Reaktionen auf ein schwerverdauliches Derby - Samstag geht es nach Kaiserslautern

Zur Tagesordnung zurückzukommen fällt derzeit schwer an der Hafenstraße: Die Tumulte im Derby gegen Wuppertal wirken nach. Unbeirrt von den Störgeräuschen muss Coach Waldemar Wrobel sein Team auf das Auswärtsspiel in Kaiserslautern (Samstag, 14 Uhr) einstellen.

Unter der Woche bat RWE-Geschäftführer Michael Welling um Sachlichkeit. Viel ist geschehen am vergangenen Samstag: Die unglückliche Laudatio eines Anhängers, der anlässlich des 50. Geburtstages von Fanliebling Frank Kurth die Gelegenheit nutzte, die Gäste aus Wuppertal zu verunglimpfen. Der Ordner, der bei dem Versuch, einen Pyro zu löschen, von WSV-Anhängern am Auge verletzt wurde. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der sich mit dem Einsatz eines Teleskopschlagstockes bei den Gästen „revanchierte“. Das Vorgehen der Polizei gegen Heimfans, bei dem Pfefferspray zum Einsatz kam und Frauen und Kinder verletzt wurden.

Entsprechende Ermittlungen gegen Sicherheitsdienst und Polizei laufen, der Verein, der mit Sanktionen durch den DFB rechnen muss, will diese Untersuchungen unterstützen. „Wir haben über einen Rechtsanwalt Akteneinsicht beantragt“, berichtet Welling, der angesichts des laufenden Verfahrens keine abschließende Bewertung vornehmen möchte. Wohl aber warnt der studierte Wirtschaftswissenschaftler vor übereilt geknüpften Kausalketten: „Für die in der Halbzeitpause im Rahmen der Würdigung von Frank Kurth erfolgte Beleidigung der Wuppertaler Fans haben wir uns bereits in aller Form entschuldigt. Gleichwohl erlauben wir uns den Hinweis, dass eine Kausalität zwischen den Aussagen in der Halbzeitpause und den Gewalttätigkeiten nicht herstellbar ist.“ Welling verweist auf die Ausschreitungen im Vorfeld des Spiels. Schon am Samstagmorgen war es am Hauptbahnhof zu Krawallen gekommen, die Polizei nahm 15 WSV-Anhänger in Gewahrsam.

Um die Ereignisse des 17. März vollends zu rekonstruieren, so Welling weiter, sollten sich betroffene Fans bei der Polizei oder bei Rot-Weiss Essen selbst melden. Ferner ruft der Verein „alle Fußballfans dazu auf, sich von Gewalttätern zu distanzieren, diese zu identifizieren, zu isolieren und so dazu beizutragen, dass es auch zukünftig friedliche und stimmungsvolle Fußballfeste geben kann“.

Zum Spiel:

- Kaiserslautern II gegen Rot-Weiss Essen: Der Tabellensechste empfängt den Zehnten.

- Die bisherige Statistik aus RWE-Sicht ist negativ: Vier Siege, ein Unentschieden, sechs Niederlagen. Noch Schlechter liest sich die Auswärtsbilanz: Ein Unentschieden (2:2 in der Saison 1995/96), vier Niederlagen.

- Das Hinspiel im Georg-Melches-Stadion endete 2:3. Zuck, Bilek und Nemec brachten die Roten Teufel in Front, RWE kam durch Kerim Avci und Lukas Lenz noch einmal heran. Die Pfälzer beendeten die Partie zu neunt.

- Waldemar Wrobel muss sein zuletzt bewährtes Duo im defensiven Mittelfeld ersetzen: Der Einsatz von Stefan Grummel ist gefährdet, Markus Heppke fällt mit Adduktorenproblemen definitiv aus. Team Manager Jamro: „Wir lassen ihn erstma sieben bis zehn Tage pausieren. Danach sehen wir weiter.“

UPDATE:
Inzwischen liegt eine Stellungnahme des zuständigen Sicherheitsdienstes vor:

"Hiermit entschuldigen wir uns öffentlich insbesondere bei den betroffenen Personen sowie den Vereinen Rot-Weiss Essen und Wuppertaler SV dafür, dass einer unserer Mitarbeiter beim Meisterschaftsspiel am vergangenen Samstag ein verbotenes Schlagwerkzeug bei sich führte und einsetzte sowie dadurch möglicherweise zur Eskalation der Situation beigetragen hat. Wir bedauern diesen Vorfall außerordentlich und werden die Ermittlungen der Polizei nach Kräften unterstützen. Ein solcher Vorfall wird sich nicht wiederholen. Selbstverständlich übernehmen wir die Verantwortung für das Fehlverhalten unseres Mitarbeiters. Alle unsere Mitarbeiter sind sorgfältig
ausgewählt und werden u. a. nur eingestellt, wenn sie ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag vorlegen können. Der betreffende Mitarbeiter hat durch sein Verhalten u. a. gegen den abgeschlossenen Arbeitsvertrag verstoßen und wurde von uns fristlos entlassen. Wir fühlen mit dem verletzten RWE-Ordner, wünschen ihm möglichst baldige und vollständige Genesung und werden ihn unabhängig davon unterstützen, ob das Verhalten unseres Mitarbeiters zu der
Verletzung beigetragen hat oder nicht."

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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