Purer Genuss: Lebensgefühl steht in den Vitrinen von Pfeifen Schilde
Der sanft-seidige Geschmack eines Rum zum würzig-süßen Virginia-Rauch als harmonischer Ausklang des langen Tages – es sind solche Momente, die Udo Schilde im gleichnamigen Pfeifengeschäft anbietet. Kunden hat er in ganz Nordrhein-Westfalen, Produkte bezieht er unter anderem aus Dänemark und Italien.
Genau lässt es sich nicht sagen, doch seit knapp 100 Jahren gibt es das Geschäft Pfeifen Schilde an der Kastanienalle 14 schon. 1965 stand Udo Schilde zum ersten Mal hinter dem Tresen: „Wieso auch immer, ich bin in die Arbeit hineingewachsen“, sinniert der jetzige Inhaber. „Danach entwickelte sich einfach die Liebe zu Pfeifen.“ Sein persönlicher Favorit ist zurzeit eine Castello-Pfeife gepaart mit Virginia-Tabak, den er seit mittlerweile 20 Jahren bevorzugt: „Der ist etwas würziger und weniger aromatisiert.“ Wichtig ist für Schilde, dass Pfeife- oder Zigarre-Paffen nicht mit gewöhnlichem Zigaretten-Konsum vergleichbar ist. „Ich habe noch nie eine normale Zigarette geraucht“, betont Schilde den Unterschied der Genussmittel.
Warmes Lächeln, wohltemperierter Raum
Schon beim Eintreten lässt sich erkennen, dass hier Genuss und kein Konsum verkauft wird: An die dunklen Holzregale reihen sich schmucke Glas-Vitrinen mit besonders schicken Pfeifen-Exemplaren, im hinteren Bereich des Geschäfts wird in einem geschlossenen Raum die Qualität der dort gelagerten Zigarren per Hygro- und Thermometer kontrolliert. Einen warmen Empfang bereitet Udo Schilde mit seinem herzlichen Lächeln, verirrt sich ein internationaler Kunde in den Laden ruhig auch auf Englisch. „Wenn man beim Kauf nicht beraten kann, wird aus dem Kunden kein Pfeifenraucher“, erläutert der Inhaber seine Philosophie. „Es ist aber keine Kunst“, beschwichtigt er.
Sowohl bei Pfeifen als auch bei Zigarren inhaliert der professionelle Genießer nicht, sondern lässt den Geschmack im Mund zergehen. Die Holzinstrumente bedürfen regelmäßiger Pflege und Ruhe. Wer vier Pfeifen am Tag rauchen möchte, braucht also auch so viele Exemplare. Auswahl gibt's hier reichlich, nur bei wenigen ruht vier Mal das gleiche Modell im Pfeifenständer.
Die Maserung macht's
Im Design werden klassische und Fancy-Formen unterschieden. Während erstere überwiegend maschinell gefertigt werden, sind die dänischen Unikate immer handgemacht. Entscheidend für die Fertigung ist die Qualität: Pfeifen werden aus der Wurzel des nicht-kultivierbaren Bruyère-Holz gemacht. Zwar findet sich diese Wurzel im gesamten Mittelmeerraum, einige der besten ergattert man aber in Italien und auf Korsika. Maserung und Rarität bestimmen Verkaufs- wie auch Genusswert, so dass manche Pfeifen mehrere tausend Euros kosten können. Anfänger sollten sich davon nicht abschrecken lassen, für gerade einmal 35 Euro gibt es eine vernünftige Einsteigerpfeife.
Neben diesem breiten Sortiment an Pfeifen hat Udo Schilde alles für den täglichen Paff-Bedarf im Angebot: Von Tabak über Reiniger bis hin zu Ständern. Tabaktechnisch setzt Schilde durchaus auf altbewährtes – wie Virginia, English oder Danish –, nutzt die langjährige Erfahrung aber auch zur Herstellung einiger Eigenmischung.
Immer mit der Ruhe
Neben verschiedenen Zertifikaten über Qualität des Ladens und der Produkte fällt besonders eine Urkunde ins Auge: Die Teilnahme an der Dunhill Pipe Smoking Competition. Was man darunter verstehen darf? Das kuriose Ziel dieses Wettbewerbs war, so langsam wie nur möglich zu paffen. Hielt Schilde sich im guten Mittelfeld, konnte ein Herausforderer die eigene Pfeife satte drei Stunden in Gang halten. Das Geheimnis des Gewinners: Ab einem gewissen Zeitpunkt stand die Pfeife in Flammen.
pfeifen-schilde.de, Kastanienallee 14
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.