RWE und MSV hadern mit Chaoten - und kündigen Konsequenzen an

Spielunterbrechung in der 76. Minute: Choaten drängen durch ein Sicherheitstor in den Innenraum. Die Polizei demonstriert ihre Mannschaftsstärke.
  • Spielunterbrechung in der 76. Minute: Choaten drängen durch ein Sicherheitstor in den Innenraum. Die Polizei demonstriert ihre Mannschaftsstärke.
  • hochgeladen von Patrick Torma

Das Halbfinalspiel im Niederrheinpokal zwischen Rot-Weiss Essen und MSV Duisburg bleibt noch einige Zeit in Erinnerung. Viele RWE-Fans waren kurz nach dem Abpfiff sicher: Das war der beste Auftritt ihres Teams seit Monaten. Doch der Sport rückte am Dienstagabend in den Hintergrund. Chaoten missbrauchten das Revierderby als Plattform für ihre Selbstbeweihräucherung.

Die Vereinsoberen waren reichlich angefressen. RWE-Boss Michael Welling und sein Duisburger Gegenüber, Udo Kirmse, hatten im Vorfeld mehrfach an die Vernunft der Provokateure appelliert. Beide Traditionsklubs übten, bei aller sportlichen Rivalität, den Schulterschluss, indem sie ihr gemeinsames Engagement für die Initiative „Arbeiterkind“ betonten. Alles vergebens.

Zur Pause freuten sich etliche Anhänger über die gute Werbung für den Revierfußball. Die Zuschauer im Stadion und an den Fernsehgeräten – der Spartensender Sport1 übertrug den Pokalschlager live – sahen eine nicht unbedingt hochklassige, aber sehr intensive Partie. Zusätzlicher Balsam für die Heimfans: Die rot-weißen Außenseiter diktierten das Spielgeschehen.

Imageschaden zur besten Sendezeit

Kurz vor Wiederanpfiff fielen zunächst einige Gäste aus der Rolle: Im MSV-Block brannten Bengalos, einige Feuerwerkskörper flogen Richtung Spielfeld. Die MSV-Kicker versuchten zu beschwichtigen. Schiedsrichter Guido Winkmann pfiff die zweite Halbzeit mit einer kurzen Verspätung an.

Zwanzig Minuten später unterbrach der Bundesliga erprobte Unparteiische die Begegnung. Vermummte, die erst kurz zuvor die Westkurve betreten hatten, öffneten das Sicherheitstor zum Innenraum, verblieben jedoch zum großen Teil, halbstark posierend, auf der Treppe. Die Polizei zeigte auf beiden Seiten Präsenz, zusätzliche Beamte betraten die Szenerie, demonstrierten ihre volle Mannschaftsstärke.

Über die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes - die Chaoten verschwanden kurz danach, dennoch blieb die Partie für 30 Minuten unterbrochen – wurde auf den Rängen kontrovers diskutiert. „Die Polizei geht auf Nummer sicher, um eine mögliche Eskalation zu verhindern“, urteilte ein Verbandsvertreter. Ein weiterer Zwischenfall und Guido Winkmann hätte die Partie wohl nicht mehr angepfiffen. Was die Vereine, die ohnehin mit Sanktionen rechnen dürfen, teuer bezahlt hätten. Abgesehen vom Imageschaden zur besten Sendezeit.

Die Stimmen zum Spiel und den Vorfällen auf den Rängen:

Karsten Baumann, Trainer MSV Duisburg:

„In der ersten Halbzeit hat uns RWE den Schneid abgekauft. Nach der Pause waren wir bis zur Unterbrechung am Drücker. Meine Mannschaft war drauf und dran das 1:0 zu erzielen. Danach plätscherte das Spiel vor sich in hin. In der Verlängerung war es ein sehr offener Schlagabtausch, im Elfmeterschießen besaßen wir die besseren Nerven. Es tut mir leid für Marc (Fascher, Anm. d. Red.), seine Mannschaft hat einen großen Fight abgeliefert.“

RWE-Trainer Marc Fascher:

„Als ich den Duisburgern gratulierte, konnte ich in ihren Augen erkennen, was wir heute für ein Ding rausgehauen haben. Ein größeres Kompliment gibt es nicht. Leider haben wir in der ersten Halbzeit versäumt, das 1:0 zu erzielen. […] Als der Ball in der 90. Minute an den Pfosten klatscht, da fragst Du sich: Was hast Du verbrochen? Im Elfmeterschießen versagten dann die Nerven. Das ist bitter, dennoch muss ich meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Am Ende heißt es: ‚Raus mit Applaus’ – das braucht kein Mensch…

"Verpisst Euch! Ihr macht den Fußball kaputt!"

Udo Kirmse, Vorsitzender MSV Duisburg:

„Ich bin sehr enttäuscht, wie sich unsere sogenannten Fans benommen haben. Wir vom MSV Duisburg werden die Taten polizeilich verfolgen und Stadionverbote aussprechen. Was hier heute passiert ist, ist ein No-Go!“

Michael Welling, Vorsitzender Rot-Weiss Essen:

„Leider stehen nun die Begleitumstände im Fokus. Alles, worüber wir im Vorfeld gesprochen haben, wurde ad absurdum gestellt. Wer jetzt behauptet, hier sei nicht viel passiert – heute ist sehr wohl etwas passiert. Wir werden alle Mittel ausschöpfen, um dieses Fehlverhalten zu sanktionieren. Das sind Störer, die wir hier nicht sehen wollen. Wenn ich vor ihnen stünde, würde ich ihnen ins Gesicht sagen: ‚Verpisst Euch! Ihr macht den Fußball kaputt!’

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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