Geschenktipp: Terminplaner, absturz- und beziehungssicher
Wir befinden uns ja im Zeitalter der Computer, Pads und Handys, was sicherlich auch einiges erleichtert, andererseits den einen oder anderen schon zur Verzweiflung gebracht hat. Mich zum Beispiel.
Morgens, 7.00 Uhr in Deutschland/Karnap. Kaffee wird gekocht, Schnittchen gemacht, PCs fahren hoch - nur meiner nicht. Kein blaues Blinklicht an Hub und Maus, kein Summen des Ventilators - nix! Taste rein, Taste raus, Stecker rein, Stecker raus. Nix. PC raus, entstaubt, gewackelt, Anschlüsse überprüft. Nix. Einschaltversuch der Vierte: Fehlschlag.
Mist. Wann habe ich welchen Termin? Was liegt an? Wer hat Geburtstag? Was muss ich vorbereiten? Was ist mit meinen social Communities? Meinem Networking? Meiner Homepageaktualisierung? Blankes Entsetzen in meinen Augen, Schweißperlen bilden sich langsam auf der Oberlippe, mein Puls steigt bedrohlich.
Alternativ blicke ich auf mein Handy - ist ja alles synchronisiert. Doch Schockschwerenot: Das Display muckst sich nicht. Akku leer? Schnell in die Ladestation, aber auch hier absolute Funkstille. Es folgte wildes Herumdrücken auf allen Tasten....ahhhh.....es blinkt....Hoffnung macht sich breit. Leider hat sich das Programm aufgehängt, der Terminplaner leuchtet mir leer entgegen. Irgendwie hat sich da alles gelöscht.
Reflexartig: Ein böser Blick zu meinem Göttergatten. Hat ER vielleicht etwas damit zu tun, weil er sich vernachlässigt fühlt? Unschuldig wie ein frisch geborenes Lamm blickt er mich ratlos an. Und selbst wenn er es gewollt hätte, wäre es schwierig geworden. Er hat selbst so einige Handycaps im Umgang mit der modernen Technik, denn er leidet in seinem Alter an akuter Techniklegasthenie.
So steht er beispielsweise lediglich mit einem filigranen Stäbchen bewaffnet vor seinem klingelnden Handy, welches sich 6 cm entfernt von dem bebrillten Auge befindet. Die Faszination der winzigen Icons und Buchstaben in Microschrift ereilt ihn keineswegs. Statt dessen versucht er, laut fluchend über die Technik, den Anruf entgegen zu nehmen. " Hallo?" - hört man ihn rufen, wenn er per Zufallsgenerator auf irgendeinen der bunten Knöpfe gedrückt hat. Und nochmal "Hallo? Wer ist denn da?....Mann, blödes Ding. Wo issn hier der Knopf? Welcher war das denn nochmal?".
Also: Absurde Idee von mir. Nein, er war es nicht. Wutschnaubend stapfte ich hin und her, meckerte über den noch umherstehenden Müllbeutel, das nicht ordnungsgemäß aufgehängte Handtuch, die Krümel auf der Anrichte und was mir sonst noch so einfiel, um meine anschwellenden Aggressionen abzubauen. Man(n) ist eben manchmal Opfer, auch, wenn er unschuldig ist.
Nach etlichen Telefonaten stand per Nah- und Ferndiagnose fest: Am PC ist das Netzteil hinüber, das mit dem Handy ist einfach Pech. War ja klar. Wenn, dann geht das Pech stets in Serie.
Also auf zum Elektromarkt meines Vertrauens, Netzteil besorgen, einbauen....warten....Juchuu, er funktioniert wieder! Die Stunden bis zum einsatzfähigen Rechner waren für meinen Mann sicher die schlimmsten seit Beginn unserer Beziehung.
Vorbeugend bekam ich gestern von ihm ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Einen schicken, schwarzen Terminplaner. Ist schon voll retro, so mit Papier und Kugelschreiber Termine und Adressen einzutragen..., ja, fast schon wieder cool! Das Ding hat den Vorteil, dass es weder ein Netzteil hat, das den Geist aufgibt, noch, dass es abstürzen kann. Es sei denn, ich lasse es fallen - aber selbst dann funktioniert das Filofax noch tadellos.
Meine Befürchtung, dass dieses Geschenk von ihm nicht ganz uneigennützig war, wurde mit einem liebevollen Lächeln seinerseits begleitet.
Der ach so unmoderne Terminplaner ist ein wirklich wertvoller Beitrag für eine stressfreie Beziehung und besinnliche Vorweihnachtszeit! Und als Zeichen meiner Liebe habe ich für jeden Donnerstag Abend eingetragen: "Nicht meckern, wenn Schatzi heute Abend den Müll nicht rausbringt!". Was ist schon das Vergessen eines schnöden Müllbeutels im Verhältnis zu dem drohenden Totalverlust meiner virtuellen Identität und Kommunikationsfähigkeit?
Gottlob habe ich einen Partner, der mich in solchen Extremsituationen daran erinnert, dass es auch ein ganz normales, reales Leben gibt. Im übrigen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr zeitsparend ist, einfach ein Büchlein aufzuschlagen, anstatt sich durch das Menue des Rechners oder Mobilteils zu klicken, um nachzusehen, wann der eigene Kennenlern- oder Hochzeitstag ist.....Schatz, ich danke Dir!
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