Stadion für Essen: Keine Punktlandung zur Eröffnung
Die Baufortschritte auf der Stadionbaustelle an der Hafenstraße waren schon mal sichtbarer. Was mitunter daran liegt, dass viele Arbeiten ins Innere verlagert wurden. Kein Grund zur Sorge also. Eine Punktlandung zur Saisoneröffnung wird es aber auch nicht geben. Die Stadioneinweihung ist für den 12. August angesetzt, die Regionalliga geht bereits eine Woche früher an den Start. Die Bauherrin, die Grundstückverwaltung Essen (GVE), verfolgt ohnehin andere Pläne.
Der Rohbau steht, die Dachkonstruktion sitzt und wird derzeit geschlossen, das künftige Spielfeld ist soweit für den Einbau der Rasenheizung vorbereitet. Die Bodenschicht für den Rasen wird ohnehin erst „drei, vier Wochen vor der Eröffnung“ aufgetragen. Demnach liegt das Hauptaugenmerk auf dem Innenausbau. „Die Fliesen und Böden sind verlegt, jetzt stehen Heizung, Lüftung, Technik im Vordergrund“, klärt GVE-Sprecher Markus Kunze auf.
Grobes Gerät ist auf der benachbarten Baustelle gefragt - dort wird nun beendet, was 2009 begonnen wurde: Der Abriss der „Nord“. Der Tribünentorso steht unmittelbar dem Bau der neuen „Westtribüne“ im Wege. Kunze: „Wenn alles weg ist, richten wir hier eine Baustraße ein.“
Der Abbruch von Ost- und Haupttribüne lässt noch ein wenig auf sich warten. Die GVE fasst den Herbst ins Auge: Solange die Räume im Nachfolgestadion noch nicht bezugsreif sind, bleiben die Geschäftsstelle und Umkleiden im Georg-Melches-Stadion unangetastet. Eine Spielunterbrechung, die der Initiative für den Erhalt der Haupttribüne in die Karten spielt? Initiativensprecher Jörg Lawrenz kündigte dieser Zeitung gegenüber an, den Weg über den Denkmalschutz beschreiten zu wollen. An der GVE-Zentrale im Etec-Gebäude ist die Initiative bei ihrem neuerlichen Anlauf aber noch nicht vorbeigekommen. „Wir haben einen eindeutigen Auftrag“, so Kunze, der zum eigentlichen Thema „nichts mehr sagen“ möchte. Was soviel heißt wie: Die GVE fühlt sich nicht als richtige Ansprechpartnerin.
Ausführliche Auskünfte gibt es dagegen zur Vermarktung der neuen Arena. Es gilt, Betriebskosten in Höhe von 780.000 Euro zu erwirtschaften. Zum Vergleich: Im Georg-Melches-Stadion lagen die jährlichen Betriebskosten im Schnitt bei 565.000 Euro.
„Diese im Verhältnis zum alten Stadion deutlich höheren Kosten sind im Wesentlichen durch die veränderte bauliche Struktur bedingt, die aber auch Potenzial für zukünftige Erlössteigerungen bietet“, heißt es in einem Verwaltungspapier, das der Politik als Diskussionsgrundlage diente. Die Folge dieser Beratungen: Die GVE muss die Betriebskosten - mindestens bis Ende 2012 - im Alleingang stemmen. „Weitere Zuschüsse“ sind nicht vorgesehen.
Die Vermarktung an den Spieltagen, so ist es mit dem Ankermieter vertraglich vereinbart, übernimmt Rot-Weiss Essen. Für die Extraausstattung, die (solange die Bergeborbecker in weniger lukrativen Ligen verkehren) für den Anfang besonders üppig ausfallen muss, ist die GVE zuständig.
Markus Kunze und die Stadttochter sind optimistisch, diesem Anspruch gerecht zu werden. „Es gibt erste Anfragen von Personen, die das Stadion für ihre Veranstaltungen nutzen möchten“, verrät der Pressesprecher und denkt dabei an „Abi-Bälle“ und „Firmenfeiern“. Die GVE will das volle Veranstaltungsprogramm für bis 1.000 Gäste bieten, das Paket wird in den nächsten Wochen offensiv beworben.
Als Stolperstein könnte sich allerdings die Regionalliga-Zugehörigkeit der Essener erweisen: „Die vierte Liga ist unberechenbar“, betont Kunze. Und weiter: „In den höheren Ligen stehen die Spielpläne vor Saisonbeginn fest, in der Regionalliga dagegen werden Spielansetzungen kurzfristig bekannt gegeben.“ Es wird deutlich: Das neue Stadion ist eine Chance, aber noch lange kein Selbstläufer. Fotos: Michael Gohl
Details zur Stadioneinweihung:
- Die offizielle Stadioneröffnung ist für Sonntag, 12. August, geplant. Dann ist die Regionalliga-Saison 2012/13 bereits zwei Spieltage alt. Der Saisonstart ist für das Wochenende 3. bis 5 August angesetzt, wie der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband bestätigt.
- RWE bestreitet die ersten beiden Saisonspiele auswärts. Die GVE legt Wert darauf, dass die neue Arena als ein „Stadion für Essen“ wahrgenommen wird. Eine Einweihung im Rahmen eines Ligaspiels war daher keine Option. Als Einlage gibt es die Partien SG Schönebeck gegen 1. FFC Frankfurt und Rot-Weiss Essen gegen die „Auf Asche“-Amateurauswahl zu sehen.
- Kein Bundesligist als Eröffnungsgast? Laut Markus Kunze soll ganz bewusst das Familienfest mit seinen Aktionen rund ums Stadion im Vordergrund stehen. Ein enger Terminplan und die erste Runde im DFB-Pokal, die RWE wohl ohnehin einen höherklassigen Gegner beschert, hätten ebenfalls gegen die große Lösung gesprochen. „Einen großen Gegner kann sich RWE suchen, wenn alle vier Tribünen stehen“, so Kunze, der die Eröffnung am 12. August deswegen auch als „soft opening“ bezeichnet.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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