Alte Wäscherei wird zur Erlebniswelt
Aus der ehemaligen Keksfabrik und Wäscherei an der Radhoffstraße wird eine „Erlebniswelt“. Die gleichnamige Kindertagesstätte, bislang in der Großenbruchstraße beheimatet, bezieht im August neue Räumlichkeiten in Altenessen-Süd.
Der Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) macht aus der Not eine Tugend: Freiflächen für neue Kindergärten sind kaum vorhanden, da müssen eben bestehende Immobilien bedarfsgerecht ausgebaut werden. „Tabaluga“ verkehrt beispielsweise in einer ehemaligen Kneipe in Altendorf, den „Zwergenwald“, der in einem Stoppenberger Mehrfamilienhaus emporwuchs, zieht es noch in diesem Jahr in die Hinterlassenschaften der neuapostolischen Kirche im Ramerskamp.
Hintergrund des Umzuges der „Erlebniswelt“ ist die Erweiterung des Gruppenangebotes. Der VKJ bereitet sich auf den 2013 in Kraft tretenden Rechtsanspruch für die U3-Betreuung vor: Platz für zwei neue Gruppen für Unterdreijährige bieten die neuen, alten Räume (Baujahr 1913) an der Radhoffstraße, so dass dort ab Sommer jährlich 50 Kinder spielen und aufwachsen werden.
Ermöglicht wird dies durch die Projektentwicklung A. Martynus, die rund eine Million Euro in den Umbau des neuen Standortes investiert. Der wird seit Anfang des Jahres von Bauleiter Rüdiger Pütthoff überwacht. Für den Mülheimer Architekten ist die nicht alltägliche Verwandlung einer alten Wäscherei in eine „Erlebniswelt“ eine „spannende Geschichte“. Den Anforderungen an eine U3-Betreuung entsprechend, gilt es viel zu beachten: Barrierefrei muss das Gebäude sein, in dem nicht nur Spielgruppen, sondern auch Wickel- und Ruheräume unterkommen sollen. Der ehemalige Gewerbebetrieb ist soweit entkernt. „Jetzt kommen die Fenster und die Haustechnik an die Reihe“, erklärt Pütthoff.
Doch die Funktionalität der neuen Kindertagesstätte ist nur eine Seite der Planungen. Es gilt, dem Namen „Erlebniswelt“ gerecht zu werden. Auch wenn Architekt Vlado Balaz einräumt, dass man „eine Erlebniswelt nicht erklären“ könne, so gibt er doch einige nette Details preis. „Wir nutzen den alten Schornstein auf dem Außengelände und machen ihn begehbar“, verrät Balaz. Die weiteren Pläne sehen vor, dass der alte Schlot den Anstrich eines Leuchtturmes verpasst bekommt. „Das wird ein richtiges Wahrzeichen“, freut sich VKJ-Sprecher Andreas Breyer.
Ansonsten hielt sich Vlado Balaz mit seinen Ideen dezent zurück: „Die Kinder und Erzieherinnen sollen diesen Ort mit Leben füllen.“ So haben sich die Mitarbeiterinnen gewünscht, den Lichthof im Eingangsbereich für den Gemüseanbau nutzen zu können. Und die Grundmauern auf dem Gelände sollen später die Kinder gestalten. Schließlich wissen die am besten, wie eine „Erlebniswelt“ auszusehen hat.
Hintergrund:
„Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist hoch“, betont VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern. Schon jetzt seien die U3-Gruppen in der „Erlebniswelt“ für das kommende Kindergartenjahr ausgebucht. Alle drei Erzieherinnen aus der Großenbruchstraße machen den Umzug an die Radhoffstraße mit, ergänzt wird das Team um fünf Mitarbeiterinnen, inklusive einer Köchin. Angesprochen auf den allgemeinen Erziehermangel erklärt Kern: „Das muss man differenziert betrachten: Der VKJ bildet gewissenhaft aus, daher kommen Erzieher gerne zu uns zurück.“
Zeichnungen: Hasselbach Architekten / Fotos: Torma
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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