Zum Tode von Berthold Beitz
Er wurde „der letzte Krupp“ genannt - dieser Anspruch prägte auch sein Leben. Berthold Beitz war der letzte Vertreter einer Unternehmer-Dynastie, die es in dieser Form nicht mehr gibt. Als Lenker eines Großkonzerns hat er alle Fäden in der Hand gehalten und mit Macht, Souveränität und oft auch Unerbittlichkeit das Unternehmen ThyssenKrupp bis zuletzt mitbestimmend auf seinem Kurs gehalten. Sein Tod wird vieles verändern - nicht nur bei ThyssenKrupp.
Seine Stiftung hat vor allem auch die Geschicke der Stadt Essen entscheidend geprägt. Prestigeobjekte wie die Philharmonie oder das neue Museum Folkwang hätte es ohne Beitz und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in der heutigen Form nicht gegeben. Unzählige Millionen hat er zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger investiert. Und er hat dafür gesorgt, dass der Konzern ThyssenKrupp seine Zentrale wieder in Essen ansiedelte.
Der gewaltige Kubus im Essener Westen ist weithin zu sehen, der das Gelände erschließende Boulevard trägt schon Jahre vor seinem Tod seinen Namen.
Beitz Schaltzentrale aber war die Villa Hügel - bzw. sein Büro in unmittelbarer Nachbarschaft, nur einen Steinwurf entfernt vom imposanten ehemaligen Wohnhaus der Familie Krupp, in das so mancher Staatsmann im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ein- und ausging. Hier und in seinem Haus am Weg zur Platte war er zuhause.
Während seiner Zeit als Betriebsleiter der Karpaten-Öl in Galizien, das damals von den Deutschen besetzt war, stufte er mehrere hundert jüdische Zwangsarbeiter als unentbehrlich für die Erdölindustrie ein und beschäftigte sie in seinen Fabriken.
Auf diese Weise rettete er ihnen das Leben. 1973 erhielt er dafür den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Auch seiner Frau Else, mit der er über 70 Jahre verheiratet war und drei Kinder hat, wurde dieser Titel 2006 verliehen.
Als enger Vertrauter von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach führte Beitz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Tode Alfried Krupps im Jahre 1967 als Generalbevollmächtigter die Geschicke der Firma. Ab 1970 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender und 1989 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates im Krupp-Konzern. Diese Funktion hatte er bis zu seinem Tode auch noch in der heutigen ThyssenKrupp AG inne.
Nach dem Tode Alfrieds wurde das Kruppsche Privatvermögen auf Beitz‘ Geheiß in eine Stiftung überführt. Er betrachtete es als Vorsitzender und geschäftsführendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Zeit seines Lebens als seine Aufgabe, den letzten Willen Alfried Krupps zu erfüllen. Bemerkenswerter Weise verstarb Beitz genau an dessen Todestag, dem 30. Juli.
Bis zuletzt war Berthold Beitz‘ Gang aufrecht und sein Erscheinungsbild tadellos. Er war Zeit seines Lebens eine imposante Erscheinung und vermochte es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Vor allem auch viele junge Stipendiaten, die ihm begegnet sind, werden diese Zusammentreffen sicherlich nicht vergessen.
Nur wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag ist Beitz in Kampen auf Sylt in seinem Ferienhaus verstorben. Der Bundespräsident hatte sein Kommen zur Geburtstagsfeier auf dem Hügel fest zugesagt.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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