RWE - Velbert 4:1: Tokat, Enzmann und Koep verengen "Zielkorridor"
Der von RWE-Trainer Waldemar Wrobel oft bemühte „Zielkorridor“ wird zusehends enger. Doch selbst nach dem 4:1-Erfolg über SSvg. Velbert am Mittwochabend bleibt das Wort „Aufstieg“ ein Tabu. Dabei beträgt der Abstand auf Platz drei nun stolze 15 Punkte...
Der mäßige Auftritt gegen Rhynern hatte keinen Einfluss auf die Aufstellung. Bereits zum fünften Mal vertraute Wrobel der selben Startelf. Die bekam es mit der besten Offensive der NRW-Liga zu tun: Die „Sonnenblumen“ aus Velbert besuchten das Georg-Melches-Stadion mit der Empfehlung von 38 Saisontoren. Der Treffer Nr. 39 fiel beinahe in der 7. Minute: Vincent Wagner verschätzte sich, Dennis Lamczyk hielt jedoch hervorragend gegen Marco Onucka.
Nach einer guten Viertelstunde schrillten im Velberter Strafraum erstmals die Alarmglocken. Der Angriff wurde jedoch abgepfiffen, weil SSvg.-Schlussmann Christoph Ditterle inmitten eines Getümmels verletzt liegen blieb. Einige Unverbesserliche von der Osttribüne quittierten die Spielunterbrechung mit fliegenden Bechern. Eine völlig fehlgeleitete Aktion - allerdings hatte Ditterle den rot-weissen Anhang schon vor dem Anpfiff mit einigen Fingerzeigen provoziert. Der Torhüter revanchierte daraufhin sich mit kleinen Verzögerungen und theatralischen Einlagen.
Dabei hatte er derartige Sperenzchen gar nicht nötig. Mit einer starken Parade machte er die beste Gelegenheit der Bergeborbecker durch Holger Lemke zunichte, bei einem Kopfball von Innenverteidiger Alexander Thamm war er mit einer blitzsauberen Fußabwehr zur Stelle. Auch bei Standards räumte Ditterle in schöner Regelmäßigkeit ab. 10:1 Ecken zeigte die Strichliste auf dem Notizblock an, als Schiedsrichter Andreas Steffens den Pausenpfiff ertönen ließ. Auf der Anzeigetafel prangte jedoch ein ernüchterndes 0:1 für die Gäste. In der 42. Minute war die RWE-Defensive nämlich in Lethargie verfallen - Ballverlust auf der rechten Seite, Lamczyk konnte sich nicht entscheiden, ob er Onucka entgegenlaufen soll, auch Dirk Jasmund und Alexander Thamm schienen für einen Moment gelähmt. Sturmspitze Daniel Nigbur freute sich über die Ablage. Christoph Ditterle wähnte sich auf dem Weg zum Mann des Abends und verließ sein Gehäuse vor der Osttribüne mit einem letzten Gruß an die RWE-Fans. Doch ein Spiel besteht bekanntlich aus zwei Hälften...
Die Halbzeitansprache von Waldemar Wrobel fiel kurz aus, früh schickte er seine Mannschaft zurück aufs Geläuf. Wild gestikulierend gab er jedem Spieler noch ein paar Worte auf dem Weg. „Wir waren in der Halbzeit relativ ruhig“, wird der Übungsleiter später zu Protokoll geben. So richtig abnehmen wollte man ihm das allerdings nicht.
Die Rot-Weissen legten von nun an Tugenden an den Tag, die sie in der ersten Hälfte vermissen ließen, aber innerlichen muss, wenn man vor heimischen Publikum bestehen will: Kampf und Leidenschaft. Die Spielfreude gab es obendrauf. Bereits sieben Minuten nach Wiederanpfiff war die Gästeführung egalisiert: Leon Enzmann verwertete einen Pfostenabpraller von Holger Lemke zum 1:1. Angetrieben wurden die Essener nun vom eingewechselten Suat Tokat. Der hatte in der 59. Minute das 2:1 auf dem Fuß, vergab aber etwas eigensinnig. Der ebenfalls von der Bank gekommene Benedikt Koep hätte ein verwaistes Tor vorgefunden.
Nur eine Minute später machte es Tokat besser. Mit einer geschickten Körpertäuschung ließ die Velbert Hintermannschaft alt aussehen. Benedikt Koep erhöhte nach einem tollen Spielzug über Meik Kuta, Enzmann und einem völlig allein gelassenen Timo Brauer auf 3:1 (70.). Nach diesem Angriffswirbel zogen sich die Hausherren wieder etwas zurück. Zu Beginn der Schlussphase hätte sich das fast gerächt, doch Lamczyk, über weite Strecken an diesem Abend beschäftigungslos, parierte gleich zweimal in überragender Manier.
Den Schlusspunkt setzten der starke Suat Tokat und ausgerechnet Torhüter Ditterle. Nach einem Abstimmungsfehler mit Norman Seidel schob Essens Nummer 10 mit dem Schlusspfiff zum 4:1 ein.
Velbert-Trainer Frank Schulz ärgerte sich abschließend darüber, dass sein Team mit der Führung im Rücken keine Sicherheit fand, war ansonsten voll des Lobes für Trainer, Spieler und Fans der Gastgeber. „Spiele an der Hafenstraße sind etwas Besonderes. Sicherlich spielt RWE nur eine Saison in dieser Liga.“
Wrobel sah erwartungsgemäß über die Äußerung seines Kollegen hinweg, konnte jedoch mit der Leistungssteigerung seiner Elf zufrieden sein. Dabei kamen die spielentscheidenden Protagonisten mal wieder von der Bank. Doch es ist nicht des Trainers Art, einzelne Spieler hervorzuheben. Auf den Torriecher von Neuzugang Benedikt Koep (vier Treffer in fünf Pflichtspielen) angesprochen, betonte der Übungsleiter: „Dafür haben wir Benedikt geholt. Doch man darf eins nicht denken: Das war keine Entscheidung gegen Lukas Lenz. Wir sind froh, dass wir zwei Jungs haben, die auf diesem Niveau spielen können.“ Auch Tokats eindrucksvolle Empfehlung auf einen Stammsplatz bewertete er sachlich-nüchtern: „Suat ist gut genug, um den Gegner 45 Minuten zu beschäftigen. Aber ob es für 90 Minuten reicht, mag ich zu bezweifeln.“ Der Trainer besitzt eben Vertrauen in jeden seiner Akteure.
Mit dem Sieg über den Tabellendritten der NRW-Liga eroberten die Rot-Weissen den Platz an der Sonne zurück. Germania Windeck war an diesem Nachholspieltag zum Zusehen verdammt, die Partie gegen ETB Schwarz-Weiß Essen musste, aufgrund der Unspielbarkeit des Platzes am Uhlenkrug, erneut verschoben werden. Fotos: Michael Gohl
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.