Halt vor Gewalt: Altenessener Schulhof wird zum Stopp-Schild
376 Schüler, alle in knallrot, jeder am richtigen Platz: Den Normalbürger wundert's, für die Schule an der Rahmstraße ist das gar nicht so außergewöhnlich. Im Vierjahres-Rhythmus wird auf dem Pausenhof in Altenessen ein gewaltiges „Stopp“ aus den Kindern aller Klassen gepuzzelt, um so miteinander ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Anfang April war es wieder soweit.
Die Aktion ist Teil eines umfassenden Programms zur Gewaltprävention verschiedener Schulen, Einrichtungen und Institutionen im Bezirk V. Die Grundschule an der Rahmstraße integriert die Idee jetzt schon seit 1998 in Lehrplan und Unterricht. „Es geht dabei um einen gewaltfreien Umgang“, weiß Schulleiter Jürgen Krisch. „Wie schaffe ich es, mit der Wut umzugehen, wenn sie einmal hochkommt.“ Im Spiel werden solche Szenarien rekonstruiert, erklärt Krisch: „Wann gab es eine solche Situation und was kann man anders machen.“ Die Schüler lernen Grenzen ziehen, ohne handgreiflich oder beleidigend zu werden. Idealerweise lösen die Kids ihre Probleme dann gewaltfrei und eigenverantwortlich unter sich und erst in letzter Instanz ziehen sie den Lehrer hinzu.
Zweimal im Jahr, im Wechsel an einem und drei Tagen, wird das Konzept mit besonderen Aktionen vertieft. So auch Anfang April. In dem dreitägigen Projekt lernten die Kinder den Umgang mit Provokationen und die Vermeidung drohender Konflikte. Wutplakate, Körpersprache und gefühlte Musik waren der Weg dorthin.
Höhepunkt ist jedes Mal die Abschlussveranstaltung mit dem extra eingeübten Schulrap – auch bekannt unter dem Namen „Wutlied“ – und dem für Google-Earth geeigneten Stopp-Mosaik. An der Puzzle-Aktion nahmen die Schüler aller Klassen teil. Bedenkt man den Koordinationsaufwand, sind zehn Minuten positionieren erstaunlich. Ein etwas zu langes „P“ wird schnell korrigiert.
Danach wurde von den Viertklässlern unter den Augen ihrer Mitschüler das Wutlied aufgeführt. „So laut, dass es knallt“, sagten die Schüler: „Stopp zur Gewalt“. Das Lied und die Tanzeinlage ernteten Applaus von Lehrer, Eltern und Kindern. Jetzt dürfen sich die Schüler noch auf ein eigenes Foto des überdimensionierten Warnschilds freuen, damit die Aktion lange in Erinnerung bleibt.
Vor zwei Jahren ließen die Schüler Luftballons steigen. Einer der Reisenden verirrte sich 300 Kilometer weit nach Hessen. In zwei weiteren Jahren ist es wieder so weit – mal sehen, wohin der Wind die Luftpost dann weht.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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