Karnaper Kampf gegen Heizkosten: Annington schaltet sich ein
Mit Schaudern blicken Bewohner der Mathias-Stinnes-Siedlung in Karnap auf den Winter 2009 zurück. Da die Leistung des Nahheizkraftwerkes an der Hattramstraße nicht stimmte, blieben ihre Wohnungen kalt. Die Betreiberfirma Energieconsulting und Service (ECS) behob diesen Mangel, aber wohl ist den Karnapern mit Blick auf die Heizkostenabrechnung noch immer nicht.
Im vergangenen Jahr stellte die ECS aus Dresden niedrigere Arbeits- und Grundpreise in Aussicht. Allerdings verknüpft mit einer Laufzeitverlängerung der Verträge bis 2025. Insbesondere Eigenheimbesitzer konnten sich wenig mit dem Gedanken an eine längere Bindung an die ECS anfreunden. „Das Angebot war nicht akzeptabel“, blickt auch der Sprecher der hiesigen Mieter- und Eigentümerinitiative, Michael Schwamborn, zurück.
Zu dieser Beurteilung kam auch die Deutsche Annington, die die Mietwohnungen in der Siedlung unterhält. In der Vergangenheit hatte Schwamborn die Passivität des Wohnungsunternehmens bemängelt - doch so langsam komme „Bewegung ins Spiel“. „Auf Druck der Mieter- und Eigentümerinitiative“, wie der Bezirksvertreter betont.
Die Darstellung der Annington weicht von der des Initiativensprechers freilich etwas ab. „Da die Verträge mit der ECS 2014 auslaufen, wären wir auch so tätig geworden“, erklärt Andreas Hecker, der bei der Deutschen Annington für den Zentraleinkauf im Bereich Energie zuständig ist, ansonsten ist er der Initiative aber für den „Draht vor Ort“ dankbar.
Wie den Anwohnern ist es der Annington um die Wirtschaftlichkeit der Wärmeversorgung gelegen. „Wir müssen mit der ECS ins Gespräch kommen“, bestätigt Hecker. Wie ein möglicher Ausweg aus der Heizkostenspirale aussehen könnte, diese Frage vermag er aber momentan nicht zu beantworten. Es seien mehrere Szenarien denkbar.
Eines hat sich Michael Schwamborn bereits ausgemalt, schon seit längerem plädiert er für eine Nutzung der Abwärme des benachbarten Müllheizkraftwerkes. Da jedoch unklar ist, wie es in dem Werk nach dem angekündigten Ausstieg der Kommunen Mülheim und Gladbeck aus dem Karnap-Verbund weitergeht, wird dieses Gedankenspiel erschwert. Auch die finanziellen Dimensionen sind nicht ausgelotet. „Ein Meter Leitung für Nahwärme kostet 500 Euro“, hält Andreas Hecker fest. Und da ist noch kein Wort über den Aufwand für Umrüstungen in Haus und Anlage verloren worden.
Noch ist die Siedlung von der ECS abhängig. Die Annington wird im Zweifelsfall nach 2014 eine ECS-unabhängige Lösung präsentieren können, Eigentümer, die sich emanzipieren wollen, müssten derzeit eine Umrüstung aus dem eigenen Portemonnaie bezahlen. Das ist natürlich nicht im Sinne der Initiative, und auch Andreas Hecker von der Deutschen Annington ist um eine „einvernehmliche Lösung“ bemüht.
Das Kraftwerk
Das Nahheizkraftwerk an der Hattramstraße wurde 1986 erbaut und 1987 in Betrieb genommen. Angefeuert wird es mit Kohle und Öl. Was damals schon nicht mehr besonders zeitgemäß war, ist heute klar als verdeckte Subvention für den Bergbau zu bezeichnen. „Seitdem hat das Kraftwerk fünf, sechs mal den Betreiber gewechselt“, moniert Michael Schwamborn die fehlende Kontinuität in Karnap. Allerdings technisch, so Andreas Hecker, sei die Anlage in einem tadellosen Zustand.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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