Es kracht in der Baumkrone

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Was der Kastanie die Pseudomonas, ist der Platane die Massaria: ein Übel. Durch Bakterien bzw. Pilze werden Bäume krank und geschwächt. Sie müssen wenn nicht gefällt, so doch beobachtet werden. Doch das ist nicht der einzige Grund für Bestandsaufnahmen in Sachen Baum.
Ob Klimawandel, Schadstoffe oder lang anhaltend feucht-milde Witterung - wahrscheinlich alle zusammen und weitere Ursachen machen den Bäumen das Leben schwer. Und ihren Besitzern das Leben teurer, denn die Krankheit eines großen Baumes im Wohngebiet darf nicht ignoriert werden.
Bestandsaufnahme ist das Gebot der Stunde, auf öffentlichem wie privatem Grund, damit nicht Menschen zu Schaden kommen. Solche Bestandsaufnahmen sind aufwändig und kostspielig. Nehmen wir nur mal Altenessen und nur mal eine Baumart, die Platane. Von 574 im Stadtteil ermittelten Platanen (nur Straßenbäume wurden gezählt) weisen lediglich 158 keinen Massaria-Befall auf. Alle anderen sind von der durch einen Pilz verursachten Krankheit betroffen, wie aus einem Bericht hervor geht, der zur Zeit die Bezirksvertretungen durchläuft.
Da die Symptome von Massaria in den Kronen und oft auf der Oberseite der Äste zu sehen sind, muss man in die Krone klettern bzw. einen Hubsteiger nehmen. Da selbst dicke Äste in kurzer Zeit absterben können, erfolgen Kontrollen oft. Ein „wirtschaftliches Mengenproblem“ nennen die Fachleute aus der Verwaltung das. Die Bewältigung sei finanziell und personell schwierig.
Ein anderer Krankheitskomplex lässt sich an Kastanien beobachten: Pseudomonas. Die Bakterien ziehen „Sekundärschädlinge, zum Beispiel Winterrübling und Samtfußrübling“ nach sich, erläutert Roland Haering von Grün und Gruga. Das sind Pilze, sichtbar an der Rinde. Nicht so leicht erkennbar ist nachfolgende Fäulnis, die in kurzer Zeit Kronen und ganze Stämme brechen lassen kann. An der Schönebecker Straße zeigten sich die Folgen schon: Bäume fielen im Sturm bzw. mussten gefällt werden.
Auch von der Altenessener Straße und vom Klaumerbruch kennt Haering das Problem: „Auf einer Fachtagung wurde vermutet, dass durch Klimawandel, zum Beispiel der Trockenstress für Bäume im Frühjahr 2011, Vitalitätsminderungen verstärkt eintreten.“ Gerade „Komplexkrankheiten“, bei denen mehrere Schadorganismen wirken, würden so noch verstärkt. Unklar ist, wo überall etwas unternommen werden muss. Haering: „Eine sogenannte Nachfällliste wird zur Zeit erst erstellt.“
Wissen, was nötig ist, wollen auch private Besitzer, zumal, wenn sie über viel Grund verfügen. Bei Sahle Wohnen war man verblüfft, dass ein erstes Baumkatasterdie Zahl von 12.800 Bäumen ergab - über etliche Städte in Deutschland verteilt. „Unser Unternehmen verfügt im Essener Norden über 430 Bäume“, sagt Pressereferent Michael Sackermann. Besonders grün sei es in den Wohnanlagen Viktoriastraße (60 Bäume), Stoppenberger Straße (56) und Frintroper Straße (54).
Eine Berliner Firma nahm für Sahle die Untersuchungen vor. Anzahl, Alter, Zustand und Größe wurden überprüft, ferner Vitalität, Erkrankungen und Gefahren. Sackermann: „Alle Bäume wurden begutachtet, mit Plaketten gekennzeichnet, katalogisiert, nach Art und Zustand in einer Datenbank genau erfasst. Jedes Jahr aufs Neue werden die Bäume jetzt gesichtet und die Ergebnisse fortgeschrieben.“ Wo akuter Handlungsbedarf herrscht, wird gefällt, ansonsten stehen Kronenschnitt, Totholzentfernung oder Rückschnitt auf dem Programm.
Die Kosten sind für die Mieter in der Gartenpflegepauschale enthalten. Für die Straßenbäume der Stadt dagegen muss inzwischen im Haushalt schon kräftig umgeschichtet werden.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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