Auch die Friedhofspaten gaben auf
Es war ein Projekt, das bundesweit Aufsehen erregte, doch es hielt nur etwas mehr als zwei Jahre. Dann, vor etwa zwei Monaten, gaben die Karnaper Friedhofspaten auf. Der Vandalismus - also genau das Problem, wogegen sie kämpften - war stärker.
„Es war ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Guido Reil. Der Karnaper SPD-Ratsherr hatte den Versuch im April 2009 ins Leben gerufen und selber mitgemacht. Eine Gruppe von Paten schloss morgens und abends die Fußgängertore zum Karnaper Friedhof auf und zeigte auch darüber hinaus Präsenz - durch einheitliche Westen leicht erkennbar.
Inzwischen ist einer von ihnen verstorben, und „Ersatz zu finden ist nicht leicht“, weiß man bei Grün und Gruga. „Aber das ist nicht der Hauptgrund“, betont Reil. „Es gab zu viel Vandalismus. Gleichzeitig dachten viele Leute, die Paten seien für alle möglichen Arbeiten zuständig. Sie wurden im Stadtteil ständig angesprochen, sich mal hierum, mal darum zu kümmern.“ Die Belastung sei auf Dauer einfach zu hoch gewesen.
Über ein Problem anderer Art ärgert sich Ulrike Eryigit. Sie pflegt das Grab ihres Mannes auf dem muslimischen Teil des Hallo-Friedhofs. „Aber da ist oft kaum ein Durchkommen.“ Die ohnehin sehr schmalen Wege zwischen den Gräbern seien zugewuchert. Zumal jemand, der eine Gehhilfe brauche, habe es schwer.
„Die Pflege dort erfolgt, wie auch anderswo auf unseren Friedhöfen“, betont dagegen Hans-Joachim Hüser von Grün und Gruga. Oft jedoch würden Gehölze auf die Gräber gepflanzt, die dann zu stark wüchsen und die Begehbarkeit der Wege einschränkten: „Aber wir können das nicht ohne weiteres zurückschneiden.“ Die Angehörigen müssen sich selber um die Pflanzen kümmern, die sie gesetzt haben.
Von anderen Stolperfallen auf den Wegen des Hallofriedhofs berichtet Daniela Hecht, die dort das Grab ihres Großvaters besucht: „Schon auf dem Weg dorthin stolpere ich fast, weil dieser nur aus Schutt und Steinen besteht und normal gar nicht mehr begehbar ist.“
Definitiv nicht in der Verantwortung von Grün und Gruga liegt ihr zweites Ärgernis: Da wird die Grablampe gestohlen, da spielen Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern auf freien Grabflächen Frisbee. : „Absolut pietätlos. Ich habe meinen Hund auch immer dabei, aber an der Leine."
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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