"Ich mache, was ich finde": Schonnebecker möchte Kunststraße erschaffen

Fotos: Debus-Gohl
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Schrott kann unglaublich inspirierend sein: Was Andere wegschmeißen, das verarbeitet der Schonnebecker Klaus Viehöfer zu Kunstobjekten. Seine Ausstellungsfläche: Die Grundstücke seiner Nachbarn. Deren Vorgärten zieren bereits 15 Exponate des gelernten Drehers.

Dem Mädchen hängen dicke Moppedketten ins Gesicht. Sie stellen Ponyfransen dar. Ihr "seidiges" Haar, das sich keck nach außen biegt, wurde aus Gewindestangen gefertigt. Schraubenmuttern in XXL-Größe zieren als Schuhe ihre Füße.
Für die Arme und Beine hat Klaus Viehöfer Gewindestangen zweckentfremdet und dem Mädel auch noch eine Lang-Hantel "in die Hand gedrückt". Bald soll die Kleine eine "Schwester" bekommen - mit Ball. "Ich habe schon immer was gemacht", erzählt der 69-Jährige Schonnebecker, der sich 1968 als Dreher selbständig gemacht hatte. Mit "was" meint er, Skulpturen und Objekte aus Metall, aus ausrangierten Muttern, Schrauben, Werkzeugen und Co. gefertigt.
Anfangs waren dies kleine Objekte, wie Motorrädchen und Ähnliches, später, als die Skulpturen und deren Zahl größer wurden, hatte er die Idee, diese in die Vorgärten seiner Nachbarn zu platzieren. Und diese waren begeistert von der Idee. Und nicht nur sie. "Es kommen Menschen und machen Fotos", freut sich Viehöfer. Sein Ziel: "Ich möchte eine Kunststraße erschaffen." Auf diese Weise beabsichtigt er, die Straße, in der er wohnt, "aufzumuntern" und überhaupt: "Mann muss etwa für Schonnebeck tun", findet der Künstler. "Ich mache, was ich finde, was zu uns passt und was man erkennen kann", verrät der Schonnebecker.

Kunst aus Schrauben, Muttern und Co.

Der "Schrott", die Schrauben, Muttern und Werkzeuge fungieren gleichsam als "Objets trouvés", französisch für ‚gefundene Gegenstände'. Denn in der Kunst bezeichnet dieser Begriff, den schöpferischen Akt, wenn aus einem Alltagsgegenstand oder Abfall ein Kunstwerk oder ein Teil davon entsteht. Die fertigen Objekte lässt Viehöfer entweder verzinken oder aber sandstrahlen, falls ein Rosten beabsichtigt ist. So wie bei seiner größten Skulptur, die über drei Meter hoch ist und mehr als zweieinhalb Tonnen auf die Waage bringt. "Für diese Arbeit habe ich 13 Ambosse übereinander angeordnet und auch Werkzeuge meines Großvaters eingearbeitet", erzählt Klaus Viehöfer. Sein Opa war Schmied gewesen.
Darüber hinaus bevölkern seinen und die Vorgärten seiner Nachbarn neben einer Skulptur in Form eines Förderturms - einem sogenannten Doppelbock - gefertigt aus unzähligen Muttern und Schrauben - auch Bergleute an einer Lore. Ein Schmied - an einem Amboss stehend - rekuriert auf Viehöfers Großvater, dessen Betrieb sich einst unweit des Standorts der Werkstatt seines Enkels befand. "Der Amboss und die Schraubstöcke sind noch von meinem Großvater" erzählt Viehöfer. Weiterhin entdeckt man ein Pferd, eine Frau, die in ein Buch vertieft ist, einen kleinen Hund, gefertigt aus ausgebrochenem Stahl, einen Adler, der über eine Hecke lünkert, ein Seepferdchen, eine Katze, eine Blume, deren Blätter aus Mauererhämmern gefertigt wurden und vieles Andere mehr. Bevor er sich neuen Projekten zuwendet, will der Metallkünstlers, der auch Objekte anlässlich von Jubiläen und Geburtstagen fertigt, "erst die Straße fertig machen", sagt dieser.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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