Starke Hilfen unter einem Dach: Kinder- und Familienzentrum Blauer Elefant Karnap

7Bilder

Von einer „normalen“ Kita zum zertifizierten Kinder- und Familienzentrum: Die vormalige Kindertagesstätte „Blumenwiese“ in Essen-Karnap erhielt im 20. Jahr ihres Bestehens das Gütesiegel „Kinderhaus Blauer Elefant“ des Deutschen Kinderschutzbundes Bundesverband. Die Auszeichnung steht für besondere Qualität und Kompetenz in der Kinderbetreuung.

„Psst, die kleinen Raupen schlafen“ tönt es gegen halb eins durch das Kinderhaus „Blauer Elefant“ in Karnap. Nachdem die Kinder gemeinsam zu Mittag gegessen und Zähne geputzt haben, halten die „Kleinen“ der U3-Raupengruppe in der Schlafburg ihr Mittagsschläfchen. Während dieser Zeit ruhen selbstverständlich in der Naturwerkstatt Hammer, Säge und Co. und bleiben die Instrumente im Musikraum still. Die Schlafburg im Ü-3-Bereich - auch Nestgruppe genannt - ist eine herrlich gemütliche Oase zum Einkuscheln und Schlummern: Rund um eine große Burg aus hellem Holz hat jedes der kleinen „Raupen“-Kinder seinen festen Schlafplatz. 85 Kinder im Alter von zwei - ab August ab einem Jahr - bis zur Einschulung besuchen die Einrichtung mit ihren großzügig gestalteten Räumen. Es gibt vier Gruppen: Neben den „Raupen“ die „Sonnenblumen“ (drei bis vier Jahre), die „Käfer“ und „Schmetterlinge“ (Vier bis sechs Jahre). Aber von Hektik keine Spur - man blickt in entspannte und fröhliche Kindergesichter. „Wir arbeiten nach der offenen Schwerpunktarbeit, alle unsere Räume haben eine bestimmte Funktion“, erklärt Ulrike Erlinghagen, seit 2012 Leiterin der Einrichtung. So gibt es im Forscherraum selbstverständlich jede Menge Reagenzgläser. Dort können die Kinder mit Wasser, Farben, Rasierschaum oder aber Zaubersand experimentieren, einen Vulkan aus Backpulver bauen und vieles andere Spannende mehr. „Auf diese Weise bringen wir den Kindern chemische und physikalische Zusammenhänge nahe,“ erzählt Erlinghagen. Die Kinder können selber entscheiden, wo sie gerne hingehen möchten, nachdem die Erzieherinnen im Morgenkreis die jeweiligen Angebote vorgestellt haben. Der Kindergarten-Alltag wird von Erzieherinnen und Kindern gemeinsam besprochen. „Wir gestalten möglichst viel mit den Kindern gemeinsam, von den Themen bis hin zu Essensvorschlägen,“ so Ulrike Erlinghagen.

Taschenmesser-Führerschein mit Eltern

In der Naturwerkstatt können die Kinder sägen, feilen, bohren und bauen - wie in einer richtigen Werkstatt. Mit echten Werkzeugen wie die „Großen“. Hierfür absolvieren die größeren Kinder gemeinsam mit ihren Eltern einen Taschenmesser-Führerschein. Im Musikraum können Instrumente oder auch Tänze ausprobiert werden. Im Atelier geht es kreativ zu: In einer Zeichenecke wird derzeit emsig mit Bleistift gezeichnet. Die Kinder können aber auch großflächig mit Pinsel, Finger- oder mit Kleisterfarben arbeiten, experimentieren oder Ytong-Stein kratzen. Im ABC-Raum werden die Kinder spielerisch an den Umgang mit Zahlen und Buchstaben herangeführt. Ulrike Erlinghagen: „Die Kinder haben zwei Computer zur Verfügung. Wenn sie ihren Namen schreiben können, machen sie einen Computer-Führerschein.“ Anschließend können sie selbständig mit einem zertifizierten Programm arbeiten. „Viele Kinder können, wenn sie in die Schule kommen, bereits das Alphabet oder rechnen im Zahlenraum bis 20“ berichtet die Einrichtungsleiterin.

