Wölfe bald auch in NRW?
Vor einigen Wochen wurde im Westerwald ein wolfsähnliches Tier fotografiert. Jetzt wurde es von Fachleuten bestimmt. Nach Einschätzung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) handelt es sich tatsächlich um einen Wolf.
Die Beobachtung wurde nur 17 Kilometer von der Grenze zu Nordrhein-Westfalen gemacht - eine Entfernung, die für einen Wolf überhaupt kein Problem darstellt. Experten sagen, dass die Tiere ohne Mühe bis zu 75 Kilometer am Tag zurücklegen. NABU-Wolfsexperte Markus Bathen geht von einem typischen Wanderwolf aus. Noch offen sei, ob sich das Tier im Westerwald niederlasse oder noch auf Wanderschaft sei.
Im Laufe der letzten Jahre sind in vielen Teilen Europas wieder Wölfe beobachtet worden, nachdem diese über lange Zeit weitgehend ausgerottet waren. In Deutschland haben sich die Tiere im Jahr 2000 wieder angesiedelt. Derzeit gibt es 14 Rudel, allesamt in den neuen Bundesländern.
Jungtiere wandern weite Strecken, um neue, noch wolfsfreie Gebiete zu besiedeln, so der Nabu. „Ein Wolf im Westerwald ist für uns keine Überraschung. Die 500 Kilometer von der Lausitz sind für Wölfe eine leicht zu überbrückende Entfernung“, so Markus Bathen. Gefährlich seien für die Tiere nur die Straßen, auf denen sie von Autos angefahren werden könnten.
A propos Gefahr: Die Rückkehr des Wolfes stößt nicht nur auf Begeisterung. So enthusiatisch Biologen sind, so skeptisch sehen viele Landwirte und Jäger das Auftreten. Und so mancher Anwohner hat schlicht Angst vor dem 'bösen Wolf'.
Unnötig, betonen die Nabu-Fachleute. Im Westerwald spreche gerade auch die große Distanz, die das Tier zum Menschen halte, dafür, dass es sich um einen Wolf handele, erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Davon abgesehen zeigten alle Erfahrungen, dass Begegnungen zwischen Mensch und Wolf für den Wolf wesentlich gefährlicher seien als für den Menschen. 2011, so der Nabu, seien acht Wölfe durch Verkehrsunfälle getötet sowie ein illegal geschossenes Tier aufgefunden worden.
Siegfried Schuch, Vorsitzender des NABU Rheinland-Pfalz, freut sich über die Rückkehr des Wolfes und verweist die Geschichte vom „bösen Wolf“ ins Reich der Märchen: „Wölfe sehen in uns Menschen keine Beute. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland ist es zu keiner Situation gekommen, bei der sich ein Wolf irgendwie aggressiv einem Menschen genähert hat.“
Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU Nordrhein-Westfalen, sieht unser Bundesland ebenfalls als potenzielle Heimat für das Tier. NRW verfüge über wolfsgeeignete Lebensräume und gelte daher als "Wolfserwartungsland".
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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