Essener GSE-Werkstatt erweitert heilpädagogischen Bereich

Die Lichtdusche bringt Markus und seinem Kollegen Entspannung und neue Energie für die Arbeit in der Werkstatt. Fotos: Winkler
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  • Die Lichtdusche bringt Markus und seinem Kollegen Entspannung und neue Energie für die Arbeit in der Werkstatt. Fotos: Winkler
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Die ganz in weiß gehaltene Einrichtung beruhigt schon an sich, dazu erklingt eine zarte Musik, sanft wird die Seele von einer Lichtdusche gestreichelt. „Meist schlafe ich hier“, schätzt Markus diese Räumlichkeit. Obwohl er eigentlich zum Arbeiten zur GSE (Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen mbH) gekommen ist.

„Snoezelen“ nennt sich das Konzept, das ursprünglich in den 70er Jahren in den Niederlanden entstanden ist und speziell Menschen mit sensorischen Störungen und schwersten Behinderungen Erholung verschaffen soll. Sich einfach einmal ablegen, die Augen schließen, sich und seine Umgebung bewusst wahrnehmen, dies alles steuert der alltäglichen Reizüberflutung entgegen. Gefördert von speziellen Möbeln und Materialien, welche die Sinne bewusst stimulieren.

Der Ruheraum ist Teil des neugestalteten Heilpädagogikbereichs in der Einrichtung an der Grasstraße in Essen-Borbeck. Damit ist das Betreuungsangebot, welches die Arbeit seit jeher mit Aktivität und Therapie, die berufliche Rehabilitation mit persönlicher Förderung verknüpft, für die knapp 400 Werkstattmitarbeiter in Borbeck noch vielfältiger geworden.

Gemeinsam tanzen und kochen

Zu Tanz, Sport- und Musikangeboten sowie Computer- und Schreibschulungen oder auch der wöchentlichen Diskothek gesellt sich nun etwa die neue Kommunikationsküche. Gruppenweise kochen und backen die Teilnehmer in dem modern gestalteten Raum Gerichte sowohl aus der traditionellen deutschen Küche, aber es kommen ebenso auch mal türkische oder andere internationale Speisen auf den Tisch. Abseits des üblichen Kantinenessens geht es hier vor allem um das miteinander Wirken, aber auch schlicht um die Fähigkeiten zur Selbstversorgung. „Denn viele ernähren sich sonst außerhalb der Werkstatt oft von Fast Food“, weiß Sozialarbeiterin Margret Kowalski.
Manchmal greift man hier aber auch - zumindest für Außenstehende - zu eher ungewöhnlichen Maßnahmen: So nutzt die Frauengruppe im Rahmen der Ergotherapeutischen Maßnahmen die Küche zur Sexualkunde: Auf dem Plan stehen Gebärmutternachbildungen aus Teigware. Auch das bedeutet eben, mit allen Sinnen zu lernen und arbeiten.
Eine Tür weiter wartet der Raum für die kreative Ader. Es wird eifrig gemalt und gebastelt, teils am Stehständer, um zugleich an der Körperhaltung zu arbeiten. Auch Fitnessgeräte zum Muskelaufbau sind vorhanden.

Schneiderei und Garten/Landschaftsbau

Nicht vernachlässigt wird bei allen Begleitangeboten selbstverständlich die Arbeit der Werkstattmitarbeiter, die durchaus ebenso wie in der freien Wirtschaft ihre (nach individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten angepassten) Arbeitsstunden abzureißen und entsprechende Leistung abzuliefern haben. So entstehen Kissen in der großen Schneiderei, es gibt eine Metallbearbeitung, die Montage, die Maler, auch einen EDV-Inhouseservice sowie die Abteilung für Garten- und Landschaftsbau. „Neben zum Beispiel städtischen Aufträgen für Schulgelände können da auch Privatleute ihren Bedarf anmelden“, wirbt Werkstattleiter Norbert Nienhaus für die gute fachliche Leistung seiner Mannschaft.

Kontaktdaten finden Interessenten auf der Internetseite www.gse-essen.com. Hier gibt es zudem weitere Infos über Geschichte, Philosophie und auch die anderen Essener Werkstätten der GSE nachzulesen.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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