RWE gewinnt emotionales Derby gegen Schalke II

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Da war Pfeffer drin: Das gegnerische Paket beinhaltete zwar „nur“ die kleine Ausführung des Erzrivalen, doch was die 7.660 Zuschauer im Stadion Essen ausgepackt bekamen, war eines Derbys und Topspiels der Regionalliga West würdig. Die Bilanz: Viele Torraumszenen, ein Platzverweis, zwei Trainer auf der Tribüne – und mit Rot-Weiss Essen ein glücklicher, aber nicht unverdienter Sieger.

Waldemar Wrobel sollte Recht behalten. Die Aussicht auf ein Derby allein ist ein motivatorischer Selbstläufer. Für beide Seiten, wohlgemerkt. Schalke bemühte die Fortuna-Taktik: Frühes Pressing und viel Körpereinsatz, um den Hausherren früh den Schneid abzukaufen. Welche gastierende Zweitvertretung war in dieser Spielzeit schon physisch präsenter? Aber die Rot-Weißen überstanden die ersten kritischen zehn Minuten gegen die starke Knappen-Reserve schadlos. Auch, weil Schiedsrichter Christian Bandurski dem Prestige-Derby mit klaren Ansagen zur Regionalliga-Normalität verhalf. Vorerst zumindest.

Die Essener waren bemüht, Parallelen zur Begegnung mit Fortuna Köln (0:1) erst gar nicht aufkommen zu lassen. Maßgeblichen Anteil hatte Kerim Avci. In der elften Minute sorgte er erstmals für Gefahr, Cebio Soukou verpasste seinen Freistoßabpraller nur knapp. Anschließend war der Deutsch-Türke drauf und dran, die Schalker im Alleingang abzuschießen. Doch von seinen drei, vier guten Versuchen fand nur einer (26.) den Weg ins Tor. Die Gäste – sie hätten sich nicht beschweren dürfen, wäre es mit einem Stand von 3:0 in die Pause gegangen. Zumal Avci seinen Nebenleuten, Holger Lemke und Kevin Pires-Rodriguez, weitere aussichtsreiche Gelegenheiten servierte. Letzterer scheiterte gegen seine alten Weggefährten besonders sehenswert (25.) - da fehlten nur Zentimeter. Oder hatte da doch noch S04-Keeper Oswald seine Finger im Spiel? Schiedsrichter Bandurski entschied jedenfalls auf Abstoß.

Gäste-Trainer Bernhard Trares musste seine Mannschaft zur Pause nochmal „einschwören“, um die fünfte Niederlage im fünften Spiel an der Hafenstraße zu verhindern. Die Ansprache blieb nicht ohne Wirkung. Schalke übernahm die Initiative, während auf der Gegenseite selbst die einfachen Bälle nicht mehr ihren Weg zum Mann fanden. Spätestens mit der Hereinnahme von Manuel Torres schien der Ausgleich überfällig. Mit dem wiedergenesenen Offensivantreiber (acht Tore, sechs Vorlagen) gewannen die Chancen mehr und mehr an Qualität.

Doch Torres Uneigennützigkeit in der 75. Minute rächte sich: Anstatt selbst aus guter Position abzuschließen, suchte er Julius Biada auf der anderen Seite. Und der brachte mit seinem lässigen Kopfball seinen Trainer Trares zur Verzweiflung.

Keine zehn Minuten später waren die Königsblauen nur noch zu zehnt. Boné Uaferro flog nach einem Kopfstoß vom Platz. Ihm folgten die Trainer. Trares befand sich noch inmitten der Verarbeitungsphase, als sich Waldemar Wrobel näherte. Warum der Essener Linienchef plötzlich in der Schalker Coachingzone auftauchte, das ist die eine Frage. Weshalb sich Trares zu einem Schubser und anschließend einem halben Kopfstoß hinreißen ließ, die andere. Die Antworten behielten die Aneinandergeratenen lieber für sich.

„Ich wollte von Uaferro wissen, was passiert ist“, äußerte sich Trares zur Szene. Wrobel war herbei geeilt, um kundzutun, dass es zur roten Karte „keine zwei Meinungen“ gebe. Mehr wollte der RWE-Coach nicht sagen. „Den Rest habt Ihr ja gesehen“, ergänzte sein Gegenüber ebenso schmallippig. Der war mit dem Verweis auf die rot-weiße Haupttribüne auch schon so genug gestraft.

Die Hafenstraße hatte ihr Derby wieder: In der hektischen Schlussphase rannten die Schalker mit der Wut im Bauch an, was den Bergeborbeckern wieder mehr Räume zum Kontern ermöglichte. Ein Tor wollte allerdings nicht mehr fallen. So blieb es beim 1:0 für die Hausherren. Ein Sieg mit Verlusten: Michael Laletin, am Samstag auf der rechten Abwehrseite eingesetzt, wird in dieser Saison - nach einer schweren Schulterverletzung - wohl nicht mehr auflaufen können, Kapitän Markus Heppke fing sich die fünfte Gelbe. Und der Spielplan ist unerbittlich: Schon am Dienstag geht es weiter mit dem Nachholspiel in Hüls. Fotos: Gohl

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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