Keine Verlierer - wie junge Leute Schule und Ausbildung nachholen
Viel erlebt haben sie - die jungen Menschen, die an einer gemeinsamen Bildungsmaßnahme von Berufsförderungszentrum (BFZ) und Volkhochschule (VHS) teilnehmen. Ob nun falsche Freunde, Familienprobleme oder Gefängnisaufenthalte: Die meisten können einen bewegenden Lebenslauf vorweisen.
Was ihnen bislang jedoch fehlte, ist die Aussicht auf ein geregeltes Berufsleben. Nun holen sie ihren Hauptschluss nach, wer sich bewährt, der kann eine Ausbildung gleich folgen lassen.
BFZ, VHS und nicht zuletzt der Gesetzgeber machen es möglich: Seit Anfang 2009 besteht nach dem Sozialgesetzbuch III Rechtsanspruch auf den nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses - auch für Personen über 25 Jahre. „Voraussetzung ist: Sie sind Kunden des Job Centers und kommen für eine Förderung über Bildungsgutschein in Frage“, klärt Reiner Siebert vom BFZ auf.
Das kürzlich von BFZ und VHS ins Leben gerufene Programm bietet gleich eine doppelte Perspektive: In einer ersten, fünfmonatigen Phase holen die Teilnehmer schulisches Grundwissen in Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Englisch nach. Am Ende steht - nach erfolgreich bestandener Prüfung - der Hauptschulabschluss der Klasse 9.
Im Anschluss gibt es in weiteren sechs Monaten Schlüsselqualifikationen für den Berufseinstieg an die Hand. Die Nachholwilligen dürfen, ihren Neigungen und Talenten entsprechend, einen Schwerpunkt aus Berufszweigen wie Gartenbau, Büro- und Verkaufsassistenz oder Krankenpflege wählen.
Wer durchhält, kann in den Genuss einer berufsspezifischen, eineinhalbjährigen Fachausbildung kommen - Praxis im Unternehmen und IHK-Zertifizierung inklusive.
Bis dahin ist es ein langer Weg. „Bei uns gibt es nichts geschenkt“, betont Seibert. Die in der VHS Anwesenden sind sich dessen bewusst. Einige sind auf der Strecke geblieben. „Wir lassen die Vergangenheit ruhen und schauen nur noch in die Zukunft“, beschreibt Sarah Kastner (24) die Stimmung. Sie und ihre Mitstreiter haben soeben die schulische Prüfung bestanden. Und die erste wichtige Hürde genommen. „Sie haben sich selbst bewiesen, dass sie keine ‚Loser‘ sind“, sagt die sichtlich stolze VHS-Fachbereichsleiterin Heike Hurlin.
Am 7. Februar startet eine neue Gruppe in das Programm. Weitere Infos zur zweifachen Weiterbildung gibt es am Mittwoch, 26. Januar, um 14 Uhr in der 1. Etage der Volkshochschule.
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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