Ein Selfie mit dem Ferkel

Dietmar Rudert vom Bürger- und Heimatverein eröffnete und sparte nicht mit Lob für Roger Löcherbach (r.). 
Foto: Bangert
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Offizielle Eröffnung der Honnschaften-Tierfiguren und des Historischen Pfades Werden-Land

Roger Löcherbach lässt am liebsten seine Werke für sich „sprechen“. Diesmal machte der Fischlaker Künstler eine Ausnahme: Er verwende Bäume aus der Region. Drei der Tierfiguren seien aus einer Fischlaker Eiche herausgearbeitet, die 2014 dem Sturm Ela zum Opfer fiel.

Die Idee zum Historischen Pfad Werden-Land kam bei der Einweihung der Tafel an der ehemaligen Coelestinschule ganz oben in Heidhausen, so Bezirksbürgermeister Michael Bonmann: „Damals kam mir etwas flapsig über die Lippen, einen Zuschuss gäbe es nur für einen kompletten Pfad. Das fiel bei Frau Kahmann auf fruchtbaren Boden und hat sie nicht ruhen lassen.“ Hannelore Kahmann vom Bürger- und Heimatverein nahm auf ihre beharrliche Art den Ball auf, engagierte sich in höchstem Maße und konnte nun still den Erfolg genießen. Der entscheidende Clou: Eine Art zentraler „Ankerplatz“ auf dem 13,5 Kilometern langen Rundweg, der bergauf, bergab das Werdener Land durchschreitet. Hier besann sich Hannelore Kahmann eines Schützen-Ordens von „Gut Ziel“. Auf dem von Prof. Dr. Ludger Mintrop gestifteten Orden umkreisen Kuh, Pferd, Schwein und Ziege eine Zielscheibe. In Gold wurde die Auszeichnung tadellosen Königs- und Kaiserpaaren, in Silber Bürgern wie Hanslothar Kranz verliehen, die sich um Werden verdient gemacht haben. Als sich Hannelore Kahmann dann noch in die Tierfiguren von Roger Löcherbach förmlich „verliebte“, war die konkrete Idee geboren: „Wir setzen den vier Honnschaften ein Denkmal!“

Als Theganbald den Alfgating-Hof übergab

Aus vier Honnschaften wurde die Bürgermeisterei Werden-Land gegründet, die Eingemeindung nach Essen folgte 1929. Keimzellen waren uralte Bauernhöfe, gut zu erkennen am Beispiel Fischlaken. Als der Franke Theganbald im Jahr 796 seine Alfgating-Vollhufe in der „Villa Fislacu“ an den Werdener Klostergründer Liudger übergab, entstand eine Siedlung. Eine Abschrift der Schenkungsurkunde aus dem 10. Jahrhundert wird im Staatsarchiv Leiden aufbewahrt. Fischlaken gehört also zu den ältesten Dörfern des Ruhrgebietes, wenn es nicht sogar das älteste ist. Besiedelt war die Region allerdings schon viel früher, wie auf landwirtschaftlichen Flächen gefundene Relikte beweisen, die teilweise sogar aus der Altsteinzeit stammen. Diese uralten Dörfer der „Bergvölker“ sind wieder in den Fokus gerückt. Das Interesse an „früher“ erfasst immer mehr Bürger, die den Spuren ihrer Vorfahren, der spannenden Geschichte ihres Wohnortes nachempfinden wollen. So war es kein Wunder, dass die gleichzeitige Eröffnung der Skulpturengruppe und des Historischen Pfades Werden-Land sehr viele Feierwütige an den Schwarzen lockte. Einst gab es in „Werden-Land“ auf der linken Ruhrseite sieben dieser kleinen Verwaltungseinheiten, von denen drei später an Kupferdreh und Velbert abgetreten wurden. Übrig blieben Hamm und Fischlaken, Holsterhausen und Heidhausen. Symbolisiert werden sie von Hippe und Ferkel, Päd und Kuh, die vis-à-vis der Jonakirche nun friedlich auf der Wiese grasen. Die vier Holzskulpturen waren sofort begehrte Foto-Objekte. Ein Selfie mit dem Ferkel? Warum nicht…

Spannende Ein- und Ausblicke

Dietmar Rudert vom Bürger- und Heimatverein eröffnete und sparte nicht mit Lob. Der nun zu eröffnende Historische Pfad umrunde Werden im Grünen, biete spannende Ein- und Ausblicke. Er spüre dem Weg der seit 1720 traditionellen Flurprozession nach, die insgesamt 17 Stationen seien zu Fuß, per Rad oder im PKW erlebbar: „Der absolute Höhepunkt des Rundweges aber befindet sich hier am Schwarzen. Unter den geschickten Händen des Fischlaker Künstlers Roger Löcherbach sind hier wundervolle Tierfiguren entstanden.“ Bezirksbürgermeister Michael Bonmann war mit Gemahlin Susanne den Weg von Bredeney herbei geradelt: „Vor Kurzem haben wir den Baldeneysteig erklommen, nun folgt dieser mit seinen 13,5 Kilometern Länge und etlichen Höhenmetern durchaus anspruchsvolle Pfad. Werden-Land wird immer mehr zum Wanderparadies.“ Auch schlug Bonmann den Bogen von der Geschichte ins Heutige: „Wir von der BV müssen uns da kritisch hinterfragen. Zuletzt haben wir uns gestalterisch nur noch mit Kettwig und Werden befasst. Fischlaken und Heidhausen kamen nur noch bei Bebauungsplänen und Flüchtlingsbelegung vor. Daher begrüße ich den Vorstoß meiner jungen Kollegen von der CDU, intensiv über die Infrastruktur wie fehlende Aufenthalts- und Einkaufsmöglichkeiten, den Mangel an Kitaplätzen und Räumen für unsere Jugend nachzudenken. Wir von der BV werden die Diskussion über die Zukunft für Fischlaken und Heidhausen begleiten.“

Geführte Teilwanderungen

Der Anschub-Finanzierung durch die Bezirksvertretung in Höhe von jeweils 3.000 Euro für Pfad und Tiergruppe schlossen sich viele Sponsoren an. Der Rundgang durch die vier Honnschaften verbindet auf einzigartige Weise Historie und Moderne. An jeder Tafel ist ein QR-Code angebracht, der zu Hintergrundinformationen ins Internet leitet. Der Bürger- und Heimatverein bietet geführte Teilwanderungen an. Am Samstag, 4. November, geht es ab 14.30 Uhr vom Heidhauser Rathaus an St. Kamillus vorbei runter ins Hespertal bis zur Hammer Straße.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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