Auf Film-Safari durch Schonnebeck - "Mitreisende" gesucht!

Dietmar Müller an seinem heimischen Arbeitsplatz. Foto: Privat
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Dietmar Müller entdeckt seine neue Heimat. Mit der Kamera im Anschlag wandelt der gebürtige Gerwischer durch Schonnebeck. Mit Begeisterung. Der passionierte Hobbyfilmer sucht nun für ein bewegtes Stadtteilportrait kreative Mitstreiter.

8 Millimeter entfachen eine Leidenschaft. Mitte der Siebziger Jahre fängt Dietmar Müller mit seiner neuen Errungenschaft, einer russischen Super-8-Kamera, alles ein, was ihm vor die Linse kommt. Auf Familienfesten, im Urlaub oder bei Spaziergängen durch seinen Heimatort Gerwisch bei Magdeburg. „So fangen viele an“, weiß der heute 62-Jährige. Doch das Medium Film bietet mehr als nur die Möglichkeit, Erinnerungen festzuhalten. Dietmar Müller möchte Geschichten erzählen.

In Magdeburg schließt er sich einem Filmclub an, in dem er mit der Schnitttechnik in Berührung kommt. Mit Gleichgesinnten findet er nach der Wende mit dem Magdeburger Stadtkanal eine Experimentierwiese. Der Antrag auf Aufnahme im Bundesverband Deutscher Film-Autoren lässt nicht lange auf sich warten. Dietmar Müller ist endgültig angefixt.

Wer sich an die Anfänge des Bürgerfernsehens erinnert, lange bevor digitale Aufnahme- und Schnitttechniken für die breite Masse erschwinglich und händelbar wurden, mag vielleicht schmunzeln. Der offene Kanal Essen (OK 43, Sendeschluss am 31. Dezember 2008) beispielsweise wurde in der Öffentlichkeit ob der schwankenden Qualität der Beiträge oft belächelt. Deshalb übersahen viele, dass das Amateurfernsehen einige Perlen parat hielt. Sendereihen wie das Literaturcafé, City Talk oder Powerplay waren der Beleg.

Chronik von Gerwisch ist ein filmisches Husarenstück

Ambitionen verfolgt auch Dietmar Müller auf der anderen Seite der Republik. Ein ehrgeiziges Projekt ist die Chronik von Gerwisch, die er mit Hilfe der örtlichen Heimatfreunde anfertigt. Die Anfänge des Städtchens im Mittelalter und die Zeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg hat er bereits abgehandelt – in zwei abendfüllenden, jeweils 90-minütigen Episoden. Dabei verwebt Müller Interviews mit Historikern und Filmaufnahmen, in denen Darsteller geschichtliche Ereignisse nachspielen. Infotainment nennt man so etwas heute salopp. Tatsächlich ist es ein hobbyfilmisches Husarenstück, das zehn Jahre in Anspruch nimmt. Da ist es kein Wunder, dass sich Teil 3, der die Zeit im DDR-Regime beleuchten soll, noch in der Vor-Produktion befindet.

Die Ideen sprudeln bereits: So hat Dietmar Müller Kontakt aufgenommen zu einem Zeitzeugen, der in den Sechziger Jahren einen Fluchtversuch unternahm und in Gerwisch auf einen amerikanischen Militärzug aufsprang. Ein Zugbegleiter der ehemaligen Deutschen Reichsbahn bemerkte den blinden Passagier – bei der Ankunft am Grenzübergang Marienborn/Helmstedt durfte niemand den Transport verlassen. „Dieser Vorfall hat diplomatische Verwicklungen zwischen den USA und der Sowjetunion hervorgerufen“, erklärt der Regisseur die Brisanz des Themas. Eine entstandene Verfilmung mit dem Titel "Verspätung in Marienborn" lief weltweit in den Kinos und wurde 1963 in Berlin mit einem Filmpreis geehrt.

Wann Dietmar Müller die Gerwischer Chronistenpflicht ereilt, lässt er aber noch offen. Der Betriebtechniker, der seine Familie in der Gastronomie „Der Löwe“ am Kopstadtplatz unterstützt, beschäftigt sich derzeit mit der Gegenwart. Seit wenigen Jahren lebt er in Schonnebeck, wo er sich regelmäßig auf Film-Safari begibt. So begleitet er die Veranstaltungen des Schonnebecker Werbeblockes und hält Markt- und Martinsfest in Bewegbildern fest. Seine Filme veröffentlicht er im eigenen YouTube-Kanal TV Schonnebeck und auch auf lokalkompass.de.

Jeder kann mitmachen

„Ich möchte den Menschen meine neue Heimat näher bringen“, erklärt Dietmar Müller seine Motivation. So stellte er kürzlich den Bauernhof Schetters Busch vor. Dem Hobbyfilmer schwebt ein Portal vor, in dem sich „Vereine, Kindergärten und Veranstalter aus dem Bezirk Zollverein“ präsentieren dürfen. Zu diesem Zweck sucht er Mitstreiter, die Freude am Film mitbringen. „Alles ganz unverbindlich. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Mir schwebt nichts kommerzielles vor“, betont Müller. „Mir geht es nur um den Spaß an der Sache. Wäre doch schade, wenn das Wissen, das ich mir angeeignet habe, verloren ginge...“

Kontakt:

Wer an dem Projekt TV Schonnebeck mitarbeiten möchte – eine Kontaktaufnahme ist unter tvschonnebeck@gmx.de möglich. Aktuell arbeitet Dietmar Müller mit der digitalen HD-Videokamera HXR-MC2000E von Sony sowie mit der Mini DV Kamera Canon XM2. In Sachen Schnitt schwört Müller auf Magix Video Deluxe 17 - Premium HD.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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