Zeche Carl: Einnahmen für guten Zweck werden durch Gebühren reduziert

- Spaß hatten die MAD-Fans in der Zeche Carl allemal, nur für die Organisatorin ging es unerfreulich aus.
- hochgeladen von Sabine Pfeffer
Zum Konzept der Zeche Carl als soziokulturelles Zentrum gehört im Verständnis vieler Altenessener auch das Prinzip, nicht für jede Veranstaltung Geld zu verlangen. Auch nicht von den Veranstaltern. Ist das nicht mehr so? Tina Warthun jedenfalls bezweifelt es.
Als Tochter des im vergangenen Jahr verstorbenen Frank Hockemeyer hatte sie die Organisation für das letzte
MAD-Festival übernommen (wir berichteten). Hockemeyer war über ein Dutzend Mal einer der Organisatoren gewesen.
„Raum 58“ sollte profitieren
Das Kürzel steht für „Musiker, Artisten, Debütanten“, was auch für die Offenheit spricht, mit der man die Kulturszene im Essener Norden zum Mitmachen einlud. Bands wie Indigo Dawn traten auf, und der Erlös wurde jeweils einem guten Zweck gespendet. Das war allen Beteiligten wichtig.
Nun hat Tina Warthun nicht vor, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Da jedoch „der Termin zwei Wochen vor seinem Tod von ihm fest gemacht wurde“, entschied sie sich, „ein letztes Mal dieses Festival stattfinden zu lassen“. Der Erlös war für den „Raum 58“, eine Notschlafstelle für Jugendliche in der Kastanienallee, vorgesehen. Dirty Undertrousers, Crimson, Schulz und Verstärkung, Astrid und Hub sowie Chipicau waren bereit aufzutreten.
490 Euro minus 210
490 Euro wurden an dem Abend an Spenden gesammelt. Tina Warthuns Freude wurde durch die Rechnung der Zeche Carl über 210 Euro Gebühren getrübt. Enttäuscht kommentiert sie: „Leider ist es nicht mehr der soziale Verein, der er mal war. Meine Ausgaben spende ich und ziehe diese nicht auch noch ab.“ Sie berichtet, dass ihr Vater nie etwas an die Zeche zahlen musste, weil es sich um Benefiz-Veranstaltungen handelte.
Carl-Geschäftsführerin Kornelia Vossebein erklärt gegenüber dem Nord Anzeiger, man habe im Vorgespräch auf die Gebühren hingewiesen. Das geschehe in jedem Einzelfall, denn Techniker müssten in der Zeche Carl bei jeder Veranstaltung dabei sein.
Lösungen in Absprache finden
In Vorgesprächen gehe es auch darum, festzustellen, ob der Veranstalter in der Lage sei, diese Kosten zu tragen.
Zur Kritik, dass der soziale Aspekt verloren gehe, weist Kornelia Vossebein darauf hin, dass man „als GmbH schmaler aufgestellt“ sei im Vergleich zu der Zeit, als es zum Beispiel noch festangestellte Tontechniker gab. Die habe die Zeche nicht mehr. Dennoch habe man als gemeinnützige GmbH den soziokulturellen Aspekt immer im Blick und versuche, in Absprache mit den Veranstaltern Lösungen zu finden.
Und sind die Preise stark gestiegen gegenüber dem, was mancher in Altenessen als die ‚gute alte Zeit‘ empfindet? So jedenfalls lautet die Kritik von einem anderen Veranstalter, der für seine Termine jetzt andere Räumlichkeiten sucht. Dazu mag sich Kornelia Vossebein nicht äußern: „Das weiß ich nicht.“
Fotos: Gohl
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.