Dr. Auma Obama zu Gast in der Philharmonie: "Das Leben kommt immer dazwischen"
Sie hat ihre ganz eigenen Vorstellungen von der Welt. Geprägt durch das Leben in unterschiedlichen Kulturen hat sie vielfältige Erfahrungen gemacht - oft negativer Art. Als Schwester des amerikanischen Präsidenten ist Dr. Auma Obama der Weltpolitik ein wenig näher als so manch anderer Mensch - doch daran will sie nicht gemessen werden. Ihr Leben wird von ihrer Arbeit geprägt, der von ihr ins Leben gerufenen Sauti Kuu („Starke Stimmen“) Stiftung, die sich für sozial schwache Kinder einsetzt.
„Die Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, haben materielle oder seelische Sorgen. Sie beschäftigen sich viel mit sich selbst und wollen wahrgenommen werden.“ Einen Anstieg von extremistischem Verhalten bei Jugendlichen sieht Obama nicht: „Die jungen Leute wollen ihre Stimme benutzen, sie sind dabei aber nicht unbedingt radikal.“
Als Gast sprach die kenianische Germanistin, Soziologin und Journalistin nun beim Stifterdialog des Deutschen Stiftungszentrums in der Philharmonie Essen über ihre Projekte: Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Stiftungszentrum und der Kontakt zu anderen Stiftungen seien für sie sehr wichtig. „Wir erfahren, was andere Stiftungen machen und kooperieren.“
Hauptanliegen ihrer Stiftung Sauti Kuu ist es, den jungen Leuten den Weg zur Selbsthilfe zu ebnen: „Sie sollen selbst bestimmen können, was mit ihrem Leben passiert und sich ohne Vorurteil und Ängste mit anderen Menschen auseinandersetzen.“
Dass dies keinesfalls selbstverständlich ist, musste die Kenianerin am eigenen Leibe erfahren. Auma Obama hat ihr Leben auf verschiedenen Kontinenten verbracht. In Kenia geboren und aufgewachsen, war sie schon als Jugendliche von der deutschen Sprache und Literatur fasziniert, studierte Germanistik, Erziehungswissenschaft und Soziologie an der Uni Heidelberg und später an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin, bevor sie an der Universität Bayreuth promovierte.
Weg zur Selbsthilfe
Sie lebte 16 Jahre in Deutschland, im Anschluss dann in England. 2010 gründete Auma Obama in Kenia Sauti Kuu.
Früher habe man sie in Deutschland noch angestarrt, wenn sie in einen Bus gestiegen wäre, das sei heute nicht mehr der Fall. „Die Menschen in Deutschland haben sich geändert“, erklärt sie, „sie sind vielfältiger geworden.“ Überhaupt könne man viel voneinander lernen.
Die aktuelle Art der Hilfeleistung bezüglich der Ebola Epidemie erachtet sie als falsch, da dies wiederum eine Kluft zwischen den westlichen Ländern, die aus Angst heraus helfen und den Bedürftigen vor Ort schüre. „Nicht der Westen kann diesen Kontinent retten, wir müssen alle gemeinsam etwas tun“, betont sie. „Sonst geschieht wieder eine Trennung und das ist kontraproduktiv!“
2010 veröffentlichte Dr. Auma Obama zudem ihre Autobiographie mit dem Titel:„Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise“. Oftmals ist ihr das Leben bisher dazwischen gekommen. Dann gilt es, daraus Kraft zu schöpfen und diese gewinnbringend einzusetzen, so wie Sauti Kuu es tut.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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