Ganz genauer Blick in den Körper
Die Forschung nähert sich dem Alltagseinsatz. In drei bis vier Jahren dürften im Klinikalltag MRT-Geräte zum Einsatz kommen, die wesentlich genauere Bilder des menschlichen Körpers liefern als bisher. Große Vorarbeit wird durch Forscher geleistet, deren Institut auf der Kokerei Zollverein beheimatet ist.
Gerade erst gab es im ehemaligen Leitstand der Kokerei Grund zum Feiern. Im seit 2006 angesiedelten Erwin L. Hahn-Institut wurde der 1.000 Proband„in die Röhre geschoben“, wie man so sagt. Wer mit dem sieben Tesla starken Magnetresonanztomografen (MRT) untersucht wird, darf nicht unter Klaustrophobie leiden. Doch auch in dieser Hinsicht werden die neueren Geräte im medizinischen Alltag künftig komfortabler sein.
Sieben Tesla - der Wert gibt Auskunft über die Stärke des Magnetfeldes, mit dem das von der Firma Siemens zur Verfügung gestellte Gerät auf Zollverein arbeitet. Zum Vergleich: In Kliniken usw. kommen derzeit zumeist 1,5 bzw drei Tesla zum Einsatz. Der Vorteil der großen Zahl: je stärker, desto genauer die Bilder. So werden mit Hilfe des Sieben-Tesla-Gerätes zum Beispiel Gehirnstrukturen erkennbar, die Anzeichen auf Alzheimer oder Epilepsie geben, die Multiple-Skerose-Verläufe einordnen helfen, die einen Schlaganfall lokalisieren lassen oder beim Tumor die Biopsie ersetzen könnten.
Aufgabe der Forscher im Erwin L. Hahn-Institut ist es darzulegen, ob der Einsatz der 7-T-Geräte sinnvoll ist, und zwar nicht nur für Untersuchungen des Gehirns, sondern des ganzen Körpers. Sinnvoll und bezahlbar ist aber nicht dasselbe (s. Infokasten). Doch Prof. Dr. Mark E. Ladd, der Leiter des Instituts, ist sicher: „Die Arbeit mit sieben Tesla wird möglich sein - am ganzen Körper und kommerziell.“
Denn die Mediziner nicht nur in den Kliniken drängen darauf. Ladd: „Bildgebung spielt eine immer größere Rolle, und Ärzte wollen schnell ein genaues Testergebnis, um handeln zu können.“ Ein einziges Bild statt tage- und wochenlanger Tests - das wäre es. Aber ganz so reibungslos geht das noch nicht. Unproblematisch und genau ist der Einsatz der starken Magnetfelder schon jetzt am Kopf, am Knie, am Herzen - an begrenzten Bereichen des Körpers eben. Versucht man aber, den gesamten Menschen abzubilden, ergeben sich Auslöschungen: schwarze Streifen, die das Bild überlagern. Doch das sind technische Probleme, die lösbar sein dürften.
Eines übrigens ist auf den MRT-Bildern manchmal nicht sichtbar: die Fettschicht. Sie wird oft unterdrückt. Schade, dass das von der Realität noch weit entfernt ist.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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