Erst lesen, dann einkaufen
„Nicht ohne meine Lesebrille“, lautet mein Grundsatz beim Einkauf, denn Zutatenlisten sind klein und diskret. Für jemanden mit Lebensmittelunverträglichkeit gilt aber: Erst lesen, dann kaufen.
Reden wir mal gar nicht vom kleinen Chemiebaukasten, mit dem manche Chipspackung es aufnehmen kann. Reden wir über ganz natürliche Sachen: Milchzucker? Finger weg! Gluten? Sicherheitshalber nicht. Sorbit? Zurück ins Regal. Fruchtzucker? Hölle und Teufel!
Ich kenne mich aus mit Dingen, die ich nie wissen wollte: Lebensmittelunverträglichkeiten. Zwei häufige sind jene gegen Milchzucker (Lactose) und Fruchtzucker (Fructose). Obwohl, wie Forschungen zeigen, gut und gerne 20 Prozent der Erwachsenen hierzulande eine Lactoseintoleranz haben und zehn bis 20 Prozent eine Fructosemalabsorption, wissen viele nichts davon. Sie ahnen nicht, woher ihre Beschwerden rühren. Und auch mancher Arzt tippt bei Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen eher auf Reizdarm.
Wer die Lösung kennt, muss die Ernährung umstellen. Nicht einfach, zumal ein Darm, der Milchzucker nicht verträgt, oft auch mit Fruchtzucker nichts anfangen kann. Umstellung bedeutet Verzicht - im Sommer auf frische Früchte, im Winter auf Vollmilchschokoprinten. Gemüse, Vollkorn und Fertigprodukte sind ganzjährig ein Problem.
Auch auswärts essen wird schwierig. Lässt sich im Restaurant noch gut über Saucen- oder Gemüsetausch verhandeln, wird eine private Einladung schnell zum Spießrutenlauf: Käsesuppe, Lasagne mit Béchamelsauce, Tomaten und Käse, Tiramisu. Als Betroffener hat man die Wahl, zu essen und die Folgen zu ertragen oder schüchtern um ein Margarinebrot zu bitten.
Zum Glück gibt es in jedem Supermarkt, der auf sich hält, lactosefreie Milchprodukte. Es gibt auch - in Apotheken und Drogeriemärkten - Lactasetabletten, die Milchzucker verträglicher machen. Nur gegen Fruchtzucker ist noch kein Kraut gewachsen. Die Gabe von Traubenzucker soll seine Aufnahme im Darm verbessern. Nicht jeder, der es probiert, ist überzeugt. Ein alternatives Süßungsmittel wäre Stevia. Das Süßkraut - wer ein Blättchen langsam kaut, meint den Mund voller Bonbons zu haben - entwickelt sich zu einem Zuckerersatzstoff. Noch aber ist es umständlich einzusetzen, da die fabrikmäßige Produktion auf sich warten lässt.
Bis dahin wird weiter gelesen und dann erst gekauft, denn Milch- wie Fruchtzucker lauern oft, wo man sie nicht erwartet. Milchzucker wird verwendet als Füllstoff, Fruchtzucker galt lange als sooo gesund. Manche glauben das immer noch.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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