Grundschule ja, Betreuungsplatz nein - Familie auf der Suche

Kinder aus der Karlschule - hier in einer Projektwoche - gehen nachmittags oft ins Förderturmhaus vor der Zeche Carl. Auch dort  sind Eltern froh über die Betreuungsmöglichkeit. | Foto: Gohl
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  • Kinder aus der Karlschule - hier in einer Projektwoche - gehen nachmittags oft ins Förderturmhaus vor der Zeche Carl. Auch dort sind Eltern froh über die Betreuungsmöglichkeit.
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Die Grundschulen im Umfeld kennen sie jetzt ziemlich gut, dabei wollten sie gar nicht alle kennenlernen. Doch in Stoppenberg, wo ihr Sohn demnächst die erste Klasse besucht, war in der Nachmittagsbetreuung kein Platz frei. Somit begann für die Eltern die große Suchaktion.

Viele Berufstätige sind darauf angewiesen, dass ihr schulpflichtiges Kind nachmittags betreut wird. Um das anzubieten, arbeiten Schulen mit privaten Vereinen zusammen. Das trifft auch für die Niko­lausschule zu. Als der Sohn der Familie Thiemann (Name von der Redaktion geändert) im November dort angemeldet wurde, „haben wir ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir aufgrund unser beruflichen Situation auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind“, berichten die Eltern.
Dann passierte lange Zeit nichts. Bei einem Elternabend Anfang Juni sei der Antrag für den Betreuungsverein ausgehändigtworden - mit der Bemerkung, der Bedarf werde die Plätze wohl übersteigen. Der Auswahl diente ein persönliches Gespräch, in dem die Eltern den Bedarf darlegten. Allerdings ohne Erfolg, denn wenig später wurde den Thiemanns mitgeteilt, dass ihr Antrag nicht berücksichtigt wurde: „Zwei Wochen vor den Sommerferien!“
Was folgte, war eine Telefonaktion von Schule zu Schule, von Betreuungsverein zu Warteliste. Das Ergebnis war zunächst mal kein Platz für den Sohn, sondern ein offener Brief an den Oberbürgermeister, in dem die Eltern ihrem Ärger Luft machen.
Dabei ärgern sie sich gar nicht über die Schulen. „Die waren alle sehr bemüht“, betont die Stoppenbergerin. Sie und ihr Mann können aber nicht verstehen, „dass wir demnächst einen Rechtsanspruch haben, unser einjähriges Kind betreuen zu lassen, damit wir in das Berufsleben einsteigen, aber wenn es dann auf die Schulzeit zugeht, sind Betreuungsplätze Glückssache“.
Die vom Jugendamt aufgezeigte Tagespflege erwies sich nicht als Lösung. Dort, so die Eltern, werde in erster Linie Kleinkindbetreuung geboten. Auch könnten Tagesmütter nicht so flexibel reagieren, wie ein Stundenplan sei. Von der Frage, wie das Kind von der Schule zur Tagesmutter komme, noch ganz abgesehen.
Bei ihrer Grundschul-Odyssee - bereit, den Sohn woanders anzumelden, falls Betreuungsplatz vorhanden - erfuhren die Thiemanns, dass an vielen Einrichtungen im Bezirk VI Wartelisten bestünden: „Und da stehen auch Alleinerziehende drauf.“ Doppelanmeldungen wie bei Kindergärten seien nicht zulässig.

Aus der Stadtverwaltung gibt es jedoch keine Bestätigung für ein generelles Problem. Von einem „Einzelfall“ spricht die Pressestelle, und betont, die Vergabepraxis liege bei privaten Vereinen, nicht bei der Stadt. Die Versorgung jedenfalls sei im Bezirk VI und auch im Bezirk V gut, nur gelegentlich gebe es höheren Bedarf. Etwa an der Stadthafenschule, wo die baulichen Gegebenheiten einer Erweiterung im Wege stünden. Insgesamt gelte: „Die Nachfrage ist stabil.“
Den Thiemanns gelang es letztlich, Schule samt Betreuungsplatz für den Sohn zu finden: die Bonifaciusschule knapp außerhalb des Bezirks. Allerdings, so erfuhren sie, entfielen die dortigen Zusatzplätze dafür an der Regenbogenschule in Frillendorf.
Unterm Strich bleibt alles gleich. Man könnte auch sagen: stabil.

Kinder aus der Karlschule - hier in einer Projektwoche - gehen nachmittags oft ins Förderturmhaus vor der Zeche Carl. Auch dort  sind Eltern froh über die Betreuungsmöglichkeit. | Foto: Gohl
An der Nikolausschule - hier Erstklässler aus dem vergangenen Schuljahr - kam es zu Engpässen, was die Betreuung nach dem Unterricht angeht. | Foto: Gohl
Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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