RWE: Kantersieg über Erkenschwick
Auch wenn's nur ein Testspiel war: Die Mannen von Trainer Waldemar Wrobel schienen die 1:4-Niederlage gegen die Spielvereinigung Erkenschwick im Vorfeld dieser Saison nicht vergessen zu haben. Beim gestrigen Wiedersehen an der Hafenstraße gab's die Retourkutsche – die Rot-Weissen schickten die Gäste vom Stimberg mit 4:1 nach Hause. Dabei hätte der fünfte Sieg im fünften Heimspiel deutlich höher ausfallen müssen.
Der Großteil der 6.233 Zuschauer hatte allein in den ersten zehn Minuten dreimal den Torschrei auf den Lippen. Doch die Hausherren gingen zunächst zu umständlich (Brauer) bzw. zu eigensinnig (Lenz) zu Werke. Bei der bis dato besten Chancen spukte bei Lukas Lenz womöglich noch die Wirtschaftsklausur, die er wenige Stunden zuvor an der Uni Dortmund hinter sich gebracht hatte, im Hinterkopf herum. Nachdem Kerim Avci Leon Enzmann mit einem seiner vielen Zuckerpässe an diesem Abend auf Reisen geschickt hatte, durfte sich Lenz eine Ecke aussuchen. Doch der entschied sich, den Erkenschwicker Schlussmann Christian Götz in Szene zu setzen.
So musste der rot-weisse Anhang bis zur 21. Minute warten, um die längst überfällige Führung bejubeln zu dürfen. Ausgangspunkt war ein Enzmann-Freistoß von ganz rechts. Die Innenverteidigung war mit aufgerückt, die Kopfballablage von Vincent Wagner konnte Alexander Thamm – ebenfalls per Kopf – im gegnerischen Gehäuse unterbringen – der bereits dritte Saisontreffer des Verteidigers.
Und die Spielvereinigung? Die versuchte die Bergeborbecker mit konsequentem Pressing in Bedrängnis zu bringen, vorne rotierten die beiden Spitzen Tobias Bockhoff und Stefan Oerterer. Allein, es nutzte nichts. Zumindest bis zur 27. Minute. Die Essener mussten kurzzeitig zu zehnt auskommen, weil Suat Tokat an der Seitenlinie behandelt wurde, da tauchte Oerterer am rechten Strafraumeck auf. Kevin Lehmann und Vincent Wagner ließen sich wie Slalomstangen ausspielen, Dennis Lamczyk schaute ungläubig drein – der Ausgleich.
Damit hatten die Rot-Weissen nicht gerechnet, die Erkenschwicker hingegen freuten sich, dass sie doch ein bisschen mitspielen durften. In der Folge entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, bei dem die Gäste näher am Führungstreffer waren als die Hausherren. Einmal rettete Lamczyk in höchster Not, ein anderes Mal drosch Mykola Markachuck den Ball lieber ins benachbarte Autokino anstatt seine besser postierten Nebenleute zu bedienen. "Hätte Markachuck auf Bockhoff durchgesteckt, wäre der durch gewesen", rekapitulierte Erkenschwick-Trainer Jürgen Wielert kurz nach Spielende. So gingen die Teams mit einem inzwischen leistungsgerechten Unentschieden in die Halbzeitpause.
Die zweite Hälfte begann wie die erste: Nach einem grandiosen Solo schaffte Kevin Lehmann es nicht mehr, seine Flanke vernünftig an den Mann zu bringen (52.), nur eine Minute später vergab Holger Lemke freistehend. Kurz darauf ließen die Essener endlich ihre Kaltschnäuzigkeit aufblitzen. Kerim Avci verzögerte geschickt und bediente Lenz, der plötzlich frei vor Götz auftauchte. Der behielt diesmal die Übersicht und spitzelte den Ball zum starken Enzmann. 2:1!
Es schien, als wiederhole sich die Dramaturgie der ersten Hälfte – für einen kurzen Moment entledigte sich der Tabellensiebzehnte seiner Passivität. Doch dann nutzte Lemke einen Abstimmungsfehler in der SpVgg-Hintermannschaft zum vorentscheidenden 3:1. Eine Viertelstunde vor Schluss kam schließlich der erneut emsige, aber lange glücklose Lenz doch noch zu seinem Treffer. Gegen seinen platzierten Flachschuss aus 14 Metern hatte Götz keine Chance.
Die 1:2-Niederlage gegen Hüls hat dem Selbstvertrauen der jungen Mannschaft nicht geschadet. "Zu Hause sind wir eine Macht, da machen wie immer unsere Tore", erklärte ein sichtlich stolzer Suat Tokat nach Abpfiff. Er selbst hatte kurz vor Spielende das 5:1 auf dem Fuß, blieb aber an Torhüter Götz hängen – dabei stand der eingewechselte Victor Huschka völlig frei. "Ich hab' ihn im Augenwinkel noch gesehen", gestand er dann doch reumütig. "Bei einem 0:0 hätte ich sicher abgespielt…"
Über die Chancenwertung wird definitiv noch zu sprechen sein."Heute waren wir oftmals zu eigensinnig", betonte Waldemar Wrobel, wohlwissend, dass sich liegengelassene Möglichkeiten gegen stärkere Gegner auch mal rächen werden. Insgesamt sei er mit dem Auftreten seiner Truppe aber sehr zufrieden: "Vor allem das, was wir in der zweiten Hälfte angeboten haben, war sehr stark."
Schließlich blickt seine Mannschaft auch weiterhin von der Spitze der NRW-Ligatabelle herab, die Verfolger aus Herne und Windeck dürfen sich an diesem Spieltag gegenseitig die Punkte abknöpfen. Die SpVgg Erkenschwick bleibt dagegen im Tabellenkeller hängen, kann in den nächsten Wochen allerdings Boden gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf gutmachen.
Die nächsten Spiele:
6. Oktober: BVB (H/Testspiel)
9. Oktober: Hilal Duisburg (A/Niederrheinpokal)
17. Oktober: Germania Windeck (A/NRW-Liga)
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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