Mehr Einwegdosen wagen
Stauderbrauerei: Bieroffensive mit Weißblech und Frankenhilfe
Stauder setzt wieder auf Einwegblech
Vorwort: Nicht nur als Biertrinker finde ich es gut, daß Altenessen mit der Stauderbrauerei ein Unternehmen besitzt, dass Strategien vorlegt, um auch die kommenden Geschäftsjahre erfolgreich zu bestehen. Eine Brauerei, wie auch andere Unternehmen hat hier unterschiedliche Möglichkeiten: Auf mehr Bier in Blechdosen zu setzen ist und bleibt dabei schlecht für Umwelt und Energiebilanzen .
Wenn auch kurzfristig der Bierverbrauch nach Überwinden der Corona-Einschnitte wieder leicht gestiegen ist, bleibt die langjährige Tendenz bestehen. Die Menschen in Deutschland trinken immer weniger Bier. Wurden 2013 noch fast 100 Liter pro Einwohner*in getrunken, schrumpfte dieser Bierkonsum auf knapp 80 Liter in 2022. Trotzdem konnten im vorletzten Jahr doch immerhin satte 8,8 Milliarden Liter Bier abgesetzt werden.
Allein in 2023 wurde beim Bierverbrauch aber wieder ein Minus von mehr als 4 % verzeichnet. Die Stauderbrauerei hatte es trotzdem geschafft, in den vergangenen 12 Monaten noch ein Plus von 0,1 % zu erwirtschaften.
Auslastungsstrategien der Brauereien
Gegen geringeren Bierkonsum schützen sich viele Brauereien oft mit neuen Bierspezialitäten, alkoholfreien Varianten oder Mischgetränken. Manche Brauerein stellen neben ihren bekannten Marken auch No-Name Biere im sogenannten "Lohnbräu" im Auftrag anderer Firmen, für große Bierverlage oder Lebensmittelketten her, um ihre Auslastung zu erhalten.
Unsere Altenessener Brauerei "Jacob Stauder" hat für steigende Umsätze im Jahr 2024 die Blechdose wiederentdeckt. 20 Jahre lang war Stauder ohne diese umweltschädliche, Ressourcen verbrauchende Einwegvariante ausgekommen.
Diese Unternehmensentscheidung wurde kürzlich weiträumig und ohne irgendeinen kritischen Halbsatz über Umweltauswirkungen von Einwegverpackungen auf den Lokalseiten von WAZ/NRZ und der Webseite "Derwesten" abgefeiert. Grundtenor: Der Verbraucher hätte Stauder Dosenbier doch so sehr für Camping und Freizeit und insbesondere Fußballspiele gewünscht. Fotografiert vor großen Türmen mit grünen Stauder Mehrwegbierkästen durften Thomas und Axel Stauder erläutern, warum Dosenbier wieder wichtig ist.
Es war nach Beschreibung der Unternehmer auch kein Umweltbewußtsein, warum Stauder so viele Jahre kein Dosenbier abfüllen ließ. Für die voraussichtliche Absatzmenge sei es zu teuer, in eine eigene Dosenbierabfüllanlage zu investieren. Darüber hinaus waren in der Nachbarschaft freie Abfüllkapazitäten nicht zu akzeptablen Bedingungen verfügbar.
Vor dem Verkauf:
1000 Kilometer für das Dosenbier
Endlich aber sei Stauder im Oberfränkischen nahe Bamberg bei der "Leikeim Brauerei" fündig geworden. Dort kann die "kleine Persönlichkeit" aus Altenessen jetzt in halbliter Weissblechdosen verfüllt werden.
Regelmäßig werden jetzt also die Biertanklaster vom Ruhrgebiet aus fast 500 Kilometer Richtung Oberfranken fahren. Andere Lastwagenzüge werden die befüllten Stauderbierdosen von der Leikheimbrauerei ebenso viele Km zurück in die Stauderbrauerei fahren, wo sie dann vom Essener Norden aus wieder in alle Welt verkauft, getrunken und beiseite geworfen werden können.
Aus den Informationen der Deutschen Umwelthilfe DUH:
Einwegdosen schaden der Umwelt
"Eine der umweltunfreundlichsten Getränkeverpackungen ist die Getränkedose. Deren Produktion verbraucht viel Energie und sie wird in Deutschland bundesweit von nur wenigen Abfüllanlagen über lange Strecken transportiert. Weil für deren Herstellung auch Neumaterial eingesetzt wird, müssen Aluminium- oder Eisenerz gewonnen werden. Für deren Abbau werden im südamerikanischen Urwald, in Asien oder Australien Böden abgebaggert. Zudem kommen auf eine Tonne Aluminium bis zu vier Tonnen giftiger Rotschlamm als Abfallprodukt. Am Ende wird dieser in riesige Becken geleitet und stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar. Vorfälle wie der Dammbruch eines Rotschlammbeckens im ungarischen Kolontar oder die Einleitung von Rotschlamm in den Brasilianischen Fluss Lago Batata belegen erhebliche Umweltschäden durch die giftigen Abfallstoffe."
Deloitte-Studie: hohe Umlaufzahlen für Pool-Mehrwegflaschen.
"So wird die mit Abstand marktrelevanteste Poolflasche im Bierbereich - die NRW-Flasche - im Schnitt 42 Mal wiederbefüllt. Die ebenfalls besonders häufig eingesetzte 0,5 l Longneck-Flasche wird durchschnittlich 33 Mal wiederverwendet. Bier-Poolflaschen haben eine durchschnittliche Umlaufzahl von 36. Im Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkebereich werden die zwei wichtigsten Poolgebinde GDB 0,7 l und 0,75 l aus Glas 38 bzw. 44 Mal wiederbefüllt. Damit werden die bisherigen Annahmen zu Umlaufzahlen von Mehrwegflaschen in Ökobilanzen bestätigt oder sogar übertroffen."
Das Bierabfüllen in Weißblech oder Aluminiumdoren mag absatzfördern sein, umweltschädlich bleibt diese Strategie. Da ist es auch kein zureichender Ausgleich, wenn Stauder einige Dächer seiner Produktionsanlagen jetzt mit Solaranlagen bestückt.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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