RWE gegen FC Kray: Prestigeduell an der Hafenstraße

Archivfoto: Gohl

Samstag, 29. September, (14 Uhr) empfängt Rot-Weiss-Essen Überraschungsaufsteiger FC Kray. Auch wenn die Tabelle nach dem Schlusspfiff etwas anderes aussagen mag - in dieser Partie geht es um den inoffiziellen Titel „Nummer 1 im Essener Fußball“. Wir nehmen beide Vereine unter die Lupe.

Die Vereine:
Wird nach den Top-Mannschaften der Regionalliga West gefragt, fällt reflexartig der Name Rot-Weiss Essen. Macht der Gewohnheit, möchte man meinen, schließlich ist der Traditionsklub längst nicht mehr der „FC Bayern“ des Amateurfußballs. Wir erinnern uns: Vor knapp zwei Jahren ging der Verein in die Insolvenz. Seitdem lautet das Motto an der Hafenstraße: „Nicht mehr Geld ausgeben, als man erwirtschaftet.“ Gleichwohl ist das Potenzial im Umfeld der Bergeborbecker immens, das neue Stadion (aktueller Zuschauerschnitt 7.950) setzt zusätzliche Kräfte frei. „Ein Pfund“, wie der RWE-Vorsitzende Michael Welling bekennt.

Von der Landesliga in die Regionalliga - so schnell wächst kein Umfeld mit. Die KrayArena an der Buderusstraße (Fassungsvermögen 1.500 Zuschauer) genügt nicht den höchsten Sicherheitsansprüchen des Verbandes, zumindest die Spiele gegen die Großen wird der Aufsteiger auf fremden Plätzen bestreiten. Mit 150.000 Euro aus dem Stadtsäckel wird die Sportanlage so hergerichtet, dass sie die Mindestanforderungen an den Regionalligabetrieb erfüllt. Der Euphorie in Kray tut dies keinen Abbruch, auch wenn es nur um den Klassenerhalt geht - im Schnitt kommen 1.186 zahlende Zuschauer. Ligakonkurrent und Traditionsverein Fortuna Köln zieht gerade mal 200 Menschen mehr an.

Die Trainer:
Sowohl Waldemar Wrobel (RWE) als auch Dirk Wißel (FCK) erwiesen sich als Glücksgriffe. Unter Wrobel, zuvor für die rot-weiße U23 zuständig, stiegen die Bergeborbecker direkt in die Regionalliga auf, in seine Amtszeit fallen zudem zwei Pokalsiege. Zu Wißel muss man nur sagen: Er übernahm die Krayer, als diese in der Landesliga kickten. Beide Trainer verstehen es, aus jungen Spielern das Maximum herauszukitzeln. Intern sind die Übungsleiter unumstritten, an der Hafenstraße mehren sich allerdings die kritischen Stimmen, die Wrobel Taktikmängel und Mutlosigkeit unterstellen - die Ungeduld schleicht sich ins Umfeld ein. In RWE-Fanforen fiel auch der Name Wißel - hat er doch die Buderusstraße mit Angriffsfußball erobert.

Die Kader:
Für die Regionalliga-Spielzeit 2012/13 haben Wrobel und Teammanager Damian Jamro einen Kader (Gesamtmarktwert rund 2,5 Mio. Euro) zusammengestellt, der - im Vergleich zur Vorsaison - ausgeglichener besetzt ist, viele Neuzugänge genossen eine Ausbildung auf höchstem Niveau. Das Durchschnittsalter beträgt 23,1 Jahre, als Leitwölfe gehen Vincent Wagner und Kapitän Markus Heppke vorweg. Treffsicherster RWE‘ler ist Benedikt Koep mit fünf Treffern.
Für Kenner des Essener Amateurfußballs sind Namen wie Omar Alloche, Ilias Elouriachi und Kevin Barra ein Begriff - die Regionalliga lernt die Krayer Jungspunde (Altersdurchschnitt 22,4) gerade erst kennen. Viertligaerfahrung vor dieser Spielzeit? Fehlanzeige.

Der Saisonverlauf:
Das Murren auf den Rängen irritiert, nimmt man den aktuellen Tabellenstand der Rot-Weissen zur Kenntnis: Platz fünf, mit sechs Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen, bedeuten einen gelungenen Saisonstart. Hätten die drückend überlegenen Essener am Mittwoch einen Erfolg über Leverkusen II eingefahren - sie wären mittendrin im Spitzentrio. Dennoch sucht das Team von Waldemar Wrobel nach spielerischer Konstanz: Fünf der sechs Siege wurden gegen Mannschaften aus der zweiten Tabellenhälfe gewonnen, zusätzlich besiegten die Essener den SC Verl (aktuell Platz neun). Wobei vier Siege mit einem Tor Differenz eingefahren wurden und beim 4:2 gegen Oberhausen zu Saisonbeginn ebenfalls ein anderer Spielverlauf möglich gewesen wäre. Gegen Fortuna Köln (Platz zwei) setzte es eine verdiente Niederlage. Wer auf eine rot-weiße Dominanz wartete, wurde bislang enttäuscht. „ Man darf nicht vergessen: Für die meisten Mannschaften ist das Spiel gegen Essen die Begegnung des Jahres“, betont Wrobel.

Dies dürfte auch für die Krayer gelten. Die Mannen von Dirk Wißel schienen das Wunder von der Buderusstraße fortzusetzen. Neun Punkte aus fünf Spielen zum Auftakt - das ist aller Ehren wert. Höhepunkt war das 3:1 über Borussia Mönchengladbach, jene Mannschaft, die in der Vorsaison die Rot-Weißen mit insgesamt 8:1 Toren abschoss. Inzwischen ist der FC seit vier Spielen punktlos. Gegen VfL Bochum und Wuppertal setzte es zwei knappe 0:1-Niederlagen, gegen die Top-Teams Lotte und Siegen wurde es allerdings deutlich (2:7, 0:3).

Das letzte Aufeinandertreffen:
Gab‘s im Achtelfinale des letztjährigen Niederrheinpokals. Der Unterschied von zwei Klassen war auf den Rängen kaum zu bemerken. Der FC Kray egalisierte die Führung durch Benedikt Koep in der ersten Halbzeit, im zweiten Durchgang hätte der Underdog durchaus in Führung gehen müssen. Am Ende siegte RWE glücklich mit 3:1.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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