Nach Punkteteilung: Party für Kray, Pfiffe für Rot-Weiss
Mit stoischer Ruhe, ja geradezu Lethargie nahmen die Anhänger von Rot-Weiss Essen bislang die Abwärtsspirale ihrer Mannschaft hin. Der Kragen platzte den Fans schließlich nach dem gestrigen 1:1-Unentschieden gegen Lokalrivalen FC Kray. Pfiffen folgte eine halbstündige Belagerung des Haupteingangs des Stadion Essen.
Inzwischen ist man das Bild beinahe gewohnt: Auf der linken Seite feiern Fans und Mannschaft des FC Kray, auf der rechten Seite schlurft das Team von RWE in Richtung fliegender Biergläser. Zwar fuhr der FC schon in der vergangenen Spielzeit zwei Siege im Stadion Essen ein, diesmal reiste aber ein viel harmloserer Gegner an die Hafenstraße: Magere neun Punkte hatte Kray auf dem Konto, gewonnen hat die Mannschaft von Trainer Stefan Blank überhaupt nur ein einziges Mal. Während Rot-Weiss Essen so langsam unter Druck gerät, hoffte Kray wegen seiner ausweglosen Situation vor den 7.557 Zuschauern frei von der Seele spielen zu können.
Trostlos
Von dieser „Nix zu verlieren“-Mentalität Krays spürt man aber anfangs wenig, die Gastgeber machen dafür klar, wie sehr sie den Sieg brauchen. Im Doppelpassspiel kombinieren Kevin Grund und Kapitän Moritz Fritz sich in den 16er des FC, Fritz' Ball in die Mitte wird gerade noch gestoppt. In der 10. Minute steht die Partie schon Kopf: Völlig unbedrängt legt Gino Windmüller das Leder auf Emre Yesilova, der marschiert tiefenentspannt auf RWE-Schlussmann Robin Heller zu und schiebt zwischen dessen Beinen hindurch zum 1:0 für Kray ein. Das Spiel wird jetzt kampfbetont, Schiri Florian Exner lässt beiden Mannschaften viel durchgehen. Nach einem Standard in der 17. Minute zieht Pokal-Doppeltorschütze Benjamin Baier direkt auf Kray-Keeper Phillip Kunz, in der 20. stochert der FC sich nach einer Ecke fast zum 2:0. Zehn Zeigerumdrehungen später ist durch einen missglückten Rückpass wieder Kunz gefordert, er muss Amar Cekic den Ball vom Fuß grätschen. „Dann kriegen wir vor der Pause durch einen Einwurf das 1:1“, ist Kray-Coach Blank unzufrieden. Der Ball landet bei Fritz, eine gefühlte Sekunde lang hat er Zeit, die Kugel in den Kasten von Kunz zu befördern.
Die zweite Halbzeit hätte man sich getrost schenken können. Mit der Tabula Rasa ist alles Feuer aus Hälfte eins erloschen, gegen die Mauer von Kray wirkt Rot-Weiss ungefährlich und einfallslos. Ein Fehlpass reiht sich an den nächsten, der FC erwacht allein in diesen Momenten und igelt sich sonst ein. Aus Frust legt sich Rot-Weiss-Trainer Jan Siewert zwischendurch mit dem Linienrichter an, bevor die Situation eskaliert, beruhigt Co Stefan Lorenz seinen Chef. Die einzig ernsthafte Chance hat erneut Fritz in der 75. Minute: Nach einer weiten Flanke will der RWE-Kapitän per Kopf einnetzen, aber Kray-Keeper Kunz ist noch mit den Fingerspitzen dran. In der Nachspielzeit schafft der FC schließlich fast noch die Führung, aber nach dem missglückten Schussversuch des eingewechselten Julian Bluni ist die Partie vorbei. Mit Pfiffen und ersten leisen „Siewert raus!“-Rufen wird Rot-Weiss verabschiedet. Hinterher blockieren einige Anhänger den Haupteingang des Stadion Essen, erst nach einer halben Stunde löst sich die Versammlung auf.
„Schwierige Situation“
„Insgesamt sind wir nicht zufrieden mit dem Punkt – absolut nicht“, vermeldet RWE-Trainer Siewert. Den Trend nach unten bestreitet inzwschen sogar der Chefcoach nicht mehr: „Wir haben uns selbst in eine so schwierige Situation gebracht und müssen uns selbst wieder rausholen“, bilanziert Siewert. Wenigstens vor die heimische Kulisse müssen sich die Rot-Weissen in diesem Jahr nicht mehr wagen: Am nächsten Samstag, 5. Dezember, geht's um 15.30 Uhr zur zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund, danach steht am 12. Dezember ein Auswärtsspiel gegen den SC Wiedenbrück an.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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