RWE gegen Wuppertal: Kampf ja, Punkte nein

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Selten kehrte Waldemar Wrobel sein Innerstes so sehr nach außen: Der RWE-Trainer war die personifizierte Anspannung. 90 Minuten tigerte der Übungsleiter unentwegt durch die Coaching-Zone, ballte die Fäuste, raufte sich das kurze Haar, stieß Stoßgebete gen Himmel. Am Ende musste sogar eine Werbebande des Hauptsponsors dran glauben. Es half alles nichts: Auch der Wuppertaler SV durfte sich gegen Rot-Weiss Essen aus der Ergebniskrise hieven. Die Bergischen gewannen das Regionalliga-Duell gegen die Bergeborbecker mit 2:1. Dennoch war Wrobel nach Spielschluss "richtig stolz" auf seine Mannschaft.

Denn das letzte Aufgebot der Rot-Weißen hatte sich an diesem Abend wenig zu schulden kommen lassen. Zugegeben: In den entscheidenden Sekunden regierte im RWE-Strafraum die Schlafmützigkeit. Und in der Vorwärtsbewegung fehlte vor allem in den ersten 45 Minuten das Zutrauen. Was wollte man auch Erwarten? Die Erinnerungen an das 1:6 im vorherigen Heimspiel gegen Gladbach waren frisch, und sie kamen alle hoch, als Ramiz Pasiov bereits nach zwei Minuten für die Gäste einnetzte.

Doch der befürchtete Untergang blieb aus. Die Rot-Weißen, die nach den kurzfristigen Ausfällen von Kerim Avci und Benedikt Koep mit dem sprichwörtlich letzten Aufgebot und fünf A-Jugendlichen im Kader angetreten waren, fingen sich. Sie erspielten sich sogar ein Chancenplus, auch, weil den Wuppertalern die Führung nicht ganz geheuer war. „Wir haben es versäumt, das zweite Tor vor der Pause nachzulegen“, resümierte WSV-Coach Reinhold Fanz. Wer weiß? Vielleicht hätte es neuerliche Auflösungserscheinungen im rot-weißen Dress zur Folge gehabt.

So blieben zaudernde Essener im Spiel. Dabei kann Fußball an der Hafenstraße so einfach sein. Ein Schuss ins Glück von Kevin Pires-Rodriguez, eine schmerzhafte Rettungstat von Thomas Denker - und schon hat man das Publikum auf seiner Seite. „Wer kämpft, braucht keine Karten zu verschenken“, ließen die Ultras via Banner wissen. Eine Anspielung auf die große Verlosungsaktion von Radiosender 1Live. Die Stimmung nach 60 Minuten unter den 8.735 Zuschauern war jedenfalls phänomenal, was die Mannen auf dem Platz richtig anstachelte. Rot-Weiss hatte das Kämpferherz zurück.

Inmitten dieser Phase zurückgewonnenen Selbstvertrauens stach Wuppertal zu. Langer Abschlag von Christoph Semmler, Laurenz Wassinger, ein gebürtiger Essener, ließ Holger Lemke stehen, RWE-Schnapper Daniel Schwabke zögerte eine Sekunde, verließ die Linie dann doch und konnte Wassingers Heber schließlich nur noch hinter der Linie wegfausten. Ein Tor, unnötig wie ein Flutlichtspiel zu früher Stunde. Das wussten auch die Akteure in rot-weiß und warfen nochmal alles in die Waagschale.

Am Ende standen mit Jan Klauke, Lucas Arenz und Michael Wiese drei Debütanten auf dem Platz – und die Essener mit leeren Händen da. Immerhin: „Auf diese Leistung können wir aufbauen“, fand Christian Telch zu Recht. Ob es aber gegen Spitzenreiter Lotte reicht? Sportfreunde-Trainer Maik Walpurgis hatte auf der Haupttribüne gut aufgepasst. „Dann gewinnen wir halt in Lotte“, kündigte Telch an, wobei aus ihm wohl mehr der Trotz als die Überzeugung sprach.

Denn den Saisonausklang bestreitet RWE wohl weiterhin mit einer Rumpftruppe. „Stand jetzt werden wir Lotte mit demselben Kader bestreiten.“ Minus Torschütze Kevin Pires-Rodriguez, der sich nach einem Foul gegen Marco Neppe eine überharte rote Karte einhandelte. Und wie es um Kai Nakowitsch steht, muss sich noch zeigen. Der Vertreter des Vertreters in der Innenverteidigung zog sich eine Verletzung zu und musste zur Halbzeit draußen bleiben. Auch sein Nebenmann, Thomas Denker, humpelte durch die Mixed-Zone. Keine guten Voraussetzungen also. Aber für Rot-Weiss geht es „nur“ noch darum, das angeschlagene Verhältnis zu den Fans zu kitten. Ein kleiner Anfang wurde mit diesem kämpferischen Vortrag gemacht.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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