eine Legende. Seit 1960 als Sologitarrist im Jazzbereich tätig. Neben Jan Bierther werden ihn Schlagzeuger Sebastian Bauer und Bassist Eric Richards begleiten. Mit der Eigenkomposition „Pling Plong“ eröffnet das Trio den Abend. Dann steigt Claudi ein mit einer Up-Tempo-Version von „The way you look tonight“. Recht lakonisch sein Gesang, dann aber schüttelt der Maestro das erste Solo aus den Saiten. Es folgen ein Musette-Stück und vom Franzosen Marc Antoine ein verdammt schneller „Jazzenco“ im Sechsachteltakt. Viel Arbeit für den Drummer, aber auch die beiden Gitarristen benötigen flinke Finger und liefern sich ein virtuoses Duell. Jetzt mal was Zartes mit „In your quiet place“ von Keith Jarrett. Nach einer Pause erklingt eine Art Disco-Samba. Das Stück „Affirmation“ von Jose Feliciano inspiriert Bauer zu einem entfesselten Schlagzeug-Solo. Das Publikum hält den Atem an. Claudi kann auch ganz relaxt die „Slowhand“ geben, wie er mit Claptons traurigem „Got you on my mind“ beweist. Nun lassen es die vier Musiker swingen, unterbrochen von barock anmutenden Klängen. Bei seiner Komposition „Alles dreht sich“ überrascht Bierther mit spaciger Gitarre. Das ist funky Jazzrock mit sattem Klang und krachenden Drums. Damit die Zuhörer sich etwas erholen können, legt die Band ganz zurückgelehnt „Idle Moments“ nach. Ali Claudi streichelt die Saiten und das Stück klingt hauchzart aus. Duke Ellingtons Jazzstandard „Perdido“ mischt dann mit springlebendiger Energie noch einmal alles kräftig durch. Tosender Applaus.
Das Konzept geht auf
Natürlich ist das hier kein klassischer verrauchter Jazzkeller. Aber Ali Claudi und die Jungs zaubern Clubatmosphäre herbei, auch im ersten Stockwerk. Gerd Dubiel steht derweil ganz bescheiden in der Ecke und schwelgt: „Ich wollte das Haus wieder als Begegnungsstätte für Werdener Bürger in den Fokus rücken. Mit Livemusik und erwachsener Kultur. Das sollte doch bei uns in Werden klappen. Und mit aller Vorsicht möchte ich sagen, dass unser Konzept aufgeht. Das hat von Anfang an funktioniert. Es hat sein Publikum gefunden und ist ein Treffpunkt geworden.“ Weiter geht es mit „Jazz im JuBB“ am Donnerstag, 14. November, um 20 Uhr. Jan Bierther und seine Mitspieler werden Inez Timmer zu Gast haben. Die holländische Sängerin arbeitet seit vielen Jahren mit dem Trio zusammen, ein Ergebnis ist die CD „Nichts haut mich um - Inez Timmer singt Cole Porter“. Gerd Dubiel freut sich schon: „Gute Musik, ein gelungener Abend, nette Leute. Was will man mehr?“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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