„Ernährung und Gesundheit“ ist ein weiterer großer Themenschwerpunkt. Ulrike Erlinghagen: „Seit zwei Jahren haben wir gemeinsam mit den drei anderen Karnaper Kitas und der Maria-Kunigunde-Grundschule das Projekt ‚Fit und gesund in Karnap’“. Hier werden die Kinder spielerisch mit den Themen „Gesunde Ernährung“ und „Bewegung“ vertraut gemacht. Die Einrichtung bietet aber auch selber den Eltern viele Angebote zum Thema Ernährung. „Die Eltern kochen auch bei uns und es findet auch eine Ernährungsberatung statt,“ erzählt Ulrike Erlinghagen. Die Kinder werden außerdem in hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Tischdecken und -abräumen oder Fegen einbezogen. „Wir kaufen gemeinsam mit den Kindern Obst, Gemüse und Aufschnitt für den Nachmittagssnack und das Frühstück ein. Außerdem ist auch das „Flizmobil“, ein Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen Essen-Mitte, häufig zu Gast. Dieses berät Kinder und Familien zu Themen, wie ausgewogene Ernährung, Erziehungsfragen und anderen Themen. Last but not least verfügt die Einrichtung über eine Bücherei, zwei Bistros, eine große Turnhalle sowie ein tolles Außengelände.

Etwa jedes dritte Kind in Essen-Karnap lebt in einer Familie aus einer benachteiligten Lebenssituation. Und so ist die Einrichtung längst nicht nur Betreuungsort, sondern bietet auch Förder- und Therapieangebote für Eltern und Kinder nach dem Motto „Alle Hilfen aus einer Hand“ an. Ulrike Erlinghagen: „Neben vielen Sprachförderprogrammen bietet unsere Rucksackgruppe Hilfe für Familien an.“ Das Projekt, das sich ursprünglich an Mütter mit Migrationshintergrund richtete, wird von einer Kindergartenmutter geleitet. Die Teilnehmer arbeiten zu Themen im Jahr, es werden aber auch Ideen von den Eltern aufgegriffen. „Inzwischen nehmen auch andere Mütter gerne daran teil“, freut sich Ulrike Erlinghagen.

Die Einrichtung ist sehr gut im Stadtteil mit den anderen Einrichtungen und der Grundschule vernetzt. Erlinghagen: „Außerdem arbeiten wir unter anderem mit dem Kinderschutzzentrum, dem Therapiezentrum, arbeiten integrativ und haben ein Inklusionskind.“ Es besteht eine Kooperation mit dem Zukunftsbildungswerk, das sich unter anderem für Chancengleichheit für benachteiligte Kinder stark macht. Hier erteilt eine Studentin wöchentlich Sprachförderung. Dienstags findet außerdem ein Elterncafé und einmal im Monat ein Frühstück mit Eltern statt, „für das die Eltern die tollsten Köstlichkeiten und internationale Spezialitäten mitbringen“, freut sich Ulrike Erlinghagen. Gesprächsrunden zu Erziehungsfragen, Familienfreizeiten und Waldtage runden das Angebot ab.Übrigens: Eltern sind jederzeit herzlich eingeladen zu hospitieren. „Wir sind ein offenes Haus für alle,“ sagt die Ulrike Erlinghagen.

Info:

Essen ist bundesweit die einzige Stadt, in der vier Einrichtungen das Gütesiegel „Kinder- und Familienzentrum Blauer Elefant“ tragen: die Kinder- und Familienzentren in Altenessen, Stadtmitte und Zollverein. Im Kinderhaus Karnap treffen sich zudem zwei Spielgruppen: montags der „Elternstart NRW“ für Eltern mit Kindern ab vier Monaten und dienstags und donnerstags eine Gruppe für Eltern mit Kindern von ein bis zwei Jahren. Infos unter Telefon: Telefon 0201/8385080

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.