In Pappbechern steckt Musik: Kids rocken in der "Grünen Klangwerkstatt" den Müll
"Die Grüne Klangwerkstatt“ lautet der Name eines inklusiven Projekts der Philharmonie Essen, an dem auch Schülerinnen und Schüler der Grundschule Nordviertel und der Helen-Keller-Förderschule teilgenommen haben. Krönender Abschluss war die Aufführung eines Kindermusicals, das Themen der Grünen Hauptstadt aufgreift.
Die Kinder haben ganz fleißig Plastikmüll gesammelt und daraus Musikinstrumente gebaut, wie eine Teufelsgeige, ein Waschbrett-Schlagzeug oder einen Kronkorken-Schellenkranz“, berichtet Projektleiterin Lesley Olson. Die Dozentin der Folkwang Universität der Künste, ist an der Philharmonie Essen im Bereich Konzertpädagogik tätig, seit 2004 hat sie dort bereits zahlreiche Kompositionsprojekte mit Schulklassen realisiert.
Die Schülerinnen und Schüler gingen auf eine Entdeckungsreise in die Welt des Abfalls und fanden heraus, dass man aus Müll ganz tolle Dinge schaffen kann. Leslie Olson erzählt: „Verpackungen, wie etwa Pappkisten, Kaffee-to-go-Becher und Keksdosen können unfassbar schöne Klänge produzieren, wenn man nur Augen und Ohren dafür öffnet.“ Die Schülerinnen und Schüler haben Musikinstrumente aus Dingen gebaut, die üblicherweise auf dem Müll landen. „Sie leisteten somit einen Beitrag zur Reduzierung unseres Müllaufkommens“, so Olson.
Eine Trommel-Burg aus Verpackungsmüll
Eltern von Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b, bauten gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Ömer Bektas aus Kunststoff-Eimern und Metall-Dosen, Verpackungsmüll aus dem Restaurant-Betrieb, eine "Trommel-Burg". Schülerinnen erarbeiteten eine eigene Choreografie für einen Tanz.Im Rahmen des Projekts entstand eine Perkussion-Band. Vorbild war hierbei die „Spermüllmusik“ der Putzkolonne „Stomp“. Dahinter verbirgt sich eine Perkussion-Band, die erstmals 1991 in Großbritannien auftrat. Die heute sehr erfolgreiche Gruppe entlehnt ihre Performance dem Umfeld einer Putzkolonne erzeugt die rhythmischen Geräusche durch musikuntypische Gegenstände, die im Sperrmüll zu finden sind, wie etwa Besen und Mülltonnen. Stomp war der Begründer eines neuen Performance-Genres.
Ergänzt werden die Texte und Perkussionsmusik durch launige Lieder, die zum Thema passen – wie „Morgen, Kinder, wird es nichts mehr geben“ und den „Drei mal R-Rap": Reduzieren – Reparieren – Recyceln. Stephan Hardenacke, Lehrer an der Hellen-Keller-Förderschule schildert seine Eindrücke: „Jeder der zehn von unseren Schülern hatte eine eigene Rolle und das hat allen sehr viel Spaß gemacht.“ Für die Schülerinnen und Schüler, die alle eine Form von Behinderung haben, war es eine außergewöhnliche Erfahrung, auf der Bühne zu stehen.
Einige von ihnen sind Rollstuhlfahrer, ein Schüler ist aufgrund einer Beeinträchtigung nicht in der Lage zu sprechen. Hardenacke berichtet: „Einer unserer Rollstuhlfahrer hat einen Müllwagen imitiert und ein anderer hat mithilfe eines Sprachcomputers seine Rolle gesprochen.“Für die Schüler sei es eine tolle Erfahrung gewesen, aus dem Bereich Schule raus zu kommen, mit anderen Klassen etwas einzustudieren und auf diese Weise Gemeinschaft zu (er)leben. Hardenacke: „Jeder von ihnen hat sich mit seinen Möglichkeiten eingebracht.“ Das Üben, Angestrengtsein, die Spannung mitzuerleben sowie die Bühnenathmosphäre mit dem gedämpften Licht zu erleben, waren großartige und einzigartige Erlebnisse für die Schüler der Hellen-Keller-Förderschule. „Die schönste Rückmeldung und das Größte überhaupt war es, ihr Grinsen zu sehen“, sagt Stephan Hardenacke.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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