Nylon Pütts und Rock`n`Roll - Erinnerungen an die 50er Jahre im Ruhrgebiet

Das bin ich.
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Als ein Kind des Ruhrgebiets, dass die 50er Jahre als Teenager mit erlebt hat, habe ich mich natürlich an diese Erinnerungen mit Bildern und Texten beteiligt. Es hat mir sehr viel Freude gemacht in Erinnerungen zu kramen.

Hier eine meiner Erinnerungen:

Ich malte mir „Nylons“ auf die Beine

Als der Krieg endlich vorüber war, gab es viel nachzuholen. Zunächst einmal staunen wir Mädels über ein modisches Wunder: Nylon. Die neue Faser wurde – wie Cola und Kaugummi – zum Inbegriff für das bewunderte Amerika. Doch Nylonstrümpfe waren teuer. Ich konnte sie mir bei meinem mageren Lehrlingsgehalt schon gar nicht leisten. Im ersten Lehrjahr erhielt ich ein Monatsgehalt von 25 DM, im zweiten 35 DM und im dritten 45 DM. Das Geld wurde jeweils zum Letzten des Monats bar in einer Lohntüte ausgezahlt. Also färbte ich mir die Beine mit Tee oder Nusssaft und malte mir als Ersatz für die Naht einen schwarzen Strich auf die Haut.
Später, als ich mir ein paar Nylons kaufen konnte, gab es zwei Probleme: Zum einen verdrehte ich mir dauernd den Hals um nachzuprüfen, ob die Naht nicht verrutscht war, zum anderen ja keine Laufmaschen die Strümpfe verunzieren. Wenn es mal passierte, wurden sie zur Laufmaschenreparatur gegeben. Was oft viel Geduld erforderte. Die hatten viel zu tun. Aber nicht nur die Nylons waren der Renner.
Die anspringende Wirtschaft beschert auch der Konsum-Anstalt Krupp in Essen, bei der ich eine dreijährige kaufmännische Lehre im Textilbereich absolvierte, neuen Glanz in den mit Armee-Restbeständen bestückten Fächern und Theken. Es machte wieder Spaß, die Kunden zu bedienen.

Trug man in den 50er Jahren noch Petticoat oder die berühmte „501“ von Levis wie Marlon Brando und James Dean, sind zehn Jahre später Jacky Kennedys Etuikleider, Audrey Hepburns Babydoll, Bikini und Mini angesagt. Kreationen von Christian Dior – pastellfarbene Glockenröcke und Puffärmel schienen nur für den Laufsteg gemacht. Kaum jemand konnte sich das leisten. Besonders beliebt war damals die modische Umwandlung älterer Kleidungsstücke. Das Trennen einteiliger Kleider in Rock und Bolero.

Heute stehen viele Frauen (und Männer) vor ihren überfüllten Kleiderschränken und sind ratlos: Was anziehen? (ich bin da keine Ausnahme) Solche Überlegungen waren damals völlig unnötig.

www.klartext Verlag.de - 1. Auflage Dezember 2012 – ISBN 978-38375-0879-6

Das bin ich.
Eine Ehre für mich auf dem Cover zu sein.
Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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