AfB hilft behinderten Menschen ins Berufsleben
Rund 140 Menschen mit Handicap arbeiten bereits bundesweit für das erste gemeinnützige IT Unternehmen AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung). Knapp zwanzig davon in Essen. Und es sollen mehr werden.
„Es macht Spaß hier zu arbeiten“, lächelt Hekmat Mussa (31), der aufgrund einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt. Der im Irak geborene Mann hat eine Ausbildung zur Elektrogeräte-Fachkraft absolviert, jedoch aufgrund seines Handicaps nie in dem Beruf gearbeitet.
In der Essener Hauptniederlassung konnte er sein Hobby nun zum Beruf machen, nachdem er ein erfolgreiches Praktikum absolvierte. Seine Leistungsfähigkeit als Techniker und Verkäufer stellt er seit nun sechs Jahren in der Firma unter Beweis.
Ziel der Firmengründung ist die Einbindung von Menschen mit Behinderung in ein unabhängiges IT-Unternehmen, das keinem Systemhaus oder Hersteller angehört. Ins Leben gerufen wurde das Projekt im Sommer 2004 von Paul Cvilak, der erklärt: „Viele Behinderte leiden mehr unter fehlenden Aufgaben oder Perspektiven als unter ihrer eigentlichen Behinderung“.
Nachdem ein passendes Konzept gefunden wurde, konnten die Ideen in einem ersten erfolgreichen Musterbetrieb umgesetzt werden. Partner und Fürsprecher konnten gewonnen werden, so dass die Standorterweiterung ihren Lauf nahm. Bis heute sind bundesweit zehn Filialen entstanden.
Viele Menschen mit Behinderung fanden einen neuen Arbeitsplatz, an dem sie von vornherein die gleichen Karrierechancen haben wie ihre nicht behinderten Arbeitskollegen. Je nach Art und Grad der Behinderung werden sie entsprechend eingesetzt.
Das Konzept der AfB sieht die Übernahme nicht mehr benötigter IT-Hardware von Firmen vor. Anschließend werden die Geräte getestet, falls nötig repariert. Besonders groß geschrieben wird der Datenschutz. Noch vorhandene Daten werden in einem speziellen Sicherheitsbereich gelöscht. Datenträger, die mit nicht löschbaren Daten versehen sind, werden geschreddert. Zu guter Letzt werden die Geräte bewertet und mit 12 Monaten Garantie zum Verkauf angeboten.
Mit der AfB gGmbH in Essen ist bereits das vierte Inte-
grationsunternehmen in NRW an den Start gegangen. Hier arbeiten bis zu 20 Leute, davon über die Hälfte mit einer Schwerstbehinderung.
„Eine gute Arbeitsatmosphäre ist das A und O eines solchen Unternehmens“, pflichtet Dirk Fißmer, Leiter Marketing und PR für NRW, bei.
Schließlich sei dies eine Firma mit einem sozial ausgerichteten Fokus. Auch der Verkaufsleiter Thomas Lammert kann die Aussage nur bestätigen: „Wir achten auf ein angenehmes Arbeitsklima, loben die Mitarbeiter bei guter Arbeit und motivieren sie“. Man veranstaltete auch schonmal Pizza-Abende.
Lammert ist zufrieden: „Da ist so manch ein richtiger Freak am PC dabei. Die können ganz schön was “. Gut im Griff haben die Mitarbeiter auch das sicherheitsüberwachte Lager.
Der schwerhörige Arno Grudzinski ist zuständig für die Lagerarbeit und die Kommunikation mit den Kunden per Internet. Seine Behinderung stellt hierbei eben keine dar. Auf die Frage hin, ob der Job ihm Freude bereite, grinst er frech: „Nö“.
Seine Arbeitskollegen lachen. Arno prustet los und lacht mit. „Doch, doch es macht Spaß“ nickt er plötzlich wieder ernst. Lammert beobachtet das Geschehen: „Die Menschen sind dankbar für die Tätigkeit bei AfB. Behinderte, die einmal arbeitslos waren, wissen wie schwer die Wiedereingliederung in ein angemessenes Arbeitsumfeld ist.“ Europaweit sollen bis Ende 2013 über 500 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Autor:Kathrin Lesniewski aus Essen-Süd |
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