"Schneller und stabiler" - Modernisierung im Briefzentrum Essen

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„Wir glauben an den Brief“, beteuert Deutsche Post-Sprecher Dieter Pietruck – Email und SMS zum Trotz. Als Vertrauensbeweis investiert die Deutsche Post bundesweit 420 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Briefzentren. Neun Millionen gingen in den Essener Norden, genauer gesagt nach Vogelheim.

Briefe, Infopost und Kataloge so weit das Auge reicht: Im Briefzentrum an der Daniel-Eckhardt-Straße sortieren 450 Post-Mitarbeiter rund anderthalb bis zwei Millionen Zusendungen. Pro Tag, wohlgemerkt. In Spitzenzeiten – zu Weihnachten oder Ostern beispielsweise – trudeln bis zu drei Millionen Zusendungen ein.

Die Niederlassung in Essen bearbeitet alle ein- und abgehenden Briefsendungen der Postleitzahlregion 45, die sich von Mülheim im Westen bis Waltrop im Osten, von Haltern im Norden bis Hattingen im Süden erstreckt. Aber auch der Dankesbrief für Tante Erna in Buxtehude oder die Korrespondenz an den Geschäftspartner in München, alles das, was der Postbote aus den hiesigen Briefkästen fischt, landet am späten Nachmittag in den Sortiermaschinen der Daniel-Eckhardt-Straße. Die Sortiermaschinen hatten nun knapp 15 Jahre – das Briefzentrum in Vogelheim ging 1997 ans Verteilernetz – auf dem Buckel. „15 Jahre – so lange hält kein Kühlschrank, kein Fernseher. Zumindest nicht so gut“, hält Hansulrich Zimmermann, Leiter der Sortieranlage, fest. Es war also an der Zeit, für neue Technik zu sorgen. Zumal Ersatzteile langsam rar werden.

Konkret wurden zwei neue Großbriefsortieranlagen eingebaut – den vollautomatisierten Sortierprozess gab es in Essen bislang nur für die Standardgröße. Zusätzlich wurden bis zum Ende des Jahres 2009 fünf neue Videocodier- und Anschriftenlesemaschinen installiert.

Bis zu drei Millionen Zusendungen bedeuten einen riesigen, logistischen Aufwand. Der in der Praxis wie ein Kinderspiel anmutet. Einmal aufs Band gebracht, erkennt eine Abtasteinrichtung die Briefmarke und dreht den Brief, bis er sich in der richtigen Position für den Stempelvorgang befindet. Die Lesemaschinen scannen die Anschriften und codieren sie. Nur bis zur Unkenntlichkeit gekritzelte Anschriften oder unvollständige Adressen müssen gesondert behandelt werden. Über das Band finden sie ihren Weg in spezielle Fächer, die sich tatsächlich dann erst öffnen, wenn unter ihnen die richtige gelbe Postkiste mit der richtigen Kennzeichnung für den angedachten Zustellort vorbeirollt. Die Briefe sind so vorsortiert, dass sie der Zusteller am nächsten Tag – gemäß seiner Botenroute – nur noch aus seinem Wagen ziehen muss.

Als „schneller, noch stabiler“, beschreibt der Leiter des Essener Briefzentrums, Karl-Heinz Behrens, die Auswirkungen der neuen Technik auf den weiteren Sortierprozess. Weitere Vorteile: Allein mit der Modernisierung in Essen spart die Deutsche Post einen jährlichen CO2-Ausstoß von 5.000 Tonnen ein, die neuen Gerätschaften verbrauchen zudem 22 Prozent weniger Strom. Und freilich machen sich die Installationen gut in der Bilanz, schließlich kann sie das Unternehmen von der Steuer absetzen.

Doch bei aller Automatisierung – muss man da nicht um die Belegschaft fürchten? „Ich betone ausdrücklich, dass durch die Modernisierung keine Mitarbeiter freigesetzt werden“, beteuert Behrens. Im Gegenteil: Die Post-Mitarbeiter würden von dem geringeren Geräuschpegel und „ergonomisch besser ausgerichteten“ Arbeitsplätzen ebenfalls profitieren.

Technik, die begeistert also. Nur eine Grenze bleibt bestehen. Drei Millionen Zusendungen bedeuten weiterhin Vollauslastung an der Daniel-Eckhardt-Straße. Denn Vertrauen in den Brief hin oder her: „Aktuell werden bundesweit täglich 65 Millionen Briefe durch die Post versendet. In zehn Jahren werden es aber nicht mehr sein, da sind wir nicht naiv“, so Post-Sprecher Dieter Pietruck.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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