Werke der fotografischen Künstlerin Karin Apollonia Müller bei kunstwerden
Die Brüchigkeit unserer Welt
Eine sehr gut besuchte Ausstellungseröffnung macht Appetit auf mehr. Karin Apollonia Müller schlägt im Werdener Kunstverein einen Bogen durch ihr Schaffen mit Fokus auf neueren Arbeiten.
Der Raum von kunstwerden ist eine Herausforderung an jeden Ausstellungsmacher: Gelingt es, mit der besonderen Kulisse zu spielen, die verschiedenen Ebenen einzubinden? Die aktuelle Ausstellung folgt ganz bewusst nicht chronologischen Mustern, sondern entwickelt eher behutsam ihre ganz eigene Sogwirkung. Die Künstlerin lächelt: „Ich wollte meine Leidenschaften an die Wände bringen.“
Properties of human beings
Karin Apollonia Müller lebt und arbeitet in Deutschland und in den USA. Ihre Werdener Ausstellung trägt nun den Namen „Properties of human beings“. Ursprünglich wollte die Fotografin unbedingt einen deutschen Titel wählen für diese Präsentation, doch sie wisse einfach nicht, wie man den Ausdruck „Properties“ adäquat ins Deutsche übersetzen könne. Er stehe bei ihr für Vieles: etwa für Grundstück, Besitz und Beschaffenheit. Dabei reflektiert Müller über Begrifflichkeiten wie „Inbesitznahme“. Die bildjournalistischen Aufnahmen „Angels in Fall“ von Los Angeles zeigen eine Besitznahme von Landschaft. Doch wir „besitzen“ diese Landschaften nicht, der Mensch muss scheitern im Versuch, die Natur zu beherrschen. Immer wieder bricht sie ein in Urbanität, in längst „kultiviert“ geglaubte Räume. So fotografierte Karin Apollonia Müller im Jahr 2007 Waldbrände in Hollywood. Das Auge des Betrachters vermeint im Diptychon „On Edge“ zunächst wunderschön ziselierte Marmorstrukturen zu erkennen. Erst ein zweiter, ein dritter Blick erkennt Details wie einen klitzekleinen Helikopter, der sich verzweifelt durch gigantische tödliche Rauchwolken kämpft. Die Brüchigkeit unserer Welt in einem Moment erfasst.
Wer sind wir?
Für Karin Apollonia Müller stellt sich die Frage: Wer sind wir? Dafür geht die Fotokünstlerin auch in kleinste Strukturen: „Zellen sind der Container all unserer Informationen.“ Gefundenes fotografisches Material von Zellstrukturen, aufgenommen an einem Elektronenmikroskop und in einem experimentellen Prozess zusammengeführt, entwickelt ohne jede weitere Manipulation eine ungeahnte Kraft: „Wie ein Urknall entstehen könnte.“ In ihrem jüngsten Projekt „Part of me“ fotografierte die Künstlerin in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut Objektträger mit Ausstrichen ihres eigenen Blutes. So untersucht sie ihre eigene Existenz auf dieser Welt, fragt aber zugleich auch nach grundlegenden Eigenschaften des Menschseins. Fragt nach Ordnung und Chaos. Die Arbeiten der Künstlerin spielen einerseits mit fotografischen Methoden und geben andererseits den Blick frei auf Innen- und Außenwelten, um die Grundfragen menschlicher Existenz kreisen.
Bis zum 18. Oktober zu erleben
Die Ausstellung „Properties of human beings“ in den Räumen von kunstwerden an der Ruhrtalstraße 19 öffnet freitags von 20 bis 24 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung wird am enden am Freitag, 18. Oktober.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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