Vor dem Stadionumzug: Fans äußerten Wünsche

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So ein Stadionbau hat es in sich. „Erstaunlich, an was man alles denken muss - ich hätte es nicht gemacht“, bekannte Michael Welling vor 200 angemeldeten Fans in der Mensa des Bildungsparks. Gut, dass der RWE-Boss die Grundstücksverwaltung (GVE) an seiner Seite weiß.

Die Liste mit den Pflichtaufgaben ist tatsächlich lang, schließlich soll an der Hafenstraße eine zweitligataugliche Arena entstehen. Wie eine solche auszusehen hat, das ist in den DFB-Statuten geregelt. Hinzu kommt: „Ein Stadion ist seit Duisburg ein Hochsicherheitstrakt“, resümierte GVE-Geschäftsführer Andreas Hillebrand. Die Bauherrin muss demnach auch Örtlichkeiten für eine Polizeiwache bereitstellen - „für die Gästefans“, wie Michael Welling mit einem Augenzwinkern ergänzte. Im Gegenzug fallen fannahe Institutionen hinten über: Eine Vereinsgaststätte wird es im Neubau ebensowenig geben wie dauerhafte Räume für die AWO. Das Fanprojekt bekommt an Spieltagen zwar eine Anlaufstelle zugestanden, wird seinen festen Sitz jedoch außerhalb des Stadions in Höhe des Parkplatzes P3 am Gaswärme-Institut finden.

Gleichwohl sind RWE und GVE darauf bedacht, dass sich der rot-weisse Anhang mit der neuen Spielstätte identifizieren kann. Dieses Ansinnen war ja das Leitmotiv des Abends im Bildungsparks. An Ideen mangelte es nicht: Ein neuer Standort für Rahn-Skulptur, ein großes RWE-Emblem am Stadion, das in erster Linie eines für die Stadt sein wird, die Farbe der Sitzschalen - in vielen Punkten herrschte Einigkeit unter den Fans. Kontrovers diskutiert wurde der Erhalt der Haupttribüne. Die flammende Rede von Jörg Lawrenz („Die Tribüne atmet Geschichte“) erntete viel Beifall, aber auch Kopfschütteln. „Das Gelände wird angehoben, die Tribüne würde 4,60 Meter im Boden verschwinden“, erklärte Hillebrand die Schwierigkeit, die sich im Übrigen auch bei einem möglichen Erhalt eines Flutlichtmastes als Landmarke ergibt. Dieser ließe sich aber schon eher realisieren.

Ein weiteres Gegenargument sind die Kosten, die bei einer Ertüchtigung der Tribüne anfielen. Diese bezifferte der GVE-Geschäftsführer vage mit „fünf Millionen“ - ein deutliches Zeichen dafür, das ein Erhalt nicht ansatzweise in seinem Hause diskutiert wurde. Welling sprach von einer „Paradoxie“: „ Erst wollten Sie ein neues Stadion, weil es Ihnen auf den Kopf fällt- jetzt kommt es und Sie wollen das Ding behalten...“

Spielraum für Tradition gibt es dagegen bei der Namensgebung der Tribünen: Zum jetzigen Stand werden an die RWE-Legenden Willi „Ente“ Lippens (Haupt), August Gottschalk (West) und Helmut Rahn (Nord) erinnern, die vierte, nach Abriss des Georg-Melches-Stadions zu bauende Tribüne im Osten wird zur „alten Westtribüne.“ Ob diese Kennzeichnung eine für die Ewigkeit ist, darf bezweifelt werden. „Ich würde nie sagen, dass die Tribünen nicht vermarktet werden. Das wäre verlogener Scheiß“, so die deutlichen Worte des RWE-Geschäftsführers. Definitiv „nicht davon ausgehen“ sollten die Fans, dass die neue Arena den Namen Georg-Melches tragen wird. Welling: „Alles andere als die Vermarktung wäre ökonomischer Wahnsinn.“

Einen Kommentar zu der geforderten Erhaltung der Haupttribüne finden Sie hier: http://www.lokalkompass.de/essen-nord/sport/uebertriebene-sentimentalitaet-d111336.html

Ausbaufähig

Ein Fassungsvermögen von 20.433 Zuschauern wird die neue Arena bei ihrer Fertigstellung Anfang 2013 (Der Abstoß vor drei Tribünen erfolgt - sofern der Winter nicht allzu hart ausällt - zum Saisonstart 2012/13) aufweisen. Ausbaustufe zwei sieht die Schließung der Ecken (neues Fassungsvermögen 27.000), in der dritten Phase kommen Oberränge hinzu (ca. 37.000). Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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