Jazz-Pianist Nicklas John begibt sich auf die Suche nach seinen Wurzeln
Ein Musiker ohne Grenzen

Jazzpianist Nicklas John hat seine erste Solo-CD heraus gebracht.
  • Jazzpianist Nicklas John hat seine erste Solo-CD heraus gebracht.

  • hochgeladen von Daniel Henschke

Die Folkwang Universität der Künste bringt immer wieder erstaunliche Musiker-Talente wie den Jazzpianisten Nicklas John hervor. In Zusammenarbeit mit Carsten Linck vom Bürgermeisterhaus Werden ist die hörenswerte CD „Daheim“ entstanden.

John wohnt in Werden, seit er 2016 ein Jazz-Klavierstudium an der Folkwang Universität der Künste begann, erhielt Unterricht bei Thomas Rückert, Thomas Hufschmidt und Peter Walter. Er ist Mitglied im JugendJazzOrchester NRW, Konzertreisen führten ihn ins In- und Ausland. Der erste Lockdown war für den 23-Jährigen eine Zeit der Selbst-Reflexion. Ihm wurde bewusst, wie stark es ihn zu seinen Wurzeln zog, den rheinischen und den musikalischen. Zu Melodien, die für ihn mit dem Thema Heimat verbunden sind. Nicht nur in der geografischen Herkunft fühlt John sich daheim, sondern auch in verschiedenen Musik-Stilen, im Kontakt mit Menschen: „Mein Zuhause kann sich an vielen Orten befinden, nicht nur an einem.“ Seine erste CD geriet zu einer musikalischen Landkarte.

Ohne Scheuklappen

Das Bürgermeisterhaus gilt als das Kultur-Wohnzimmer des Ruhrgebiets. Hier bot sich für Nicklas John die verlockende Möglichkeit, seine Musik in intimer Atmosphäre aufzunehmen: „Auf einem wundervollen 60 Jahre alten Steinway-Flügel.“ In ausdrucksvoller Sprache setzt sich John spielerisch mit dem Thema Heimat auseinander. Nicklas John arbeitet dabei ohne Scheuklappen, mischt mit leichter Hand Volksmelodien und Eigenkompositionen mit Beethoven und den „Bläck Föös“. Eine Verbeugung vor der rheinischen Heimat ist „Drink doch eine met“. Ein Solidaritätslied, 50 Jahre alt und doch erstaunlich aktuell in der Pandemie. Es handelt vom Bedürfnis nach Gemeinschaft und von vereinsamten Menschen: „Mancher sitz vielleicht allein zu Hus, dä su jän ens widder laache dät.“ Was bei den Bläck Föös doch arg sentimental rüberkommt, wird von Niklas John fragend zerpflückt und  kraftvoll bejaht. Versöhnlich klingt der Opener aus.

Schmetterlinge flattern

„Champy“ ist einem der entspanntesten Hunde der Welt gewidmet, der live eingespielte schwungvolle „Canción de la basura“ wurde von einem Jingle der ecuadorianischen Müllabfuhr inspiriert. Nach dem Abitur hatte John für die Organisation „Musiker ohne Grenzen“ in Guayaquil einen Freiwilligendienst absolviert. Aufgewachsen ist Nicklas John in einem musikalisch geprägten Elternhaus, der „Song for my parents“ ist ein Dankeschön für die Geborgenheit und das Vertrauen. Der Deutsche und sein Wald. Auch so ein Thema. Dazu noch B-A-C-H. Bei Johns freier Improvisation über den Choralsatz „Nun ruhen alle Wälder“ stimmt die Mischung. Das „Farewell“ handelt vom Abschied, von vielschichtigen Gefühlen wie Traurigkeit, Glück und Lebendigkeit. Der Frühling naht, die Sonne wärmt das Herz, die Liebe lässt Schmetterlinge flattern, die übrigens in der russischen Heimat seiner Freundin Antonia „бабочки“ genannt werden.

Götterfunken.Schön.

Beethoven. Ludwig van. An ihm kommt in diesem Jahr niemand vorbei. Erst Recht nicht Nicklas John, immerhin ganz in der Nähe von Bonn geboren. Und wenn schon, denn schon: Das live eingespielte „Freude schöner Götterfunken“ experimentiert mit einem 5/8-Takt und reitet ungestüm durch des Titanen wohl berühmtestes Werk. Mit einer weiteren Überraschung endet die CD. Ein Bezug zu Jahns aktueller Heimat, dem Ruhrgebiet, denn hier darf das „Steigerlied“ nicht fehlen. Die gut 49 Minuten sind vorbei und der Hörer freudig gespannt auf weitere Werke von Nicklas John, diesem erfreulichen Musiker ohne Grenzen. Die CD „Daheim“ kann auf den gängigen Kanälen, aber auch unter info@nicklasjohn.de bestellt werden.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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