Schnee: Entsorger wollen Tonnenleerung nachholen

Der Streuwagen verteilt Salz auf der bereits geräumten Schmachtenbergstraße, während so steile Straßen wie Laupendahler Siedlung oder Sengenholzer Weg aus dem Streuplan gestrichen wurden. | Foto: Uli Bangert
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  • Der Streuwagen verteilt Salz auf der bereits geräumten Schmachtenbergstraße, während so steile Straßen wie Laupendahler Siedlung oder Sengenholzer Weg aus dem Streuplan gestrichen wurden.
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In einem schnee- und eisreichen Winter rollen Streuwagen der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) quasi einmal um den Globus. Aktuell haben sie seit Sonntagabend immerhin schon mehr als 5.000 Kilometer zurückgelegt. Tendenz steigend.

Gemeckert wird immer und über die Straßenreinigung sowieso. Im Winter halt über den Streudienst. Für den hätte es allerdings schwieriger kaum starten können. „Der Zeitpunkt des Niederschlagsbeginns fiel am Montag mit dem Berufsverkehr zusammen“, sagt Rolf Friesewinkel.

Der Leiter der EBE-Abteilung Abfallwirtschaft und Straßenreinigung ist dennoch mit dem bisherigen Stand des Winterdienstes nicht unzufrieden, zumal sich die Verkehrsteilnehmer erkennbar schnell darauf eingestellt hätten, so dass es vom dritten Tag an kaum Probleme gegeben habe.

Dennoch führt ein Wintereinbruch zwangsläufig zu Verkehrsproblemen. Schon kräftige Regenfälle reichen dafür ja aus. Bei Schnee einiges leichter machen könnte Blaulicht. Bisher dürfen die EBE-Fahrzeuge nur mit orangefarbenen Lampen auf dem Dach unterwegs sein. Friesewinkel: „Die hat ja inzwischen jeder Abschleppdienst.“ Doch wer blau auf sich aufmerksam machen darf, das ist gesetzlich geregelt.

Wohlgemerkt: Die EBE-Mitarbeiter sind nur für etwa ein Drittel der städtischen Straßen zuständig. Wer also moniert, in seiner Wohngegend werde nicht geräumt, wirft besser erst einmal einen Blick auf den entsprechenden Plan im Internet, der zeigt, welche Straße im Räumplan steht: www.essen.de/winter

Der Streuplan wurde überarbeitet, so manche Straße ist nicht mehr drin. Was drin ist, muss drei Bedingungen erfüllen: verkehrswichtig, gefährlich und innerhalb geschlossener Ortschaft. Letzteres gilt durchaus nicht für das komplette Stadtgebiet. Will der Bürger mehr Straßen im Streuplan haben, müsste er bereit sein, mehr zu bezahlen, erklärt Friesewinkel. Er kann sich gut vorstellen, dass so mancher tatsächlich lieber einige Euro mehr an Gebühren geben würde, als sich bei jedem Schneefall erneut über die Zustände vor seiner Tür zu ärgern. Aber das ist noch so eine Initiative, die schlecht von der EBE selber ausgehen könnte.

Der Donnerstagnachmittag jedenfalls war für so manchen bei den Entsorgungsbetrieben die erste Möglichkeit seit Tagen, mal wieder durchzuatmen. Diese Chance dürfte sich am heutigen Samstag nicht unbedingt wiederholen. Für zahlreiche Beschäftigte der Müllabfuhr ist dies „der fünfte Samstag in Folge, an dem gearbeitet wird“, seufzt Rolf Friesewinkel.

Allerdings werde niemand gezwungen. Grund für den erneuten Sondereinsatz ist wiederum der Schnee. Aufgrund widriger Straßenverhältnisse konnte so manche Tour zu grauen, braunen, blauen Tonnen nicht komplett gefahren werden. Zwar setzte der Schneefall im Norden der Stadt früher ein, doch leidet vor allem der Essener Süden unter ‚Gewichtsproblemen‘. Die schweren Müllwagen, so Friesewinkel, können bei Schnee und Glätte nicht jede Strecke nehmen: „Da geht Sicherheit vor Entsorgung.“

Am heutigen Samstag soll so viel wie möglich nachgefahren werden, nächste Woche dann, wo nötig, der Rest. In großen Wohngebieten wird dazu auch mal eine Straße, die nicht im Streuplan steht, für die Müllabfuhr befahrbar gemacht. Alternativ werden kleinere Fahrzeuge verwendet. Die brauchen natürlich wesentlich länger, um eine Route zu erledigen, und sind für die Mitarbeiter anstrengender, da sie keine Kippmöglichkeit haben. Doch trotz allem stehen die Leute der EBE manchmal vor unlösbaren Problemen - wenn nämlich ausgerechnet der Weg zur Mülltonne über Schneehaufen führt. Der Mitarbeiter käme ja noch rüber, aber das 400 Kilo-Müllbehältnis nicht.

Und soll der Bürger gegebenenfalls zur Selbsthilfe greifen, seinen Müll in einen Sack packen und zur nächsten Straße bringen, die angefahren wird? „Das wäre Dringlichkeitsstufe 3, da sind wir noch nicht“, muss Rolf Friesewinkel schmunzeln. Wenn der Winter richtig ernst macht, könnte es dazu kommen: „Aber dann sagen wir Bescheid.“ Einen städtischen Müllsack muss man dafür jedenfalls nicht kaufen. Jeder blaue, rote oder sonstige, ausreichend kräftige Beutel gilt.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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