Mit Musik kommen auch Flüchtlinge besser an
Runde Tische, deren Mitglieder Flüchtlingen helfen, gibt es mehrfach in Essen. Viel Arbeit wird im Stillen geleistet, es kann aber auch mal laut zugehen. An der Tiegelschule etwa, wo regelmäßig 15 Kinder im Musikprojekt aus Leibeskräften singen. Die deutsche Sprache lernen sie ganz nebenbei.
Es ist ein sonniger, warmer Freitagnachmittag, der draußen zum Spielen einlädt. Im Nordviertel aber versammeln sich Kinder im Alter zwischen drei und 13 vor der Schultür - zappelig und ungeduldig. Markus Tiefensee und Robert Timäus werden bedrängt, kaum dass sie eingetroffen sind.
Einmal pro Woche wird in der Tiegelschule gesungen und musikziert
Seit Juni geben die beiden den Kindern einmal pro Woche Musik- und Gesangsunterricht. Gar nicht einfach, wenn die Sprachkenntnisse zwischen Lehrern und Schülern, aber auch zwischen den Schülern auseinander klaffen. Texte lernen sich da nicht so schnell, doch Markus Tiefensee ist optimistisch: „Musik ist sprachfördernd.“ Deutsch lernen, indem man es singt.
Der Pastoralassistent in St. Gertrud war schon vorher für die katholische Pfarrgemeinde am Runden Tisch, dessen Vertreter sich um Menschen kümmern, die in der ehemaligen Grundschule und jetzigen Asylbewerberunterkunft an der Tiegelstraße untergebracht sind. Sie stammen aus afriknaischen Staaten, dem Kosovo, Afghanistan, Serbien und anderen Regionen. „Das ist wirklich top!“, sagt Tiefensee über die Arbeit, die der Runde Tisch leistet. Nur etwas mit Musik, das habe gefehlt.
Ehrenamtler vom Runden Tisch
Für die sorgt der frühere Musiklehrer nun gemeinsam mit Robert Timäus. Der Mann aus dem benachbarten Frohnhausen ist ebenfalls am Runden Tisch engagiert. Bei der Auswahl der Lieder versuchen sie, die Heimatländer zu berücksichtigen, wollen aber gerade zum neuen Schuljahr auch aufnehmen, was die Kinder an den Schulen lernen.
Im 30-minütigen Unterricht geht das große „Hallo!“, mit dem die Kinder die Besucher begrüßten, nahtlos in den Text des ersten Liedes über. Später wird rhythmisches Klatschen einbezogen. Die Lehrer geben die ersten Töne auf der Gitarre vor. Auch die jungen Schüler versuchen sich an Instrumenten. Allzu viele Glockenspiele, Xylofone oder Flöten sind nicht vorhanden, mehr würden gebraucht.
Zwar kann das wöchentliche Projekt so schon ein Härtetest fürs Trommelfell sein. Dennoch freuen sich die Organisatoren über die Spende von gebrauchten Instrumenten. Geholfen wird damit nicht nur den Kindern, auch ihren Eltern. Markus Tiefensee: „Manchmal kommen Erwachsene dazu, setzen sich hin und spielen ein wenig auf der Gitarre.“ 30 Minuten, in denen man all‘ die Probleme vergessen kann.
Weitere Instrumente werden genötigt: Spenden erbeten
Nur über wenige Musikinstrumente verfügt das Projekt an der Tiegelschule bisher. Die Verantwortlichen und natürlich die Kinder freuen sich über Spenden. Ideal sind Glockenspiele, Xylofone, Rasseln, Tambourine, Schellenkränze, Handtrommeln und andere Orff-Instrumente, aber auch Gitarren und Keyboards.
Abgegeben werden können sie donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr im Pfarrbüro St. Gertrud, Rottstraße 36, oder nach Absprache (buero@st-gertrud-essen.de).
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Fotos: Renate Debus-Gohl
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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