Bachs H-Moll Messe in Werden aufgeführt
Ein Geschenk für den Dirigenten und alle Zuhörer

Der letzte Ton ist verklungen. | Foto: Georg Lukas
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  • Der letzte Ton ist verklungen.
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Bachs H-Moll Messe in Werden -
ein Geburtstagsgeschenk 

Es fing mit dem Gedanken von Patrick Jaskolka an, bekannt als stellvertretender Chordirektor des Aalto-Theaters und künstlerischer Leiter des Aalto Kinder - und Jugendchores sowie des Philharmonischen Chores Essen, sich zu seinem 40. Geburtstag bereit zu fühlen, Bachs Meisterwerk, die h-Moll Messe aufzuführen. Trotz vieler Widrigkeiten und der zunächst fehlenden Finanzierung hat sich diese Idee durch Beharrlichkeit und viele Unterstützer tatsächlich verwirklichen lassen.
OB Kufen spricht Grußwort 
Und so füllte sich zur Freude aller am Samstag die Ev. Kirche Werden - wie vorzugsweise ansonsten zu Weihnachten. Ehrengast Oberbürgermeister Thomas Kufen, Bettina Peuse-Richter als Vorsitzende des Philharmonischen Chores Essen sowie Bodo Besselmann, Stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Ev. Kirche Werden, spürten der Motivation für dieses Konzert in ihren Begrüßungsansprachen aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach und auch aus ihren Worten sprach die große Vorfreude auf Bachs Meisterwerk.
Orchester, Solisten und Philharmonischer KammerChor in Bestform
Gleich im ersten Satz mit dem flehentlichen Ruf „Kyrie eleison! - Herr, erbarme dich!“, von Bach vielfach moduliert, bildeten das überwiegend aus Mitgliedern der Essener Philharmoniker bestehende Orchester und der Philharmonische KammerChor ein ausgewogenes Miteinander. Ein solides Fundament war sowohl für Solisten als auch Chor die Continuo-Gruppe, hervorragend ergänzt durch Streicher, Holz - und Blechbläser, die ihre diffizilen Parts ohne jegliche Schwäche meisterten.
Hören lassen konnte sich ebenso die Solistenriege mit den klaren, jungen Stimmen von Inga Balzer-Wolf (Sopran) , Bettina Ranch (Alt), Fabian Strotmann (Tenor) und Karel Ludvik (Bass), die auch in den Duetten Sopran- Alt, Sopran- Tenor wunderbar miteinander harmonierten. Besonders begeisterte  Bettina Ranch mit ihrem gefühlvollen, kultivierten Alt und schier unendlichen Atembögen.
Die h-Moll Messe fasziniert auf vielfältige Art. Zum einen sind es die verwobenen Beziehungen zwischen Singstimmen und Instrumenten, die einer differenzierten quasi mitkomponierten Auslegung bedürfen, zum anderen sind es die gewaltigen Chöre, teilweise als concerti grossi angelegt. Einen wahren Marathon mit immerhin 18 Chorsätzen absolvierte hier der Chor. Hervorzuheben ist, das alle Stimmgruppen nicht nur gleichmäßig gut besetzt sondern von Beginn an differenziert hörbar waren, durchweg sicher in der Intonation und bis in die hohen Lagen des Soprans leicht geführt. Wunderbar abgestimmt und durchhörbar etwa im sechsstimmigen jubelnden Chor des „Sanctus“ mit seinen parallel geführten Dreiklängen oder in der achtstimmigen Doppelchörigkeit des „Osanna“ aber auch bei den durch zupackende Tempi schwierigen Koloraturen des „Cum sancto Spiritu“ oder „Et resurrexit“ der Herausforderung immer gewachsen.
Der Dirigent sorgt für den großen Spannungsbogen
Patrick Jaskolka, der die Musizierendem mit pulsierendem aber sparsamen Gestus durch die Aufführung leitete, ist es zu verdanken, dass die Messe unter einem großen Spannungsbogen stand. Seine wohltuende Metrik der so unterschiedlichen Chöre und Arien hat daran einen großen Anteil.
Nachdenkliche Momente vor dem großen Jubel
In besonderer Erinnerung bleiben wird wohl - auch vor dem Hintergrund des vor einem Jahr erfolgten Überfalls auf die Ukraine - die exquisit gestaltete Arie „ Agnus Dei - Lamm Gottes“ von Bettina Ranch und der aus dem Piano zu einem flehenden Fortissimo anschwellende letzte Chor „Dona nobis pacem - Gib uns Frieden!“. Die Zuhörer, unter ihnen auch Essens Generalmusikdirektor Thomas Netopil, hielten lange inne, bevor sie in jubelnden Applaus und Standing Ovations ausbrachen.

Autor:

Petra Möhler aus Essen-Werden

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