Mittendrin statt nur da: Neues SOS-Kinderdorfzentrum im Nordviertel wird umgebaut
In der Hammacher Straße steht das ehemalige Förderturmhaus 2. Am 1. Januar ist dort das SOS-Kinderdorfzentrum eingezogen. Nicht am Stadtrand, sondern mittendrin, Austausch statt Isolation - das ist das Konzept des Zentrums. Um das richtig umzusetzen, wird das Haus in den nächsten Monaten nutzungsgerecht umgebaut.
Mitten im Nordviertel entsteht in den nächsten Monaten auf 1600 Quadratmetern das neue SOS-Kinderdorfzentrum. Die Lage ist für den SOS-Kinderdorf e.V. eher untypisch, sind die meisten Einrichtungen des Vereins doch abseits der Innenstadt - also eher außerhalb gelegen. Doch genau darum geht es bei den neuen Konzept des Kinderdorfzentrums: Dort zu sein, wo man gebraucht wird. "Wir möchten mit unseren Angeboten mittendrin sein und können so genau dort die benötigten Angebote erkunden und Probleme aufzeigen. Das Konzept lebt davon, auf die Wünsche der Menschen einzugehen", erklärt SOS-Kinderdorf Bereichsleiterin Zita Höschen. "Wir gehen ganz bewusst in einen Stadtteil, wo wir gebraucht werden. Und wir sehen hier viel Potential", ergänzt Einrichtungsleiter Herbert Stauber.
Bereits jetzt erhalten jeden Tag 63 Kinder Förderung bei der Bewältigung ihres Alltags und der Schule durch Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs. Und auch in der Nachbarschaft hat man sich schon vernetzt. "Es gibt gemeinsame Aktionen. Eine Nachbarin hat einen schönen Garten rund um unseren Baum angelegt, die Kinder kommen her zum Spielen, die Nachbarn kommen und kooperieren mit uns", so Höschen.
"Es soll hier ein offenes Haus werden"
Anfang des Jahres übernahm der Verein das Gebäude und die ehrenamtlichen Helfer die Arbeit auf, nun ist es Zeit für den Umbau. Zweieinhalb Monate wurden für die Arbeiten eingeplant. "Es soll hier ein offenes Haus werden", sagt Stauber. Offen für all jene, die Hilfe benötigen oder Beratung und Kontakt suchen. Mit dem Café im Erdgeschoss wolle man die Plattform dafür bieten, erklärt der Einrichtungsleiter. Stauber: "Der Ansatz ist: Den Nachbarn und den Leuten im Stadtteil klar machen, dass es eigentlich ihr Haus ist." Bereits jetzt finden hier schon Nachbarschaftstreffen statt. "Zum Nachbarschaftstreffen können gerne noch mehr Leute kommen. Aber auch Senioren die Kontakt suchen können hierher kommen. Sie könnten beispielsweise den Kindern vorlesen oder einen Kuchen backen", so Martina Kraus, Verwaltungsfachangestellte des SOS-Kinderdorfzentrums. Ebenfalls in der unteren Etage: Ein Mehrzweckraum, der zum Beispiel für Sport genutzt wird. "Jeden Tag gibt es hier sportliche Angebote", erklärt Kraus.
Die gelebte Offenheit soll sich demnächst dann auch optisch in der Architektur widerspiegeln, darum wird die Decke zur ersten Etage entfernt und so der dort befindliche Spiel- und Aktivitätenbereich mit dem Café verbunden. Kaum von den Umbauarbeiten betroffen ist hingegen die zweite Etage. Hier befinden sich bereits mehrere kleine Räume, die als Ruhe- und Lernbereich genutzt werden.
Notwohnungen im Dachgeschoss
Bei aller Offenheit werden die oberen Stockwerke in Zukunft jedoch für die meisten verschlossen bleiben, denn hier werden nach dem Umbau Wohnbereiche für Familien und Kinder sowie Jugendliche sein. Im Dachgeschoss, wo sich jetzt noch eine Turnhalle befindet, werden zwei große Notwohnungen entstehen. Sie sollen zwei Familien Platz bieten, "wenn kurzfristig ein Bedarf besteht, weil zum Beispiel eine Mutter mit ihren Kindern wegen einer Gewalterfahrung schnell aus ihrer Wohnung raus muss. Oder ein Mann mit seinen Kindern plötzlich alleine steht, weil die Frau schwer erkrankt ist, er aber weiter arbeiten muss und Hilfe braucht", so Stauber.
Eine Etage tiefer wird ebenfalls einiges umgebaut. Hier finden in Zukunft Kinder und Jugendliche ohne Eltern Platz. Stauber: "Die 260 Quadratmeter werden so umgebaut, dass acht Jugendliche ein eigenes Zimmer haben. Jedes der Zimmer hat etwa 14 Quadratmeter." Hinzu kommt noch ein Betreuerbüro und ein Betreuerraum sowie eine Gemeinschaftsküche.
Die Wohngruppe stellt eine Verbindung zu den Anfängen in 2016 her. "Gestartet sind wir in Essen 2016 als Hilfe für unbegleitete Flüchtlingskinder. 27 von ihnen wurden betreut. Dafür hat der Verein zwei Häuser mit 24-Stundenbetreuung", berichtet Stauber. Die Jugendlichen befinden sich noch immer im sogenannten "Verselbstständigungswohnen". In der Hammacher Straße können nun acht weitere Jugendliche lernen, verantwortungsvolle und selbstständige Erwachsene zu werden. Zudem finden sie hier das, was sie ohne ihre Eltern nicht erfahren hätten: Geborgenheit, Zuspruch und Sicherheit.
900.000 Euro Umbaukosten
Das SOS-Kinderdorf ist ein Projekt mit Zukunft. Das zeigt nicht nur der Mietvertrag: "Wir haben für 20 Jahre unterschrieben", verkündet Stauber stolz, sondern auch die Unterstützung durch die Stadt und der Anneliese Brost-Stiftung. Die Stiftung zahlt den Umbau. Wie teuer das wird? "Brutto fast 900.000 Euro", erzählt Rüdiger Kersten, Geschäftsführer der Anneliese-Brost-Immobiliengesellschaft, die auch gleichzeitig der Vermieter des Hauses an der Hammacher Straße ist. "Wir werden nicht nur öffentlich, sondern auch durch Spenden finanziert", merkt Stauber noch an. Und alles wäre nicht möglich ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer. "Wir sind hier ein bunter Blumenstrauß", sagt Stauber und erklärt, dass alle Mitwirkenden aus 16 verschiedenen Nationen stammen.
Gemeinsam feierte man am Freitag, 6. Juli, vor dem Umbau noch ein fröhliches Sommerfest mit Spielen und Leckerem vom Grill. Um die Zeit zu überbrücken bis das SOS-Kinderzentrum wieder öffnet, gibt es ein buntes Ferien-Sommerprogramm. So schön das auch ist, trotzdem sind sicherlich alle froh nach dem Umbau in ihr neues altes Kinderzentrum zurückzukehren.
SPENDENKONTO:
- Sparkasse Essen, IBAN: DE93 3605 0105 0000 2051 20, BIC: SPESDE3EXXX
- Verwendungszweck: "SOS-Kinderdorf Essen"
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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