RWE siegt im Derby gegen Kray
Alles war angerichtet für das Derby zwischen Traditionsklub und Überflieger: Wobei den Krayern zuletzt die Flügel gestutzt wurden. Der FC kam mit der Bürde von vier Spielen ohne Punkteausbeute an die Hafenstraße, gegen Siegen und Lotte setzte es deftige Niederlagen (0:3, 2:7).
Von Patrick Torma und Sven Böttger
Rot-Weiss Essen wartete mit zwei Änderungen im Vergleich zum Spiel unter der Woche in Leverkusen (0:0) auf: Max Dombrowka und Kevin Grund rückten zurück ins Team für Christian Telch und Konstantin Sawin. Die Hausherren übernahmen gleich die Initiative. Kein Zweifel, die Bergeborbecker wollten ihre Ankündigung wahrmachen und zeigen, wer die Nummer eins im Essener Fußball ist und bleibt. Dementsprechend engagiert gingen sie in die Zweikämpfe. Markus Heppke, Holger Lemke und Benedikt Koep prüften Omar Allouuche früh, doch das war nichts, was den FC-Schlussmann ernsthaft in Bedrängnis bringen konnte. Allerdings: Seine Vorderleute konnten nach vorne nicht für Entlastung sorgen, die RWE-Defensive stand hierfür viel zu kompakt.
Nach zwanzig Minuten galt dies auch für die Hintermannschaft der Gäste aus dem Essener Osten, das Spielgeschehen verlagerte sich aus ihrer Hälfte heraus immer mehr an die Mittellinie. An Einsatz mangelte es nicht, wohl aber an Geistesblitzen. Die Krayer suchten ihr Heil aus der Distanz, die Rot-Weißen über die Außen, wo Lemke und Grund rochierten – ohne zählbaren Erfolg. In der 36. Minute versuchte Koep es mal durch die Mitte und landete nach einer Pirouette auf dem Hosenboden. Die meisten der 11.037 Fans im Stadion (Saisonrekord!) forderten Elfmeter, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer gönnte ihnen nur einen Freistoß. Auch wenn Heppke etwas zu genau zielte (in die Arme von Allouche nämlich) – es war der Aufreger, der das Spiel nochmal belebte.
Nachdem Avci die mustergültige Vorlage von Markus Heppke nicht verwerten konnte, machte es Benedikt Koep besser: Lemke über links, dessen Flanke entpuppte sich als halber Torschuss. Allouche ließ abklatschen, Koep bedankte sich per Flugkopfball mit dem 1:0 (43.). Der verdiente Halbzeitstand in einem bislang eher unaufgeregten Derby und der bereits sechste Saisontreffer des Stürmers.
Mit unveränderten Mannschaftsausstellungen ging es in die zweiten 45 Minuten, das 1:0 sollte aber nicht mehr lange ein solches bleiben. Vincent Wagner hielt es nicht hinten, mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel von links erzielte der Innenverteidiger das 2:0. Genugtuung nach dem verschossenen Elfmeter am Mittwoch.
Der RWE zog jetzt die Daumenschrauben an, Heppke (allein vor dem Tor), Avci (gegen den Rohrbau der vierten Tribüne) und Laletin (mit dem Scheitel am Ball vorbei) waren nah dran am 3:0. Mit einer härteren Gangart versuchte sich das Team von Trainer Dirk Wißel seinem Schicksal zu entziehen. Allein, es nutzte nichts. Nachdem beste Chancen liegen gelassen wurden, erzielte Kerim Avci mit einer Bogenlampe den überfälligen, dritten Treffer für die Bergeborbecker.
Mit dem 3:0 im Rücken spielte es sich natürlich leicht auf, Waldemar Wrobel gestattete seinen Führungsspielern Heppke und Wagner einen frühzeitigen Feierabend. Ein wenig kehrte der Schlendrian ein, so kamen die Krayer noch zu ein, zwei guten Gelegenheiten. Kevin Barra steuerte nach einer geschickten Freistoßvariante den - durchaus vermeidbaren - Anschlusstreffer bei (82.) Zu mehr reichte es allerdings nicht mehr.
Die Rot-Weissen bewahren die weiße Heimweste (fünf Spiele, fünf Siege), ohne sich übermäßig zu verausgaben. RWE klettert auf Platz zwei der Regionalliga-West. Der FC Kray muss sich - nach ordentlichem Saisonstart - endgültig nach unten orientieren.
Die Stimmen:
Benedikt Koep (Schütze 1:0): „Wir sind nicht gut in die Partie gekommen, haben anfangs viele Räume gelassen. Nachher hatten wir das Spiel unter der Kontrolle. Am Ende hätte es höher ausfallen können, wir haben schon, wie in Leverkusen, viele Chancen liegen gelassen. Der Anschlusstreffer? Das war ein blöder Fehler nach einem Standard, den Treffer müssen wir verhindern.“
Vincent Wagner (Torschütze 2:0):
„Die Krayer mit ihrer unkonventionellen Ordnung musst Du erstmal knacken. Nach dem ersten Treffer spielen wir das 2:0 und 3:0 schön heraus.“ Angesprochen auf den verschossenen Elfer am Mittwoch und das heutige Tor: „Ich hätte gerne beide Male getroffen. Jedes Mal, wenn ich auf die Tabelle gucke, denke ich: Mist, wir könnten zwei Punkte mehr haben. Aber es geht weiter, jetzt kommt das schwere Spiel gegen Schalke II, die haben zuletzt gegen Siegen gewonnen.“
Dirk Wißel (Trainer FC Kray):
„Wir haben noch nicht verstanden, das Spiel in unsere Richtung zu drehen“ Angesprochen auf die Gegentore: „ Wir haben uns alle 3 Gegentore selbst vorbereitet, die aus eigenen Ballverlusten resultierten“ Abschließend resümierte er: „RWE war defintiv der verdiente Sieger, erst nachdem Rot-Weiss einen Gang zurückschaltete, kamen wir auch zu Chancen.“
Waldemar Wrobel (Trainer RWE):
In dem erwartet schweren Spiel hätte man „durch mehr Ballbesitz und Präzision im Passspiel“ einen „verdienten Sieg errungen“ Den zweiten Tabellenplatz weiß Wrobel durchaus einzuschätzen: „ Für uns ist das eine Momentaufnahme, wir müssen uns erst gegen die Spitzengruppe der Liga beweisen.“ und fügt hinzu „bis jetzt hatten wir da nur Fortuna Köln“
So spielten sie:
Rot-Weiss Essen: Lamcyzk – Dombrowka, Laletin, Wagner (Telch, 70.)), Gurino – Heppke (Pires-Rodriguez, 56.), Grummel – Lemke, Avci, Grund (Soukou, 66.) - Koep
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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