RWE - ETB: 3:0 nach Elfmeterschießen
Ein Stadtderby als Kontrastprogramm zum Endspurt der fünften Jahreszeit – so hatten sich es zumindest die Verantwortlichen von RWE und ETB vorgestellt und mit „Karneval? In Essen feiern wir Fußball“ ein marketingträchtiges Motto ausgerufen. Doch was die 12.512 Zuschauer (absoluter NRW-Ligarekord!) im Tollhaus Georg-Melches-Stadion zu sehen bekamen, war wohl närrischer als jedes Treiben auf sämtlichen Rosenmontagszügen, die jemals durch Essens Straßen gezogen sind: Drei Elfmeter, zwei rote Karten und ein Schiedsrichter, der bunte Kartons wie Kamellen verteilte, entschieden ein Spiel, das nicht – wie von den Trainern im Vorfeld angekündigt – „ein Spiel wie jedes andere“ werden sollte.
Dabei war schon vor dem Anpfiff klar: Vor karnevalistischem Trubel ist man auch an der Hafenstraße nicht sicher. Das Essener Stadtprinzenpaar war samt Gefolge erschienen, um einen Promi-Anstoß durchzuführen. „Ihr seid das beste Publikum, dass wir jemals in der Session 2010/2011 hatten“, verkündete seine Tollität Gerd I. Mit einem derart offenherzigen Lob hatten die Zuschauer nicht gerechnet. Die völlig verschüchterte Osttribüne versteckte sich prompt unter einer riesigen, rot-weissen Plane...
Der jecke Spuk hatte schließlich doch ein Ende, die Mannschaften griffen ins Geschehen ein. In der Anfangsphase standen sich zwei ebenbürtige Teams gegenüber. RWE mühte sich um Ballbesitz, die „Schwatten“ vom Uhlenkrug deuteten ihre Spielfreude an und ließen in der eigenen Hälfte nicht viel anbrennen. Bis zur 25. Minute: Die Bergeborbecker engten die Schwarz-Weißen zusehends ein, über Umwege landete der Ball an der Strafraumkante, wo Leon Enzmann lauerte. Sein Schuß wurde vom herbeirauschenden Niklas Schweer abgewehrt – mit der Hand, wie Schiedsrichter Christian Fischer befand. „Käpt’n“ Brauer verwandelte den folgenden Strafraum sicher zum 1:0.
Mit dem Rückstand im Rücken musste die Mannschaft vom RWE-Jahrhundertspieler Dirk Helmig nun offensiver aufspielen, die Räume für die Hausherren weiteten sich. Holger Lemke war drauf und dran, einen Konter zum 2:0 abzuschließen, ETB-Torwart Tobias Ritz warf sich dem Angreifer entgegen. Lemke kam ins Trudeln, Fischer zeigte erneut auf dem Punkt und Ritz die rote Karte. Eine vertretbare, aber harte Entscheidung, wie auch die Trainer nach Spielende bekennen mussten. Gegen Timo Brauer hatte Ersatztorhüter André Bley keine Chance.
Belustigt nahmen die Rot-Weiss-Fans den 2:0-Halbzeitstand zur Kenntnis, doch ihre Schadenfreude sollte in den zweiten 45 Minuten auf eine noch größere Probe gestellt werden: In der 58. Minute wagte Holger Lemke einen weiteren Versuch – und wurde wieder unsanft von den Beinen geholt, diesmal von André Bley. Sein Einsteigen war rotwürdiger als das von Tobias Ritz zuvor, Fischer hatte Erbarmen und hielt ihm nur den gelben Karton vor die Nase. Elfmeter gab es dennoch. Fast hätte Bley seinen Fehler wieder gutgemacht und Brauers dritten Anlauf vom Punkt vereitelt. Aber eben nur fast.
Die Gäste waren nun endgütig bedient, Kamil Bednarski schien so verunsichert, dass er die Chance zum Anschlusstreffer in der 64. Minute kläglich vergab. Als besonders schlechter Verlierer erwies sich ETB-Mittelfeldspieler Mark Zeh, der Meik Kuta derart rüde von hinten in die Beine rutschte, dass Fischer keine andere Wahl hatte, als Zeh vorzeitig zum Duschen zu schicken. Dort blieb er aber nicht lange alleine: Acht Minuten später folgte ihm die dezimierte ETB-Rumpftruppe... Fotos: Michael Gohl
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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